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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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alten Mann bedient werden und er wollte nicht, dass jemand hinter ihm lief, den er nicht kannte. Aber er unterdrückte seinen Unmut und sagte nichts.
    „Die Treppe hoch!“, wies der Alte ihn an und Ben ging durch die Eingangshalle voraus zur Treppe, begleitet von den hallenden Geräuschen ihrer beider Schritte und dem Knallen des Spazierstocks auf dem Marmorboden.
    Die Treppe führte zu einem Gang mit übergroßen Porträts, die von den Wänden auf sie herabschauten. Es handelte sich jedoch nicht um die Vorfahren der Besitzer. Auf den in dezenten Farben gehaltenen Gemälden erkannte er die Gesichter bedeutender Wissenschaftler. Newton war darunter, Einstein und Röntgen, Ramsay und Einthoven, aber auch einige, die Ben nicht kannte. Bei den meisten handelte es sich um Physiker und Mathematiker, daneben gab es einige Portraits von Chemikern und Neurobiologen.
    „Hier ist es“ sagte der Alte und drängte sich an Ben vorbei zur Tür am Ende des Ganges. „Sie wissen, dass wir kommen.“
    Er schob Ben durch die Tür in einen kleinen Saal. Die mit kunstvollen Schnitzereien verzierte holzverkleidete Decke und die mit blauen Samtvorhängen verhüllten Fenster ließen den Raum dunkel wirken. Nur einige wenige elektrische Wandkerzen spendeten ein schwaches, warmes Licht.
    Ben folgte dem Alten schüchtern zu dem großen Tisch in der Mitte des Saales, an dem eine Gruppe Menschen saß. Eine ältere Frau mit streichholzkurzen dunklen Haaren erhob sich und begrüßte sie mit freundlicher, erstaunlich leiser Stimme. Um ihren breiten Hals hatte sie einen orangeroten Schal geschlungen.
    „Wir sind froh, dass euch nichts passiert ist“, sagte sie und bat Ben und den alten Mann, sich zu ihnen zu setzen.
    „Wir haben dich gerade noch rechtzeitig gefunden“, fügte sie an Ben gewandt hinzu.
    Der Alte nahm endlich seinen Hut ab und hängte ihn an die Lehne seines Stuhles. Sein weißes Haar leuchtete im Kerzenschimmer. Ben bemerkte, dass es nur an den Seiten wirr und dicht war und in der Mitte des Kopfes in eine Glatze überging.
    Jemand schob dem alten Mann ein Glas Rotwein zu und er hob es hoch und schaute herausfordernd in die Runde.
    „Auf unsere Mission!“, sagte er, trank jedoch nur einen winzigen Schluck. Die anderen erhoben ihre Gläser ebenfalls und tranken. Ben bekam ein Glas Wasser.
    „Du musst wissen, dass wir dich schon eine ganze Weile gesucht haben“, fuhr die Frau fort. „Aber wir sind zu wenige, um die komplette Stadt zu durchkämmen.“
    „Ohne Kellermanns Tipp hätten wir dich nicht gefunden“, murmelte der Alte.
    „Kellermann?“
    „Ja, er versorgt uns mit den wichtigsten Informationen. Von ihm wussten wir, dass die Polizei einen Hinweis auf deinen Aufenthaltsort bekommen hatte. Er hat uns natürlich sofort deine Position durchgegeben“ Er lachte laut auf. „Was für ein Zufall, dass ganz in der Nähe eine Schießerei stattfand.“
    Ben dachte an den Einsatzwagen, der schon angehalten und im letzten Moment in eine Seitenstraße abgebogen war. „Das wart Ihr?“, fragte er erstaunt. „Und sie haben euch geglaubt?“
    „Warum sollten sie nicht? Sie mussten zumindest nachsehen. Eine Schießerei hat immerhin Vorrang.“
    „Jetzt stelle ich dir erst mal unsere Gruppe vor“, sagte die Frau. „Das heißt, diejenigen die hier sind. Und das sind die wenigsten. Ich bin Monica.“
    Sie beugte sich vor, rückte ihren Schal zurecht und wies auf den alten Mann rechts neben Ben. „Max kennst du ja schon. Es ist nicht sein richtiger Name. Wir nennen ihn so, weil er früher im Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie gearbeitet hat. Das ist nun, ach Gott, ja, auch schon zwanzig Jahre her. Danach hat er ein eigenes Forschungsinstitut gegründet.“
    „Das die Regierung verboten hat“, fügte Max knurrend hinzu.
    „Das er aber trotzdem weiterführt.“
    „Mmh. Aber erst seitdem wir unsere Organisation gegründet haben.“
    „Delta 12?“, fragte Ben. „Was genau ist das für eine Organisation?“
    „Es ist eine Art Schutzschirm für Wissenschaftler, die verfolgt werden und für ihre Angehörigen“, erklärte ein junger Mann mit sanften Gesichtszügen, der Monica gegenüber saß .
    „Das ist C-3PO“, sagte Monica und begann zu lachen, als sie Bens erstaunten Blick sah. „Genau. Wie der Androide in Star Wars.“
    „Ich war schon als Kind Star Wars Fan“, führte C-3PO mit gespielt monotoner Stimme aus. „Aber ich bin leider kein Androide. Die Macht sei mit dir!“
    „Eigentlich heißt er

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