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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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sie hinaustraten auf den von zahllosen Lichtern und Reklamehologrammen erhellten Boulevard. Freehaven war eine Stadt, die niemals schlief …
      
    Sechs Standardtage nach ihrem Abflug von Freehaven erreichten Ailin und John an Bord der Diana den Transferbereich Richtung Stamfani. Sie hatten sich für diesen Abstecher entschieden, weil das Reservat der einzige Ort war, an dem sie möglicherweise etwas über die Vogelmenschen und das Malik-Wesen herausfinden konnten. Außerdem war das Risiko gering, vor Ort in Auseinandersetzungen verwickelt zu werden oder in Konflikt mit den Behörden zu geraten.
    Noch war das Portal – zumindest für einen Laien – nicht zu erkennen, aber nach Auskunft der Bordsysteme empfing das Schiff bereits die Leitsignale der dort verankerten Funkbojen. Obwohl Johnny unterwegs viele Stunden damit verbracht hatte, sich von James in die Geheimnisse der Steuerung und Navigation einweisen zu lassen, blieb das Anflugmanöver natürlich Angelegenheit der KIs. Die Abstimmung zwischen James und der Schiffsintelligenz verlief offenbar unproblematisch, was natürlich täuschen konnte, weil Johns ehemaliger Majordomus die Kommunikation allein bestritt.
    Überhaupt schien James die unfreiwillige Auszeit erstaunlich gut verkraftet zu haben, doch vielleicht dauerte die Phase der Neuorientierung auch noch an. Immerhin war seine gesamte Hardware grundlegend modifiziert worden, sodass er sich fühlen musste wie jemand, der nicht nur in ungewohnter Umgebung, sondern überdies in einem vollkommen fremden Körper aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Angesichts dieser Umstände verhielt er sich ausgesprochen kooperativ und begnügte sich mit den Erklärungen, die ihm sein Herr und Meister guten Gewissens geben konnte.
    Den heikelsten Punkt hatte John Varley allerdings ausgespart. Es genügte, wenn er sich selbst vergeblich den Kopf darüber zerbrach, wie der Marker in seinen Körper gelangt war, den Ailin entfernt hatte. Es konnte eigentlich nur auf Patonga passiert sein, es sei denn, er trug die Kapsel schon längere Zeit mit sich herum. Aber wer konnte ein Interesse daran gehabt haben, ihn als Ziel zu markieren? Gewiss niemand aus seinem persönlichen Umfeld oder überhaupt aus New Stanford, also blieb eigentlich nur jemand übrig, dem er im Rahmen seiner Recherchen zu nahe getreten war.
    Das Militär und die Sicherheitsbehörden bedienten sich allerdings nicht so grobschlächtiger Mittel, um eine einzelne Person aus dem Verkehr zu ziehen, und vom organisierten Verbrechen hatte John sich stets ferngehalten. Wie er es auch drehte und wendete: Patonga blieb die wahrscheinlichste Variante. Auch deshalb hatte James den Marker verschwiegen, denn er ahnte, auf wen der Verdacht der KI zuerst fallen würde …
    »Erbitte Freigabe für Anflug auf N-Raum-Portal gemäß Zielvorgabe«, meldete sich James in diesem Moment und riss John aus seinen Betrachtungen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Ailin und bestätigte dann das Kommando. Nur Sekunden später begann das Schiff, leicht zu vibrieren, und Johnny spürte den sanften Andruck der Beschleunigung. Anhand der eingeblendeten Markierungen konnte er inzwischen auch das kreisrunde sternlose Areal auf dem Monitor ausmachen, auf das die Diana mit wachsender Geschwindigkeit zusteuerte.
    »Bitte nehmen Sie jetzt das vorgesehene Medikament ein und verlassen Sie Ihre Plätze nicht mehr.« Dieses Mal war es die Schiffs-KI selbst, die sich mit unterkühlter Stewardessenhöflichkeit zu Wort meldete. »Ich aktiviere programmgemäß die Sicherheitsfelder.«
    Obwohl Johnny den Transfer lieber in seiner Kabine hinter sich gebracht hätte, fügte er sich in die Gegebenheiten und schüttete den vom Medcenter bereitgestellten Tranquilizercocktail mit einem einzigen Schluck hinunter.
    »Du weißt gar nicht, was du verpasst«, bemerkte Ailin mit einem versonnenen Lächeln.
    »Was denn?«, fragte Johnny pflichtschuldigst zurück. Im Grunde hätte es ihn auch gewundert, wenn Ailin sich dem üblichen Prozedere unterworfen hätte.
    »Die Wirklichkeit«, versetzte sie so überzeugt, dass er sich zum Widerspruch genötigt sah.
    »Welche Wirklichkeit?«, erkundigte er sich leicht pikiert. »Der leere Raum draußen genügt dir wohl nicht mehr?«
    »Was wir wahrnehmen können, ist die Ausnahme, egal ob leer oder nicht.«
    »Und was ist die Regel?«
    Die Lautsprecherstimme des Schiffes unterbrach ihren Disput: »Achtung, das Schiff befindet sich im Zielanflug auf das Portal und wird in sechzig

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