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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Krieger und eure Feinde demütigen und vernichten. In ihnen vereinen sich die dominanten Eigenschaften ihrer Eltern: Schönheit, Gesundheit, Langlebigkeit, geschlechtliches Verlangen, Unbekümmertheit, Entschlossenheit und Härte bis hin zu völliger Rücksichtslosigkeit. Eine Zaramu, so nennt man diese Geschöpfe aus zweierlei Sphären, kann niemand zähmen, ihr könnt jedoch ihre Loyalität gewinnen, in dem ihr ihnen eine Heimstatt bietet – einen Ort, an den sie jederzeit zurückkehren können. Dann werden sie nicht nur euch, sondern auch euren Kindern und Kindeskindern treue Dienste leisten. Das ist das ganze Geheimnis. – Geht nun zu eurem Volk und überlasst dem alten Mann wieder den stillen Gärten der reinen Betrachtung.«
    Er neigte sein Haupt zum Abschied und wandte sich dann ab, ohne die eilig hervorgestoßenen Dankesworte des Sprechers zu beachten. Als die Männer sich schließlich auf den Rückweg machten, hatte Loe Thai seinen gewohnten Platz wieder eingenommen und verharrte reglos wie eine Statue in meditativer Versenkung …
      
    »Das ist lange her«, fuhr die Frau nach einer Weile fort. »Und ich kann mich deshalb so gut an die Einzelheiten der Geschichte erinnern, weil der alte Sing Prah sie uns im Lauf der Jahre mehr als ein Dutzend Mal erzählt hat. Er hatte wohl ein schlechtes Gewissen wegen meiner Mutter, denn er kam öfter zu Besuch und brachte Lebensmittel und Kleider mit, die seine Töchter für uns genäht hatten. Er war kein schlechter Mensch, obwohl er meine Mutter auf dem Gewissen hatte, und es wäre mir schwergefallen, ihn zu töten. Zum Glück starb er, bevor ich in der Lage war, Hand an ihn zu legen.«
    John sagte nichts, obwohl Ailin ihn auffordernd ansah und zweifellos seinen Widerspruch erwartete. Natürlich hatte er schon die ganze Zeit über geahnt, dass sie irgendwann einen Bogen von den damaligen Ereignissen zu ihrer eigenen Person schlagen würde, aber ihre letzte Behauptung war so ungeheuerlich, dass jede Reaktion darauf unangemessen oder gar kränkend ausfallen musste. Schließlich ließ Ailins Schlussbemerkung kaum eine andere Deutung zu, als dass sie selbst inzwischen Hunderte, wenn nicht gar Tausende Jahre alt war. Johnny mochte ein Narr sein, trotzdem war er ein Skeptiker, was das Übernatürliche anbetraf, und so konnte er diese absurde Geschichte unmöglich ernst nehmen …
    »Du glaubst mir nicht, oder?« Ailins Stimme klang vollkommen entspannt, und ihr Lächeln schien ihn sogar ermuntern zu wollen, seine Zweifel zu äußern.
    John Varley nickte und suchte nach Worten.
    »Du hattest recht«, sagte er schließlich. »Es klingt tatsächlich wie ein Märchen.«
    »Ich sagte, es würde sich so anhören«, erklärte sie ungerührt und griff wie in Gedanken nach ihrem Besteck. »Wahrscheinlich würde ich auch kein Wort davon glauben, wenn ich an deiner Stelle wäre.«
    Und warum hast du mir die Geschichte dann erzählt? , dachte Johnny und zuckte im nächsten Moment später erschrocken zurück, als Ailin plötzlich ausholte und sich die Besteckgabel mit voller Wucht in den linken Unterarm jagte. Ohne dabei auch nur die Miene zu verziehen, zog sie die Gabel danach wieder aus der Wunde, was den Blutstrom noch einmal verstärkte.
    »Schau genau hin«, forderte sie Johnny auf und lächelte über dessen Abwehrreflex, als sie den verletzten Arm in seine Richtung ausstreckte.
    Ungläubig beobachtete John, wie der Blutstrom versiegte, die Wunde innerhalb von Sekunden verschorfte, bevor der Grind im Zeitraffertempo rissig wurde, abplatzte und die frische Haut freigab, die sich über den Einstichen gebildet hatte. Das Ganze hatte kaum länger als eine halbe Minute gedauert, und wäre da nicht Ailins selbstzufriedenes Lächeln gewesen, hätte Johnny wohl an seinen Sinnen gezweifelt. Es gab keine sichtbare Narbe, nicht einmal helle Flecken über den Einstichen, nur makellos glatte gebräunte Haut, die nicht die geringste Verletzungsspur aufwies.
    »Das war irgendein Trick, nicht wahr?«, presste Johnny mühsam heraus und räusperte sich. Allerdings glaubte er selbst nicht daran. Die unglaubliche Heilung hatte sich direkt vor seinen Augen abgespielt; eine Manipulation war so gut wie ausgeschlossen. Das Problem war, dass es solche Wunderheilungen nicht gab, jedenfalls nicht bei Menschen …
    »Noch mal?«, erkundigte sich Ailin amüsiert und fuhr mit dem Daumen spielerisch über die Zinken der Gabel.
    Johnny schüttelte den Kopf. Er musste nachdenken – allein. Im Moment vermochte

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