Götterdämmerung (German Edition)
Wohnsiedlung gesehen worden war. Zwei Streifenwagen der Polizei befanden sich bereits auf dem Weg dorthin, aber wahrscheinlich war der Roboter bis zu ihrem Eintreffen längst über alle Berge. War er wahrscheinlich jetzt schon.
Tom fragte sich, ob die Maschine zufällig diesen Weg eingeschlagen hatte oder ob sie ein bestimmtes Ziel verfolgte. Nachdenklich betrachtete er den Monitor seines Navigationssystems. Wenn der Roboter seine Richtung beibehielt, würde er in ein Gewerbegebiet gelangen. Dort befand sich auch die Zentrale von FUOP-TECH, einem Technologieunternehmen, das sich auf die Produktion von Robotern spezialisiert hatte. Er würde das im Auge behalten. Allerdings war RT 501 von Xinyio hergestellt worden. Es konnte nicht schaden, der Herstellerfirma einen Besuch abzustatten.
In seinem Handschuhfach fand Tom einen Energieriegel und eine Flasche Wasser. Er schlang den Riegel mit zwei Bissen hinunter, spülte mit dem Wasser nach und startete den Motor. Den Autopiloten ließ er ausgeschaltet. Er fuhr lieber selbst, das brachte ihn auf andere Gedanken. Einer der schlimmsten Einsätze seines Lebens lag hinter ihm und das Letzte was Tom im Moment wollte, war darüber zu grübeln. Nicht bevor er den verdammten Roboter unschädlich gemacht hatte! Er mochte sich gar nicht vorstellen, was die Maschine bis dahin noch anstellte.
Inzwischen war es fast hell geworden. Die Wolken lösten sich auf und die Sonne tauchte den Himmel in ein leuchtendes Rot. Eine Überwachungsdrohne schwebte über dem Häusermeer. Sie erinnerte Tom an eine Muschel, die durch einen blutroten Ozean treibt.
Er bog in eine Seitenstraße ein, um den allmorgendlichen Stau zu umfahren und entschied sich für die neue Bundesstraße, die am Solarkraftwerk vorbeiführte. Das war ein Umweg, aber Tom hatte keine Lust, zu schnell am Ziel zu sein. Er brauchte eine Pause. Zeit, in der er über nichts nachdenken musste als den Weg, der unmittelbar vor ihm lag. Über das Kommunikationssystem des Autos schickte er seiner Frau eine kurze Nachricht.
Dann folgte er dem Schild: Xinyio AG 6 km .
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Niedergeschlagen lief Ben durch die erwachende Stadt. Er hielt sich in der Mitte des Fußwegs, weil er befürchtete, sonst in einen der Hauseingänge oder in eines der vorbeifahrenden Autos gezogen zu werden. Hin und wieder wichen ihm Passanten aus. Die abfälligen Blicke, die sein schmutziges Gesicht und die nasse, mit Grasflecken übersäte Kleidung trafen, nahm er nicht wahr. Alle zehn Sekunden drehte er sich um, weil er seine Verfolger direkt hinter sich glaubte. Aber niemand interessierte sich für ihn. Da waren nur Leute auf dem Weg zur Arbeit. Leute, die ihre Besorgungen machten. Leute, die ihren Hund ausführten. Jedes Mal wenn ihn jemand überholt und Ben den schmalen Fußweg wieder für sich allein hatte, atmete er auf und fragte sich, wann der Alptraum zu Ende wäre.
Achtlos durchquerte er eine Pfütze. Auf ein paar Schlammspritzer mehr kam es nicht an. Seine Haare waren inzwischen fast trocken, standen jedoch wirr vom Kopf ab. Er sah aus, als hätte er sich seit Tagen weder gewaschen noch gekämmt.
Der Junge zog die Arme dicht an seinen Körper und wechselte die Straßenseite. Er wollte ins städtische Krankenhaus, in dem er seine Mutter vermutete, falls sie noch am Leben war. Was er danach tun sollte, wusste er nicht. Er würde später darüber nachdenken. Jetzt erst fiel Ben ein, dass er nichts mitgenommen hatte bei seiner Flucht von zu Hause. Deprimiert tastete er die Innentasche seiner Jacke ab, was die Fremden versäumt hatten. Dort befand sich außer einem abgerissenen Knopf immerhin noch seine Geldkarte. Seinen Ausweis jedoch, eine winzige Chipkarte mit der Sozialversicherungsnummer hatte er nicht eingesteckt auf seinem kurzen Weg zum Supermarkt. Hoffentlich brauchte er die Karte nicht für seinen Besuch im Krankenhaus.
Es war nun nicht mehr weit. Ben konnte bereits das hohe verglaste Gebäude und den Parkplatz davor ausmachen. Unruhig musterte er die oberen Fenster. Hoffentlich war seine Mutter am Leben! Vielleicht war sie sogar aufgewacht und – seine allergrößte Hoffnung – vielleicht konnte sie ihm sagen, dass es seinem Vater gut ging! Dass es nicht stimmte, was die Männer in der Nacht gesagt hatten!
Zügig lief er den Rest des Weges zum Klinikgebäude und meldete sich am Empfang.
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Simon fiel der Junge mit dem wirren, dunklen Haar sofort auf, als er die Empfangshalle durchquerte.
Endlich Feierabend , dachte er
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