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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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sympathischer. Eigentlich schade um dieses Kunstwerk.
    Franco wusste nicht viel über den Androiden, aber was er wusste, genügte ihm. Zum einen kannte er sein Aussehen. Er wusste auch, dass unter einem ganz bestimmten Einfallswinkel des Lichts eine Nummer in seinen Augen sichtbar wurde. Und das Wichtigste: Er wusste, wo der Roboter hergestellt worden war, nämlich in der Firma gegenüber. Sicher nicht direkt in diesem Gebäude, sondern in einer seiner Fabrikhallen, aber die Verbindung war da. Das hatten die Unterlagen verraten, die sie damals in dem Büro des Wissenschaftlers gefunden hatten. Es war daher nur folgerichtig, hier mit der Suche zu beginnen. Er hätte allerdings nie, niemals, erwartet, dass sich der Erfolg so schnell einstellen würde.
    Franco erinnerte sich noch gut an die aufgeladene Stimmung in der Gruppe, damals, nachdem sie die Unterlagen schließlich durchgearbeitet hatten: diese Mischung aus Entsetzen und Faszination, Abscheu und seltsamer Hoffnung. Was ließe sich mit einem Roboter wie diesem alles anfangen, wenn sie ihn erstmal in den Händen hatten! Ja, was? Sie konnten ihn der Öffentlichkeit präsentieren, um die Leute, denen die technische Entwicklung immer noch egal war, endlich wachzurütteln. Ihn als politisches Druckmittel benutzen. Sie konnten FUOP-TECH fertig machen. Oder klein anfangen und ihn erstmal auseinander nehmen. Vielleicht erhielten sie so noch mehr Informationen über Bauart und Programmierung. Möglicherweise schafften sie es sogar, ihn direkt als Waffe gegen FUOP-TECH einzusetzen. Oliver war jedenfalls der Überzeugung, dass es ihrer Sicherheit zuträglicher wäre, den Fund vorerst geheim zu halten.
    Franco hatte vor wenigen Stunden mit dem Boss gesprochen. Er war tatsächlich mit dem Leben davongekommen. Simon dagegen hatte er noch nicht erreicht. Irgendetwas stimmte mit seinem Anschluss nicht, aber egal.
    Sobald der Androide die Zentrale verließ, würde er ihm unauffällig folgen und auf einen günstigen Moment warten. Franco fasste in seine Jackentaschen. In der linken befanden sich ein paar Doughnuts, der letzte Rest seines provisorischen Frühstücks. In der rechten Tasche steckte sein Paralyser. Das war eine Art Elektroschocker – ein metallener Stab mit Kunststoffgriff, nur wenig größer als ein Feuerzeug und eine der wenigen Waffen, die man problemlos legal erwerben konnte. Auf die richtige Stärke eingestellt, müsste es möglich sein, die Stromkreise des Roboters zu überlasten und ihn zumindest kurzzeitig auszuschalten ohne ihn dauerhaft zu beschädigen. Fragte sich bloß, was die richtige Stärke war. Für alle Fälle hatte er das Gerät ein wenig umgebaut, sodass es eine größere Stromstärke erzeugte. Er würde probieren müssen, wie weit er damit kam. Hoffentlich würde das Ding das Nervensystem des Androiden nicht komplett zerstören. Oliver fände das ganz bestimmt nicht komisch. Vor allem nicht nach der Sache mit den Drohbriefen.
    Nachdenklich betrachtete Franco den wolkenverhangenen Himmel, während er sich einen Doughnut nach dem anderen in den Mund schob. Dann wandte er sich wieder dem Eingang zu. Er durfte den Androiden nicht verpassen. Und vor allem nicht unterschätzen. Vincent und seine Leute hatten das getan – und zwar mehrfach. Unglaublich, dass der Roboter ihnen entkommen konnte. Dabei waren sie zu dritt unterwegs gewesen, später zu siebt. Er dagegen war allein. Er musste also auf der Hut sein. Er durfte weder vergessen, noch verdrängen, was mit Eddie und Mac passiert war. Möglicherweise hatte der Androide Helfer. Dennoch – es lohnte sich, gewisse Risiken einzugehen. Er musste sich nur noch etwas wegen dieses lästigen Alten einfallen lassen, der den Androiden begleitete .
     
    •
     
    Sie gingen nicht in Nadjas Büro im fünften Stock, sondern fuhren in das zweite Kellergeschoss. „Arbeiten Sie hier unten?“, wollte Ben wissen.
    „Ja. Manchmal. Aber das tut nichts zur Sache.“ Nadja sprach leise und sah nach oben zur Fahrstuhldecke. „Sensible Daten werden nicht in meinem Büro aufbewahrt“, erklärte sie und drehte ihm den Kopf zu. „Sie sind ein AT, habe ich Recht?“
    Ben sah sie verständnislos an.
    „Ein Androide, dem ein menschliches Gehirn transferiert wurde“, erklärte Nadja.
    „Ich glaube schon“, murmelte Ben.
    Die Fahrstuhltür ging auf und Nadja legte den Finger über ihren Mund. Sie verließen den Aufzug, durchquerten eine riesige Tiefgarage und hielten schließlich vor einer unscheinbaren Stahltür. Nadja

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