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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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hinterließen, registrierte er ebenso wenig wie das Blut, das ihm den Nacken hinabrann. Sein Denken hatte ausgesetzt und sein Verlangen reduzierte sich auf ein einziges Ziel: es zu Ende zu bringen, jetzt, egal was danach mit ihm und ihnen geschah. Im Moment des Einswerdens trafen sich ihre Schreie. Lust und Schmerz explodierten in einem flammenden Lichtermeer, das aufblühte, seine Kraft verlor und langsam erlosch.
    Johns Muskeln erschlafften beinahe schlagartig. Er schloss die Augen und lehnte sich erschöpft zurück. Vielleicht schlief er sogar für ein paar Minuten ein, obwohl er sich später natürlich nicht mehr daran erinnern konnte.
    Als er zu sich kam, war das Verlangen zurückgekehrt. Wahrscheinlich war er auch nur deswegen erwacht. Ailins hatte sich über seinen Schoß gebeugt, und obwohl ihre sanften Bewegungen kaum Druck ausübten, genügte allein das Spiel ihrer Zunge, um ihn Schmerz und Erschöpfung vergessen zu lassen. Seine Müdigkeit verflog in gleichem Maße, wie Kraft und Erregung zurückkehrten. Was kam, war so unaufhaltsam wie eine Lawine, und schon im nächsten Moment war Johnny nicht mehr Herr seiner Sinne; ein archaischer Teil seines Wesens hatte sich aus den Fesseln befreit und riss mit ungebändigter Kraft alle Schranken nieder.
    Später, als die Erschöpfung das Tier vertrieben hatte, erinnerte sich John nur an einzelne kaleidoskopartige Bilder und Geräuschfetzen, die Zweifel in ihm säten, ob es sich tatsächlich so abgespielt haben konnte. Falls dem so war, dann hatte nicht nur er allein die Kontrolle verloren, es sei denn, selbst das war ein Teil von Ailins Spiel …
    »Du bist verrückt«, murmelte er kraftlos, nachdem er auf dem harten Kunststofffußboden erwacht und zumindest so weit zu sich gekommen war, dass er seine Umgebung wieder bewusst wahrnahm. Ailin lag wie eine Katze zusammengerollt neben ihm und betrachtete ihn mit einem sphinxhaften Lächeln. Vielleicht amüsierte sie sich über sein schmerzverzerrtes Gesicht, möglicherweise aber auch über seine verkrampfte Haltung. Johnny brauchte den Leidenden jedoch nicht zu spielen. Seine Hoden schmerzten, als wären sie in eine Zitronenpresse geraten, an Knien und Ellbogen spürte er die Vorboten künftiger Blutergüsse und in seinem Nacken begannen die Schnitte und Kratzer zu verschorfen. Ailin dagegen sah aus, als wäre sie gerade aus dem Schönheitsschlaf erwacht.
    »Und wenn schon«, murmelte sie träge. »Vorhin hattest du nichts dagegen.«
    Nein , dachte Johnny deprimiert, hatte ich nicht. Aber irgendwann wirst du mich umbringen dabei …
    »Nun mach nicht so ein Gesicht, du Held.« Ailin zwinkerte ihm aufmunternd zu, bevor sie aufstand und begann, ihre Sachen aufzusammeln. »Ein bisschen Salbe und ein kleines Pflaster, und du bist wieder wie neu.«
    »Wenn du meinst.« Es war schwer, ihrer Munterkeit zu widerstehen, die völlig ungezwungen wirkte. Also quälte sich John auf die Beine, unterdrückte jeden Schmerzenslaut und brachte so einen einigermaßen würdevollen Abgang zustande, auch wenn seine Rückansicht auf dem Weg in die Kabine eher der eines geschlagenen Kriegers ähnelte. Aber immerhin ging er auf eigenen Füßen …
      
    »Du wolltest mir etwas erzählen«, brach John Varley als Erster das Schweigen, nachdem sie sich bis dahin stumm ihrer Morgenmahlzeit gewidmet hatten. Ailin war bereits vor Ort gewesen, als John die Bordküche betreten hatte, um sich einen Kaffee zu holen. Da sie für zwei gedeckt hatte, wäre eine Ablehnung unhöflich gewesen, auch wenn ihm kaum nach Essen zumute war.
    Aber sie mussten unbedingt reden, und so hatte er tapfer ausgeharrt, bis Ailin ihre keineswegs bescheidene Portion Rührei mit Schinken bewältigt hatte, während er selbst lustlos an einem Stück Toast kaute.
    »Und worüber?« Die Frau mied seinen Blick, was Johnny als Indiz dafür nahm, dass sie sehr wohl wusste, worauf er anspielte.
    »Zaramu.« Er sprach das Wort mit der gleichen Betonung aus wie sie, mit einem harten »S« am Anfang und einem verlängerten Schlussvokal. »Ich muss wissen, was das bedeutet.«
    »Nein, das musst du nicht, Johnny.« Ihr Lächeln erlosch wie eine Kerze. »Es war ein schlechter Scherz von mir, sonst nichts. Vergiss es am besten.«
    Es war eine Ausflucht, so offensichtlich, dass Ailin ihn nicht einmal ansah dabei.
    »So etwas denkt man sich nicht einfach aus«, beharrte er und spürte Groll in sich aufsteigen. »Ich weiß, was du für mich getan hast. Aber das ist kein Grund, mich wie ein Kind

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