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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Geschwindigkeit dieses Prozesses schien eine Kollision unvermeidlich zu sein und das Bremsmanöver der Diana allenfalls geeignet, die Wucht des Aufpralls zu mildern. Umso überraschter war John, als der Bremsdruck plötzlich nachließ und ein vergleichsweise moderater seitlicher Schub die eigentliche Kurskorrektur einleitete.
    Zunächst nur anhand der Parameter ablesbar, schob sich die Achse des Schiffes aus dem Zentrum der Planetenkugel nach links – ein Vorgang, der erst Minuten später auch in der Monitordarstellung sichtbar wurde. Die Diana hatte dem Planeten ihre Steuerbordseite zugewandt und würde planmäßig die berechnete Umlaufbahn erreichen. Ihre Geschwindigkeit lag inzwischen bei knapp 20 Meilen pro Sekunde und sank nur noch langsam.
    Obwohl die Entfernung zur Planetenoberfläche auf nur wenige Tausend Meilen geschrumpft war, blieb die Wolkendecke weiterhin undurchdringlich. Das galt, wie unter den gegebenen Umständen kaum anders zu erwarten, ebenso für die »Rückseite« des Planeten. Die Dicke der Wolkenschicht lag Radarmessungen zufolge durchgängig bei mehr als fünf Meilen. Was auch immer Stamfani zum Vogelparadies machte, übermäßige Sonneneinstrahlung war es auf keinen Fall …
    Die Sichteinschränkung war zwar ein Ärgernis, aber kein wirkliches Problem. Die Diana konnte das Oberflächenprofil des Planeten auch instrumentengestützt erfassen und gegebenenfalls einen geeigneten Landeplatz auswählen. Bedenklicher war das Schweigen des Planeten, zumal die Funkschatten-Erklärung mittlerweile hinfällig geworden war. Etwas war hier geschehen , kein Senderausfall und auch keine der üblichen Havarien, wie sie auf isolierten Stationen gelegentlich vorkamen. Warum er sich dessen so sicher war, hätte John nicht erklären können, er wusste es ganz einfach.
    »Wir kommen zu spät.« Ailins Stimme klang so kühl und beherrscht wie immer, dennoch jagten ihre Worte Johnny einen Schauer über den Rücken. Offensichtlich gingen ihre Überlegungen in die gleiche Richtung wie seine.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte er dennoch, ohne die Frau dabei direkt anzusehen. Er war nicht sicher, ob er ihrem Blick standhalten konnte.
    »Es ist nur so ein Gefühl«, erwiderte Ailin zögernd, »wie wenn man ein Haus betritt, in dem jemand gestorben ist. Das muss jedoch nichts besagen …«
    »Mir gefällt das Ganze auch nicht«, gab John zu. »Aber wenn wir überhaupt etwas herausfinden wollen, müssen wir landen. Es hat sicher keinen Sinn, auf besseres Wetter zu warten.«
    »Bestimmt nicht, also bringen wir es hinter uns.«
    Besonders zuversichtlich klang Ailins Antwort nicht, aber wenigstens waren sie sich einig.
    »Wie lange brauchen wir, um die Landung vorzubereiten, James?«, erkundigte sich John mit Blick auf die Konsole.
    »Die Kursberechnungen liegen bereits vor, Sir«, erklärte die KI so prompt, als hätte sie auf die Aufforderung gewartet. »Den optimalen Eintrittsbereich für eine Landung auf dem Festland dürfte die Diana in etwa 15 Minuten erreichen. Wenn wir das Manöver einleiten sollen, bitte ich um den Bestätigungscode.«
    »Früher warst du nicht so förmlich«, bemerkte John, bevor er der Aufforderung nachkam.
    »Früher hatten wir auch noch ein Zuhause, Sir«, erwiderte James trocken. »Die Dinge haben sich geändert …«
    »Das war unter den gegebenen Umständen kaum zu vermeiden.«
    »Ich weiß, Sir. Wir verlassen die Umlaufbahn in exakt 10 Minuten und 30 Sekunden.«
    »Okay, dann bis später.«
      
    Während des Sinkflugs versuchte Johnny, sich die Informationen, die er seinerzeit über Stamfani gesammelt hatte, ins Gedächtnis zurückzurufen. Doch das Einzige, woran er sich erinnern konnte, war der Umstand, dass der Planet zu 90 Prozent von Wasser bedeckt war und sich die Landmasse auf zwei weitgehend unfruchtbare Felseninseln verteilte. Aus ökonomischer Sicht war Stamfani uninteressant und hatte überhaupt nur den Weg in die Datenbanken gefunden, weil er auf Antrag von Stalive als Naturschutzreservat ausgewiesen war.
    Angesichts der abgelegenen Lage und der Unwirtlichkeit des Planeten kam John nicht umhin, den Idealismus der Lebensschützer zu bewundern, die freiwillig über Monate hier ausharrten. Ihm selbst fiel es jedenfalls schwer, sich einen trostloseren Ort vorzustellen als eine in Wolken gehüllte Felseninsel mitten im weiten Ozean.
    John warf einen Blick hinüber zu Ailin, die mit undurchdringlicher Miene auf den Monitor starrte, der noch immer nichts weiter zeigte als ein

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