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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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eines Uhrwerks ein, und ein paar Jahre später sterben die Eltern.«
    »Das klingt nach genetischer Programmierung«, brummte Farr. »Hat man Ihnen erzählt, woher sie ursprünglich stammen?«
    »Nicht direkt, weil niemand gern darüber spricht, aber es war wohl während eines Gastspiels auf diesem Planeten …«
    »Golea, meinen Sie?«, fragte Farr gespannt.
    »Genauso hieß er!«, bestätigte der Direktor verblüfft. »Aber woher wissen Sie …?«
    Allmählich fügten sich die Teile des Puzzles zusammen.
    »Das ist im Moment ohne Belang«, wich Farr aus. »Übrigens ist es mir auch völlig gleichgültig, ob Sie oder Ihre Vorfahren gegen irgendwelche Gesetze der Föderation verstoßen haben.«
    »Höre ich da nicht ein ›Aber‹ heraus, Colonel?«, erkundigte sich Morcelli keineswegs beruhigt.
    »Das stimmt. Es gibt in der Tat ein ›Aber‹, Direktor Morcelli«, erwiderte Farr und betonte jede einzelne Silbe. »Und es betrifft unter Umständen genau diese unglücklichen Kreaturen aus dem Genpool der Goleaner. Vielleicht täusche ich mich, aber wenn nicht, dann könnte das Überleben sehr vieler Menschen von Ihren Spaßvögeln abhängen.«
    »Aber wie denn …?«, stammelte der Italiener, nunmehr vollkommen verunsichert.
    »Das werde ich Ihnen sagen, Direktor: Lassen Sie die Chimären während Ihres Aufenthaltes hier nicht mehr aus den Augen. Solange sie sich normal verhalten, besteht kein Grund zur Beunruhigung, aber bei der geringsten Auffälligkeit möchte ich, dass Sie mich informieren. Umgehend.«
    Farrs eindringlicher Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Die Verwirrung, die Morcelli eben noch empfunden hatte, wich offenbar der Einsicht, dass der Oberst gute Gründe für sein ungewöhnliches Anliegen hatte.
    »Selbstverständlich, Sir«, beeilte sich der Zirkuschef zu versichern. »Besteht denn eine direkte Gefahr?« Er biss sich auf die Lippen. »Ich meine, muss ich meine Leute irgendwie vorwarnen?«
    »Nein, das würde sie nur beunruhigen und allerlei Gerüchten Vorschub leisten. Allerdings sollten Sie – sobald das Rotatron instand gesetzt ist – dafür Sorge tragen, dass die Stadt im Notfall kurzfristig abheben kann. Wie lange hatten Sie denn vorgehabt zu bleiben?«
    »Etwa zehn Tage, maximal zwei Wochen … aber unter diesen Umständen … Meinen Sie, wir sollten eher …?« Der Direktor sah alles andere als glücklich aus.
    »Nicht doch, Mr. Morcelli«, wiegelte Farr ab. »Wir sprechen hier über reine Vorsichtsmaßnahmen, wie sie auf Militärstützpunkten nun einmal üblich sind.« Er zog seine Eintrittskarte aus der Tasche und notierte etwas auf der Rückseite. »Das hier ist meine Allcomm-Nummer, über die Sie mich rund um die Uhr erreichen können. Ich verlasse mich auf Sie.«
    »Ich werde Sie anrufen«, versprach der Direktor. »Kommen Sie noch einmal mit hinein?«
    Sie hatten inzwischen den Eingang des Probenzeltes erreicht, aus dem Musikfetzen und der Lärm der Feiernden nach draußen drangen.
    »Tut mir leid, Mr. Morcelli, ich muss noch ein wenig arbeiten. Aber lassen Sie sich bitte von mir nicht die Stimmung verderben. Ihre Truppe ist wirklich exzellent – mein Kompliment!«
    »Vielen Dank, Sir.« Das Lächeln des Direktors wirkte allerdings etwas gequält. »Und gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Mr. Morcelli.«
    Mit einem bedauernden Kopfschütteln wandte sich Morcelli zum Gehen. Dann schien ihm noch etwas einzufallen, aber als sich umschaute, war der Offizier verschwunden, als hätte ihn die Nacht verschluckt.
    Raymond Farr lief wie ein Traumwandler vorbei an riesigen, nur spärlich beleuchteten Flugfeldern und den weit geschwungenen Betongewölben unterirdischer Hangare. Hoch über ihm, hinter dem bläulich fluoreszierenden Energieschirm, blinkten die Sterne wie ferne Leuchtfeuer. Irgendwo da draußen war Miriam und wartete zusammen mit Kommandantin Ortega und vierzig Kampfschiffbesatzungen auf etwas, das vielleicht nie eintreten würde.
    Und das war seine Schuld …
    Der Zug der Burgons, die von ihren Schöpfern pathetisch »Renanim Nacham« (Donnervögel der Vergeltung) getauft worden waren, erschien endlos.
    Falls ein menschlicher Betrachter in der Lage gewesen wäre, ihren Aufmarsch diesseits des N-Raum-Tunnels zu beobachten, hätte er den Versuch des Zählens vermutlich bald aufgeben müssen, um die zahlenmäßige Erfassung den Bildauswertungsprogrammen zu überlassen.
    Aber es gab keinen menschlichen Beobachter, denn der Transferpunkt, von dem aus die »Donnervögel« nach dem Willen ihrer

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