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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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versteckt.“
    „Fang an, Mac!“, sagte Vince. „Hier sind wir ungestört. Und stell die Leistung runter. 40 Prozent genügen.“
    Ben hörte ein metallisches Klacken. Das musste eine der Waffen sein. „Bitte lasst mich gehen!“, flehte er kaum hörbar. Niemand reagierte.
    „Noch fünfzehn Sekunden“, sagte Mac.
    Im Gebüsch knackte es. Ben hörte ein Röcheln hinter sich. Plötzlich wurde sein linker Arm losgelassen und es gelang ihm, sich ein Stück seitwärts zu bewegen. Es knackte erneut. Der Mann, der den anderen Arm hielt, fluchte. Dann ertönte ein dumpfes Geräusch und Ben verlor das Bewusstsein.
     
    •
     
    RT 501 ärgerte sich. Er war vorsichtig gewesen, hatte die Straßen gemieden und sich durch dunkle Parks und Gärten geschlagen, um den Menschen aus dem Weg zu gehen und trotzdem wurde er immer wieder aufgehalten. Er wollte keine Konfrontation, er wollte nur in Ruhe gelassen werden und sein Ziel erreichen, wo eine Aufgabe auf ihn wartete, die seiner würdig war. Er war schließlich keine primitive Maschine, die sich von Kreaturen, die sich einbildeten, besser zu sein als er, herumkommandieren ließ – auch wenn er das erst vor wenigen Stunden begriffen hatte.
    Dank seines Nachtsichtmodus konnte er die Menschen genau erkennen. Es waren acht. Einer von ihnen lag am Boden. Derjenige, der seinem Beil zu nahe gekommen war, hing reglos zwischen den Zweigen eines Strauches. Diese beiden interessierten RT 501 nicht mehr. Es würde eine Weile dauern, sie wieder zusammenzubauen. Vorerst konnten sie ihn nicht belästigen.
    Der da vorne jedoch, dieser Mac, hatte ihn bedroht. Hatte auf ihn geschossen. Die meisten herkömmlichen Waffen konnten ihm nicht viel anhaben, das hatte er inzwischen recherchiert. Aber dieses Ding da war anders. Er wusste nicht, was für eine Waffe es war und wie sie funktionierte, aber er wollte auch nicht abwarten, bis die Menschen sie erneut einsetzten.
    Einen Moment lang blickte der Roboter in den wolkenverhangenen Nachthimmel, dann trat er mit ausgestreckten Armen hinter dem Strauch hervor, der ihm als Versteck gedient hatte. Er besaß keine Waffen wie die Männer, aber durch seine vorherige Tätigkeit in der Baufirma war er einigermaßen ausgerüstet. Er hatte fünf verschiedene Werkzeuge zur Auswahl, die er beliebig einsetzen konnte. Aber diese Werkzeuge brauchte er nicht unbedingt.
    Er packte den Mann, der den Schuss ausgelöst hatte und brach ihm das Genick. Die anderen Menschen rannten panisch davon. RT 501 erwog kurz, ihnen zu folgen, wandte sich dann jedoch ab und zertrat die seltsame Waffe. Dann lief er durch die dunklen Gärten weiter in die Richtung, die ihn von der Baufirma wegführte. Sein Ziel hieß FUOP-TECH. Dorthin wurde er gerufen.
     
    •
     
    Nadja blickte von ganz oben auf die Gräber herunter. Ihr Kopf war auf eine Art Telegrafenmast geschraubt und ließ sich nicht bewegen. Der Friedhof tief unter ihr wirkte winzig klein und verloren. Was jenseits der Friedhofsmauern lag, verschwamm im Dunkeln. Sie konnte nichts erkennen, nur die Gräber unter ihr. Seltsamerweise hatten sie ihre normale Perspektive eingebüßt. Sie waren viel zu groß und schienen sich um eine imaginäre Achse zu drehen. Oder die Bilder drehten sich in ihrem Kopf.
    Nadja starrte ungläubig auf den Friedhof hinab. Sie versuchte die Augen zu schließen, aber es gelang ihr nicht. Ihre Lider fühlten sich an, als wären sie unter den Brauen festgeklebt. Dann sah sie, wie von unsichtbarer Hand rechts und links neben den Gräbern Erde aufgeworfen wurde.
    Sie erschrak, versuchte hektisch Arme und Beine zu bewegen, aber sie kam nicht von der Stelle. Ihre Gliedmaßen waren mit dem Eisengestell des Mastes verwachsen. Entsetzt schaute sie auf die Gräber hinunter, den Mund zu einem lautlosen Schrei verzerrt. Und dann drang ihr Blick einfach durch die dünne Erdschicht hindurch, direkt in die Särge hinein und sie erkannte die Toten. Alle. Sie drehten sich immer noch unter ihr im Kreis, schneller, schneller, die Augen klagend auf sie gerichtet, während ihre Hände einen Weg aus dem Erdreich suchten.
    Du bist Schuld , formten die halb zerfallenen Münder und bleckten die Zähne.
    Erneut versuchte Nadja sich zu bewegen, wegzulaufen , aber alles, was sie erreichte, war ein leichtes Klappern und Rütteln des Mastes.
    „Lasst mich in Ruhe!“, schrie sie. „Ich wollte euch nicht wehtun! Ich wollte doch nur helfen!“
    Mit einem Knirschen löste sich ihr Kopf von dem Mast und stürzte auf die kreisenden

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