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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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für seine eigene Wenigkeit interessierte. Jeder ging halt den Weg, der ihn am weitesten brachte. Aber er hatte sich die Geschäftsleitung nicht unter den Nagel gerissen. Es war Alexanders Idee gewesen ihn auf diesen Posten zu setzen. Profitiert hatten sie beide davon. Alexander, indem er im Hintergrund bleiben und trotzdem die Geschicke der Firma lenken konnte, Eisenberg, indem er an Prestige gewann.
    Finanziell hatten sie beide ausgesorgt. Alle vier, wenn man Nadja und Martin mitzählte. Sie alle hatten von Alexanders Erfindung profitiert und es ihm mit Verschwiegenheit und Loyalität gedankt. Es war eine großartige Zeit gewesen. Aber nun brach eine neue Ära an. Ihre Allianz löste sich auf.
    Dieser Verrückte, dachte Eisenberg wütend. Es war jedoch eine kalte Wut, die ihn weiterhin klar denken ließ und nicht zu unüberlegten Handlungen verleitete. Nachdenklich betrachtete er das funktionierende Transfergerät. Er musste den Prozess wiederholen. Das war alleine wesentlich schwieriger als mit Nadjas Hilfe, aber er konnte es schaffen. Er brauchte nur jemanden, der das Gerät im richtigen Moment abstellte und die Daten dann in ein geeignetes Trägermedium leitete, damit die überspielten Daten nicht doppelt kopiert wurden.
    Sein Blick fiel auf HYP 33, einen provisorischen Roboterkörper. Von Nadja wusste er, dass sie dort bereits eine gewisse Datenmenge gespeichert hatte. Sie müsste genügen, um den Roboter zum Laufen zu bringen. Und wenn das klappte, wüsste HYP 33 auch, was zu tun war. Er würde ihm helfen. Das hoffte Eisenberg jedenfalls. Immerhin steckte doch ein Teil von ihm darin.
    Er schaltete zuerst den Roboter und dann das Transfergerät ein. Ein Warnsignal ertönte. Die Betriebstemperatur lag immer noch knapp über dem zulässigen Anfangswert. Aber das war Nebensache. Das Gerät würde trotzdem funktionieren. Eisenberg verzog den Mund. Alexander, dieser elende Schakal. Am Ende hatte er sie also doch noch ausgetrickst. Und das, obwohl Eisenberg ihm gegenüber wirklich loyal gewesen war. All die Jahre.
    Aber er war selbst Schuld. Er hätte sich schon viel früher kopieren können. So wie sein Boss. Nur hätte dieser Schritt bedeutet, dass ein Großteil seiner Erinnerungen nicht gespeichert worden wäre. Im schlimmsten Fall hätte er sich außerdem die ganze Zeit vor seinem Roboterklon verstecken müssen. Zumindest wenn er nicht riskieren wollte, so zu enden wie Naval. Dessen einziger Fehler war es gewesen, seine eigene starke Persönlichkeit zu unterschätzen. Der Roboterklon hatte den Ruhemodus nicht akzeptiert, hatte nicht auf seine Aktivierung gewartet. Er war seinen eigenen Weg gegangen. Und er hatte keinen Doppelgänger neben sich geduldet. Dieser Fehler hatte Alexander Naval das Leben gekostet. Aber was hieß das schon, Leben? Immerhin lebte Alexander Nummer zwei weiter. Führte die Geschäfte weiter, gab weiterhin Anweisungen, forschte weiter.
    „Und löscht nebenbei die Menschheit aus“, murmelte Eisenberg. Ach verdammt, eigentlich wollte er sich überhaupt nicht kopieren. Auch jetzt nicht. Er sah jedoch keine andere Möglichkeit. Wenn er als Roboter-Klon überlebte, war das sehr viel besser als gar nicht. Vielleicht könnte er Naval irgendwie aufhalten.
    Oder ihm zur Hand gehen , überlegte er. Vielleicht konnte Alexander ihn gebrauchen. Dann müsste er sein Leben nicht mit Nichtstun vergeuden. Ganz kurz regten sich leise Zweifel in Eisenberg, aber er wischte sie mit einer heftigen Kopfbewegung beiseite. Irgendwie musste es schließlich weitergehen. Eins nach dem anderen. Wie gesagt, bisher hatte er immer Erfolg gehabt.
     
    •
     
    Kai Drechsler war verwirrt. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er neben Alexander Naval und seiner jungen Assistentin gestanden und auf sich selbst geblickt hatte. Er hatte gesehen, wie er auf der Liege vor der Röhre schlief. Dieses Gefühl war unglaublich gewesen. Surreal. Wie ein Traum – nur dass er die Umgebung so glasklar vor Augen hatte, wie es kein Traum vermochte. Mit Mühe hatte er den Kopf gehoben und die Zimmerdecke betrachtet, ängstlich darauf wartend, dass sie sich auflöste und er mit dem sagenhaften weißen Licht verschmolz, mit dem das Leben endete. Er hatte geglaubt, er wäre tot.
    Er war tot.
    Nein, der Mann auf der Liege war tot. Ihn selbst hatten sie noch ein paar Minuten am Leben gelassen, bevor sie ihn für Jahre deaktivierten, was einem Tod beinahe gleichkam.
    Da war noch eine weitere Person im Raum gewesen, ein korpulenter

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