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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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fragte Yasmin.
    „Ich komme so schnell es geht“, erwiderte er mit zittriger Stimme. „Ich –“
    „Siehst du, geht doch“, unterbrach ihn Oliver. Simon hörte, dass er Yasmin fortschickte. „Unsere Zusammenarbeit funktioniert, wer hätte das gedacht?“
    „Du schreckst wohl vor gar nichts zurück?“, brüllte Simon ihn an. „Wieso musstest du Yasmin in die Sache mit hineinziehen?“
    „He, mal langsam. Bedank dich bei deiner Ex!“
    „Bei Thea?“
    „Ja. Ich habe ihr das Mädchen nur abgenommen. Deine Ex hat regelrecht Sturm geklingelt und irgendwas von einer Vereinbarung gequasselt. Ich musste ihr lediglich versprechen, auf Yasmin aufzupassen, bis du wiederkommst.“
    „Aber sie kann Yasmin doch nicht einfach so bei dir lassen“, sagte Simon hilflos.
    „Ein bisschen komisch geguckt hat sie schon“, meinte Oliver mit unverhohlenem Spott. Simon wischte sich mit der Hand, die noch im Schutzanzug steckte, über seine ebenfalls geschützte Stirn.
    „Also, wir haben uns verstanden. Du bist in ein paar Minuten hier oder die Kleine ist weg!“
    „Ja.“
    „Ach übrigens: Du bist raus!“
    „Du hast mir keine Wahl gelassen“, sagte Simon unsicher. „Ich habe dir erklärt, dass ich in die Klinik muss.“
    „Und ich habe dir geantwortet, dass du noch warten sollst.“ Die Verbindung wurde beendet. Stille.
    Simon starrte die Kranken an, die mit halb geschlossenen Augen auf den provisorisch aufgestellten Pritschen im Gang lagen. Dann riss er sich von ihrem Anblick los und lief auf den Treppenaufgang zu. Als er Isabelle begegnete, schüttelte er energisch den Kopf. Keine Zeit für lange Erklärungen.
    „Ich muss weg“, rief er ihr zu. „Ich melde mich später.“
    Auf den vollgestellten Fluren war kaum ein Durchkommen möglich. Simon versuchte zu rennen und stieß hart mit dem Knie gegen eine der zahlreichen Liegen. Notgedrungen verlangsamte er seinen Schritt, erreichte endlich die Treppe und lief hinunter zum Nebenausgang. Vorbei an hunderten Patienten, an Robotern, einigen wenigen Ärzten, Pflegern und Schwestern. Und an den vielen Toten, die noch niemand weggebracht hatte. Zur Desinfektionsschleuse. Weiter.
    Simon hastete über den Parkplatz. Wenige Meter von der Straße entfernt hielt er an. Nach den tagelangen Mehrfachschichten fühlte er sich müde und ausgelaugt. Mehr als das: Er war vollkommen fertig. Er keuchte und stützte sich mit den Armen auf seinen Oberschenkeln ab. Seine Beine zitterten, als hätte er einen mehrstündigen Marathon absolviert. Plötzlich fiel ihm auf, dass er fast genau an der Stelle stand, an der er den Androiden angesprochen hatte. Wann war das gewesen? Vor einem Monat? Einer Woche? Nein. Gerade mal zwei Tage war das jetzt her.
    „Du hast bestimmt gut Lachen, du Dreckskerl“, knurrte er. „Euch Roboterbastarden kommt das Virus doch gerade Recht.“
    Er ahnte nicht, wie nahe er der Wahrheit damit kam.
     
    •
     
    Volltreffer!
    Da war er, der Androide. Endlich! Franco konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte eine fürchterliche Nacht hinter sich. War klamm vor Kälte und mit schmerzenden Gliedmaßen aufgewacht, aber wenigstens war er aufgewacht. Die Roboter hatten ihn in Ruhe gelassen und langsam, ganz langsam, ließ auch seine Angst nach.
    Gleich nach dem Aufstehen hatte er sich auf den Weg gemacht. Die Jagd ging weiter. Den ganzen Morgen schon war Franco um die FUOP-TECH-Zentrale herumgeschlichen, hatte befürchtet, dass er jemandem auffiel und fortgejagt wurde. Oder, schlimmer noch, dass die Killermaschinen doch noch auf ihn aufmerksam wurden. Vom vielen Laufen taten ihm die Füße weh, er war hungrig und durstig und sobald er stehen blieb, begann er zu frieren, aber letztendlich hatte sich die Mühe gelohnt. Er hatte den richtigen Riecher gehabt.
    Er lief noch ein Stück weiter und lehnte sich dann an eine Hauswand in der Nähe der Zentrale. Von hier aus hatte er den Eingang des Gebäudes genau im Blick ohne übermäßig aufzufallen. Jepp! Von nun an war es nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis er den Androiden in seine Gewalt bekam. Das war immer noch eine Menge Zeit, aber das Ende bereits abzusehen. Irgendwann musste der Androide das Gebäude wieder verlassen und dann konnte er zuschlagen.
    Im Grunde staunte Franco immer noch über die unheimliche Perfektion, mit der der Androide gestaltet worden war. Er hatte ihn nur kurz gesehen und wenn er es nicht besser wüsste, wäre der Roboter auch bei ihm sofort als Mensch durchgegangen. Noch dazu als recht

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