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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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Gefahr auszugehen. „Ich habe nur noch eine Frage“, meinte er, während er sich von seinem Platz erhob. „Warum werde ich gesucht? Ich meine, warum haben mich die … diese Leute verfolgt?“
    Monica setzte ein mildes Lächeln auf. „Dein Vater, also Hendrik, er“, begann sie zögernd. „Er hat zusammen mit uns an brisanten Forschungsprojekten gearbeitet. Wahrscheinlich hat irgendjemand davon erfahren. Eine der sogenannten Widerstandszellen, die gegen jede Art von Fortschritt stehen.“
    „Das sind gemeine Terroristen“, schimpfte Sebastian alias C-3PO. „Anschläge auf Fabriken und Institute! Und Menschen töten – Was ist? Ich hab doch Recht!“
    „Meinetwegen“, sagte Monica. „Aber wir sind ihnen auf der Spur. Hin und wieder haben auch wir ein Erfolgserlebnis.“
    „Wenigstens wird das Virus diese Typen gleich mit erledigen“, fügte Sebastian sarkastisch hinzu.
    Monica lächelte weiter, nur wirkte ihr Lächeln jetzt wie angemalt. Eine Maske über einem Gesicht aus Trauer, Wut und Verbitterung.
    „Wir gehen dann mal“, meinte Zara und schob Ben in den Flur hinaus. „Bloß weg hier!“, flüsterte sie ihm zu. „Manchmal sind die einfach unausstehlich.“
    Ben schloss die Tür und folgte ihr die verwinkelten dunklen Gänge entlang, wobei er versuchte, sich den Weg genau einzuprägen. Wo befand sich der Saal? Der Ausgang? Wie kam er hier wieder heraus? In den letzten beiden Tagen war er misstrauisch geworden. Er hatte das Gefühl, eine Rolle in einem Spiel zu spielen, dessen Regeln er nicht verstand. Und auch die Leute im Saal spielten mit ihm. Warum sonst hatten sie ihm nicht die Wahrheit gesagt?
    Die Typen, die Ben auf der Straße verfolgt hatten, hatten sich zunächst nicht für seinen Vater interessiert. Sie waren hinter ihm her. Und er wusste immer noch nicht, warum.
    Irgendetwas verbarg Delta 12 vor ihm.
     
    •
     
    Es war immer noch so still in der Wohnung. Maria hatte sich die Zeit bis jetzt damit vertrieben, die letzten Ordner, die noch vergessen auf dem Boden herumlagen, an ihren Platz zurückzustellen. Als sie fertig war, setzte sie sich in den Schaukelstuhl ihrer Oma, setzte sich Kopfhörer auf, um sie nicht zu stören, drehte ihre Lieblingsmusik laut auf und fertigte mit einem speziellen elektronischen Stift eine Zeichnung in ihrem E-Panel an. Als das Bild fertig war, suchte sie sich den längsten Film aus, der auf dem Cube gespeichert war – einen Abenteuerfilm über zwei Polarforscher in einer Eishöhle. Am Ende wählte sie noch einmal alle Szenen, die ihr besonders gut gefallen hatten und schaute sie erneut an, langweilte sich aber bald und stand auf.
    Unschlüssig lief sie in der Wohnung auf und ab. Es war längst Zeit, Mittagessen zu kochen, aber Omi schien immer noch zu schlafen. Maria wunderte sich nicht darüber, dass die alte Frau zu dieser ungewöhnlichen Zeit wieder ins Bett gegangen war. Sie wusste nur nicht, ob sie warten sollte, bis sie von selbst aufwachte oder ob sie sie wecken sollte. Bisher hatte es feste Zeiten gegeben, zu denen Omi wach war und zu denen sie schlief. Wahrscheinlich fühlte sie sich wirklich nicht gut. Sie konnte ja wenigstens schon damit beginnen, Kartoffeln zu schälen. Omi verabscheute die fertigen aus dem Supermarkt, bei ihr musste alles frisch zubereitet werden.
    Leo, der Kater, kam mit aufgestelltem Schwanz in die Küche und strich um ihre Beine. „Hast Hunger, ja?“, murmelte Maria. Sie unterbrach ihre Arbeit, um ihm sein Trockenfutter in den Napf zu kippen. Leo quittierte es mit einem freudigen Sprung durch die Küche. Maria stellte ihm noch einen Napf Wasser daneben. Dann überlegte sie, was sie als nächstes tun sollte.
    Ihr fiel nichts ein. An die Kartoffeln dachte sie nicht mehr. Sie hatte sie vergessen. Eine Weile stand sie nur so da. Dann drehte sie den Kopf zur Seite und ihr Blick fiel auf die Kartoffeln und das Schälmesser auf der Arbeitsplatte. Sie betrachtete sie stirnrunzelnd. Was hatte sie damit vorgehabt? Mittag war vorbei, sie brauchte nicht zu kochen. Sie hatte ohnehin keinen Hunger. Das Mädchen sah sich in der Küche um. Irgendetwas fehlte. Sie war doch vorher nicht allein gewesen.
    Maria lief in den Flur und dann ins Wohnzimmer. Die Räume kamen ihr fremd vor. Wie lange war sie schon hier?
    Kater Leo sprang ihr vor die Beine und Maria schrie auf, weil sie ihn nicht erkannte. Der Kater suchte das Weite. Bald hatte sie vergessen, dass er überhaupt existierte. Sie wusste nicht mehr, wo sie sich befand, was ihre Aufgaben

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