Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
Vom Netzwerk:
mehr.“
    Das war eher eine Feststellung als eine Frage und Nadja sah auch keine Notwendigkeit, darauf zu antworten. Inzwischen hatte die Wissenschaftlerin ihr von dem Experiment erzählt und Eva glaubte ihr. Sie betrachtete den Roboter mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Selbst, wenn Nadja es schaffte, den Roboter zum Laufen zu bringen und selbst, wenn tatsächlich etwas von Kai in ihm stecken sollte, würde es ihr schwer fallen, in ihm mehr als ein Computerprogramm zu sehen, eine Botschaft, die ihr mit zwölf Jahren Verspätung zugestellt worden war. Aufzeichnungen.
    Kai war tot. In diesem mit Kunststoff ummantelten künstlichen Körper konnte niemals seine Seele stecken. Bestenfalls war es die Kopie seiner Seele. Eine perfekte Kopie möglicherweise, aber trotzdem nicht mehr. Der echte Kai Drechsler war kurz nach dem Experiment verstorben, das hatte Nadja ihr erzählt. Die Art, wie sie ihrem Blick dabei ausgewichen war, ließ Eva allerdings an dieser Version zweifeln. Sie hatte im Moment jedoch weder Stärke noch Zeit genug, genauer nachzuhaken. Im Moment war ihr wichtiger, dass sie bald hier raus kamen. Inwieweit ihnen der veraltete Roboter dabei helfen sollte, war Eva schleierhaft, aber gleichzeitig war sie neugierig. Sie wollte die Botschaft hören, die hier so lange versteckt war.
    „Wie lange dauert es denn noch?“, drängte sie.
    „Nicht mehr lange“, erwiderte Nadja knapp.
    Eva rollte mit den Augen. „Wir müssen schleunigst hier weg!“
    Vielleicht konnten sie einen der beiden Notausgänge in der Nähe der unterirdischen Fabrik erreichen, von denen Nadja berichtet hatte . Das war ein gutes Stück Weg, aber mit ein bisschen Glück wurden die Gänge nicht mehr bewacht. Sicher hatten die Maschinen auch den Hauptausgang geräumt, sodass sie zurück nach oben in die Firmenzentrale kamen, doch der Gedanke, dass sich dort jetzt hunderte Roboter aufhalten könnten, behagte Eva noch weniger.
    „Was ist mit den anderen?“, fragte sie plötzlich.
    „Wen meinen Sie?“
    „Ich meine Naval und Hübner. Warum sind sie nicht hier unten? Wollen sie sich nicht transferieren?“
    „Hübner ist krank. Wo Naval ist, weiß ich nicht. Das hatte ich bereits erwähnt“
    „Sie wissen es nicht? Ist er ausgeschieden?“
    Nadja schloss die Rückenklappe des Roboters. „Wir haben ihn schon seit neun Jahren nicht mehr gesehen.“
    Eva starrte die Assistentin zweifelnd an.
    „Er funktioniert jetzt“, sagte Nadja. Sie trat einen Schritt beiseite. Der Roboter drehte sich um, sodass Eva ihm jetzt in sein wächsernes Kunststoffgesicht sehen konnte. Verglichen mit modernen Robotern sah er wirklich aus wie ein Fossil. Sogar vor zwölf Jahren hatte es schon wesentlich menschenähnlichere Modelle gegeben. Dieses hier musste älter als zwanzig Jahre sein. Wenn man berücksichtigte, dass das Ding gleich nach dem Transfer abgeschaltet und in diesen Raum verfrachtet wurde, spielten solche nebensächlichen Details allerdings auch keine Rolle.
    „Wo bin ich?“, fragte der Roboter ohne sich zu bewegen. Eva schaute zu Nadja, aber die zögerte.
    „Ist das Experiment vorbei?“, fragte der Roboter weiter.
    „Seit über zwölf Jahren schon“, meinte Eva. Sie fragte sich, was sich Nadja davon versprochen hatte, sie hierher zu bringen. Sie hätten längst von hier verschwinden sollen. Diese altmodische Maschine schien ihnen keinerlei Hilfe zu sein.
    Er hält uns nur auf , dachte Eva. Und wenn etwas von Kai in ihm stecken würde, müsste er mich erkennen. Aber dieser Roboter sieht mich nicht mal an.
    „Ich gehe jetzt“, verkündete sie. Sie lauschte einen Augenblick an der Wand. Der Flur wirkte verlassen. „Und Sie sollten besser mitkommen“, fügte sie an Nadja gewandt hinzu.
    „Mein Platz ist hier“, sagte Nadja entschlossen. „Kai kann Sie begleiten.“
    Eva tippte sich an die Stirn. „Kai? Dieses Ungetüm da …“, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des Roboters „… kann mir wohl kaum weiterhelfen. Das Ding weiß wahrscheinlich noch nicht mal, wie es seinen Namen buchstabieren soll. Und Sie? Wollen Sie warten, bis die Roboter anfangen, das Gebäude zu durchsuchen? “
    Sie sah die Assistentin eindringlich an. Registrierte dabei ihre schmalen Arme und Beine, an denen die Kleidung schlotterte, als wäre sie drei Nummern zu groß.
    „Ich muss mich um Eisenberg kümmern“, antwortete Nadja. „Und die Geräte abstellen, bevor die Roboter sie in die Hände bekommen.“
    „Die brauchen Ihre Geräte doch

Weitere Kostenlose Bücher