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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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konnte. Im Wohnzimmer brannte Licht. Der Raum war voller Menschen. Ben legte sich auf die nasse Wiese und kroch mit nur leicht erhobenem Kopf auf die Terrasse zu. Seine Schuhspitzen schabten über den Grasboden. Durch seine Jeans drang Wasser unangenehm an seine Beine. Ben ignorierte es. Er starrte durch das Terrassenfenster. Dort kauerte seine Mutter mit bleichem Gesicht auf einem Hocker, die Hände im Schoß gefaltet. Er entdeckte Vince und den Mann mit den faulen Zähnen. Seinen Vater entdeckte er nicht.
    Der Blick seiner Mutter irrlichterte durch den Raum. Ging nach draußen, kreuzte seinen, ohne ihn wahrzunehmen und streifte wieder den Boden. Ben fiel auf, dass die Männer wie für einen Polizeieinsatz bewaffnet waren. Sie trugen Messer, Pistolen, Gewehre und abgesehen davon noch etwas, das wie ein Elektroschocker aussah. Und sie gaben sich keinerlei Mühe, ihre Waffen zu verstecken.
    War das etwa alles für ihn gedacht?
    Der Junge presste seine schmutzigen Hände fest an den Körper und unterdrückte das flaue Gefühl, das in ihm aufstieg. Er bemühte sich, klar zu denken. Sein Vater war nicht da. Da alle anderen Zimmer unbeleuchtet waren, musste er anderswo sein. Entweder in Sicherheit oder … Nein. Daran wollte er nicht denken! Er bewegte nur die Lippen. Ein stummes Gebet an eine höhere Macht, die ihm im Moment so verlockend tröstlich vorkam, dass Ben sich wünschte, sie würde tatsächlich existieren.
    Durch die Glasscheibe sah er, dass seine Mutter etwas sagte und einer der Männer dicht neben sie trat und eine Pistole auf sie richtete.
    Mit einem Schrei richtete Ben sich auf, rannte auf die Scheibe zu und holte mit dem Fuß aus, um dagegen zu treten. Er dachte nicht darüber nach. Es war ein Impuls, den er nicht unterdrücken konnte. Mitten in der Bewegung wurde er jedoch von hinten gepackt und festgehalten. Dass die Männer längst damit rechneten, von ihm beobachtet zu werden, dass sie ihn erwarteten, ihn möglicherweise provozieren wollten, hatte er nicht bedacht.
    Die Terrassentür wurde aufgerissen. Drinnen fiel ein Schuss. Ben hörte einen dumpfen Aufprall, er konnte jedoch nichts sehen, denn die Leute aus dem Wohnzimmer waren bereits auf der Terrasse und nahmen ihm die Sicht. Der Junge spürte ein Gewicht an seiner Schulter, das ihn nach hinten zog und versuchte verzweifelt, sich davon zu befreien. Die Baseballmütze rutschte ihm vom Kopf und fiel ins Gras. Er bäumte sich auf und trat dem vordersten Mann so fest er konnte gegen das Schienbein. Es nützte nichts. Der Mann knurrte lediglich wütend und trat Ben mehrmals in die Seite.
    „Nicht hier“, murmelte eine bekannte Stimme. „Bringt ihn dahin, wo der Alte liegt!“ Vince. Ben sah sein Gesicht über seinem und öffnete den Mund. Er wollte ihn anbrüllen, um Hilfe rufen. Aber er bekam vor Entsetzen kein einziges Wort zustande.
    „Wenn du schreist, schießen wir“, zischte Vince. Ben schloss seinen Mund. Vince sah aufmerksam zum Nachbarhaus hinüber und machte dann eine Kopfbewegung zur Grundstücksgrenze hin, dort wo eine Gruppe dichter Sträucher wuchs und dem Licht der weit entfernten Straßenlaternen sowie den Blicken der Nachbarn ein Durchkommen unmöglich machte.
    Ben spürte, dass er an Armen und Beinen gegriffen und weggetragen wurde. Für einen Moment gelang es ihm, das Haus zu sehen. Er konnte die reglose Gestalt seiner Mutter auf dem Boden erkennen, dann versperrten die Fremden ihm wieder die Sicht. Vergebens versuchte Ben sich loszureißen. Er wollte ins Haus laufen. Wütend zappelte er mit den Beinen, versuchte Vince in die Hand zu beißen, damit er ihn losließ, aber die Männer hatten ihn fest gepackt und anders als bei ihrer ersten Begegnung konnte der Junge keinen Überraschungseffekt mehr für sich nutzen. Mit Tränen in den Augen registrierte er, dass er nicht das Geringste ausrichten konnte. Er schaffte es kaum, seine Gliedmaßen zu bewegen. Die Hilflosigkeit lähmte ihn so sehr, dass er kaum mehr denken konnte. Er sah nur die dunklen Schatten der Bäume über und neben sich und spürte die Verzweiflung, die von ihm Besitz ergriffen hatte und ihm die Kehle zuschnürte.
    „Warst du das, Vince?“, rief einer der Männer in die Dunkelheit.
    „Was?“
    „Ach nichts, ich bin bloß irgendwo drüber gestolpert. Ich dachte, das wärst du.“
    „Ich bin nicht mal in deiner Nähe.“
    „Okay.“ Die Stimme klang zweifelnd. „Der Alte liegt doch da drüben – oder Eddie?“
    „Ja. Hab ihn im Gebüsch

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