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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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aufwendige Neuinszenierung der »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« – füllte noch immer das riesige Amphitheater bis zum letzten Platz und war inzwischen längst zum erfolgreichsten Theaterstück aller Zeiten avanciert.
    Dort, wo die alte Stadt einst in Flammen aufgegangen war, erhob sich ein riesiges Monument – eine holografische Version des Kampfes des heiligen Georg gegen den Drachen. Ringsum hatten Wallfahrer und natürlich der Orden der Heiligen Madonna der letzten Tage ihre Spuren hinterlassen: Dutzende holografischer Kreuze und Madonnendarstellungen zwischen Tausenden ewiger Kerzen, die das Monument wie eine leuchtende Aureole umgaben.
    »Pathetischer Quatsch«, war alles, was Roberta Ortega dazu zu sagen hatte.
    Miriam war allerdings nicht entgangen, dass sich die Kommandantin bekreuzigt hatte, als die Santa Esmeralda, das Flaggschiff des Ersten Geschwaders, das Monument passierte.
    Das Verhältnis zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen war dennoch erstaunlich entspannt, fast vertraulich. Falls Miriams Sonderstatus – Farr hatte sie als »wissenschaftliche Beraterin« praktisch außerhalb der militärischen Hierarchie gestellt – die Kommandantin verdross, dann ließ sie sich das zumindest nicht anmerken. Von Miriams eigentlicher Mission wusste sie, zumindest offiziell, noch nichts. Die Instruktionen für die finale Angriffsoperation lagen in einem versiegelten Umschlag, der erst nach Ortung und Sicherung des »Rattenlochs«, wie der Codename des hypothetischen N-Raum-Tunnels zum Burgon-System lautete, geöffnet werden durfte.
    Nur einmal hatte es einen Missklang gegeben, als die Sprache auf Colonel Farr gekommen war. Miriam hatte auf die entsprechende Frage der Ortega hin zugegeben, dass sie ihn vermisste, worauf die resolute Spanierin sich zu einer abfälligen Bemerkung hinreißen ließ: »Wenn er ein Mann wäre, hätte er dich nicht allein fliegen lassen.« Miriam hatte nicht direkt widersprochen, aber ihr Gesichtsausdruck war offenbar eindeutig gewesen, sonst hätte sich die Kommandantin nicht später bei ihr entschuldigt. Von da an galt das Thema als tabu, was die beiden Frauen nicht hinderte, sich gelegentlich gemeinsam über die Eigenheiten einiger männlicher Besatzungsmitglieder zu amüsieren.
    Die Gelegenheiten dazu wurden allerdings bald seltener. Der Flottenverband manövrierte inzwischen in unmittelbarer Nähe jenes Raumsektors, in dem seinerzeit mehr als sechzig Schiffe/Wesen der Burgon-Flotte spurlos verschwunden waren. Die Zahl stammte von Koroljovs KIs, die in monatelanger Arbeit sämtliche verfügbaren Bilddaten mittels hochkomplexer mathematischer Verfahren ausgewertet hatten und dabei tatsächlich fündig geworden waren. Die Tarnung der Burgons war hervorragend, aber letztlich – wie Farr prophezeit hatte – nicht perfekt. Es gab eine winzige, dennoch reproduzierbare Spektralverschiebung zwischen dem Licht realer Sterne und jenem der Projektionsfelder, hinter denen sich die Burgons verborgen hatten. Für das menschliche Auge war dieser Unterschied selbst bei maximaler Vergrößerung nicht zu erkennen. Im Fourier-Bereich war er jedoch mathematisch auswertbar, und aus den entsprechenden Frequenzabweichungen ließ sich mit geeigneter Auswertetechnik zumindest die Anzahl und Größe der jeweiligen Projektionsflächen rekonstruieren. Rückschlüsse auf die Burgon-Schiffe/Wesen selbst ließen sich auf diese Weise allerdings nicht ziehen. Auch die Zahl 63, auf die sich die KIs letztlich festgelegt hatten, bedeutete letztlich nur, dass es 63 Tarnschirme von etwa 500 Yards Länge und knapp 100 Yards Breite gegeben hatte und dass sie außerhalb des in Rede stehenden Raumsektors nicht mehr gesichtet werden konnten.
    Zwei Tage nach Passage des Joyous-Gard-Monuments erreichte der Flottenverband den inneren Bereich der Region, in der KIs den Transferpunkt der Burgon-Flotte vermuteten. Die Positionslampen waren auf Ortegas Anweisung gelöscht worden, die Triebwerke liefen im Flüsterbetrieb, und für die Mannschaften galt die Alarmstufe Orange. Die neuen Spektralteleskopkameras erfassten jede auch noch so entfernte Lichtquelle, und die Analysesysteme liefen im Echtzeitbetrieb. Es gab keine Frequenzabweichungen. Wo auch immer die Burgon-Flotte sich gegenwärtig aufhielt – hier jedenfalls nicht. Im Grunde hatten sie nichts anderes erwartet, dennoch löste sich ein wenig von der Anspannung, die Miriam in den letzten Stunden verspürt hatte.
    »Weißt du, was ich jetzt

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