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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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stöhnte er genervt. „Dreizehn. Hat dir deine Mami heute erlaubt, das Haus zu verlassen, ja?“
     „Ich habe keine Mami“, erwiderte Hanna ruhig. Oliver verzog das Gesicht. „Okay. Ich sag dir was. Ich brauche Leute mit Erfahrung. Du kannst gern in vier, fünf Jahren wiederkommen, dann sehen wir weiter.“
    „Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Was weißt du von meinen Erfahrungen? Vielleicht bin ich ja ein Wunderkind. Willst du dir die Chance etwa entgehen lassen?“
    Oliver lachte abfällig. „Wenn du wirklich ein Wunderkind wärst, hättest du es nicht nötig, hier aufzutauchen. Du hättest einen besseren Weg gefunden, gegen die Roboter vorzugehen.“
    Das Mädchen seufzte und setzte sich neben ihn. „Ich möchte aber nicht fünf Jahre lang warten. Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen? Wenn ich den ersten Roboter erledigt habe – lässt du mich dann in deiner Organisation mitmachen?“
    Oliver stöhnte. „Meinetwegen“, brummte er. „Wenn du einen von ihnen erledigt hast, kannst du dich bei mir melden.“ Hoffentlich konnte er das Mädchen damit abwimmeln. Er glaubte ohnehin nicht, dass dieses Kind in den nächsten Monaten wieder bei ihm auftauchte.
    Für Oliver war das Treffen gelaufen. Er wollte aufstehen und den Park verlassen, aber Hanna fasste seinen Arm. „Warte!“, sagte sie. Oliver spürte einen kurzen, harten Schlag gegen seinen Hals. Nur für den Bruchteil einer Sekunde – bevor er ohnmächtig zusammen sank.
    „Na das hätten wir geklärt“, murmelte Hanna. Sie stieß den reglosen Mann auf die Wiese zu ihren Füßen. Dann betrachtete sie voller Bewunderung ihre rechte Hand, der sie diese wirkungsvolle schnelle Bewegung nicht so recht zugetraut hatte.
     
    •
     
     „Wir waren zu viert“, erzählte Nadja, während sie den Flur entlang huschte. „Alexander Naval, Georg Eisenberg, Martin Hübner und ich.“
    Sie sprach so schnell, dass Eva Mühe hatte zu folgen, aber sie wollte die Frau auch nicht bremsen. Das Grollen hinter den Kellerwänden schwoll weiter an. Wenn es stimmte, was die Frau im Labor über die Roboter gesagt hatte, blieb ihnen nicht mehr viel Zeit.
    Vor einer unscheinbaren Tür blieben sie stehen. Nadja gab einen Code ein, dann öffnete sie die Tür. Der Raum dahinter war dunkel und so eng, dass sie sich bei jeder Bewegung berührten.
    „Es gab elf Versuchspersonen vor Ihrem Mann“, fuhr Nadja fort. „Er war der erste, bei dem das Experiment geglückt ist.“
     „Wovon reden Sie bloß“, murmelte Eva. „Was für ein Experiment meinen Sie?“
    Nadja suchte den Lichtschalter. „Es war Navals Erfindung. Wir anderen haben ihm assistiert. Ich war für die Steuersysteme verantwortlich, Hübner hat beim Umbau der Geräte geholfen, von Eisenberg stammte das Geld. Er hatte es sich während der Wirtschaftskrise 2008 abgezweigt. Damals war er Systemadministrator einer Privatbank. Niemand konnte in dem Chaos damals nachvollziehen, wohin gewisse Gelder verschwanden.“
    Das Licht ging an. Sie standen in einer Kammer mit nackten unverputzten Wänden, in der sich nichts befand, als ein hoher Stahlschrank.
    „Kai war schwerkrank“, sagte Eva.
    „Ja“, erinnerte sich Nadja. „Deshalb haben wir ihn ausgesucht. Er hatte nicht viel zu verlieren. Vielleicht ein paar Monate.“
    „Ein paar Monate mit mir“, widersprach Eva. „Und mit seinem Sohn.“
    „Wie gesagt, er ist freiwillig gekommen.“
    „Wieso Kai? Woher wussten Sie überhaupt von seiner Erkrankung?“
    „Glauben Sie mir, das war wirklich das geringste Problem. Stellen Sie sich als Wissenschaftler vor, die im Dienste der Medizin ein paar Forschungen durchführen wollen. Dann drücken Sie dem entsprechenden Arzt noch ein Bündel Hunderter in die Hand, als kleine Gegenleistung. Was glauben Sie, wie viele Namen Sie bekommen?“
    Eva zuckte die Schultern.
    „Am Ende hatten wir eine ganze Liste mit Namen, sortiert nach Schwere der Krankheit und Eignung für den Transfer. Kai Drechsler stand ziemlich weit oben.“
    Nadja öffnete den Stahlschrank. Evas Blick fiel auf einen Roboter, dessen Bautyp inzwischen vollkommen veraltet war.
    Wahrscheinlich ein Billigprodukt aus den zwanziger Jahren , dachte sie. Sie glaubte kaum, dass dieses Produkt lange funktioniert hatte.
    „Was wollen Sie damit?“, fragte sie und kämpfte gegen ihre innere Unruhe an. „Sie wollten mich doch zu Kai bringen?“ Das Grollen von draußen war kaum noch zu überhören. Es rollte den Flur entlang direkt auf sie zu und verwandelte sich in

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