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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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nicht so kräftig, wie er sich das gewünscht hätte. Seine neue Stimme, die der alten nicht im Geringsten ähnelte. Seltsamerweise machte ihn ausgerechnet dieser Verlust wütend. Als ob seine Stimme der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er war so blöd gewesen! Tom wurde bewusst, wie leichtfertig er sich von Eisenberg hatte benutzen lassen. Allzu bereitwillig hatte der Wissenschaftler ihm sein Labor gezeigt, ausgerechnet ihm. Noch vor einem Tag hatte er ihn aus der Zentrale werfen lassen.
    Das muss an der Nachricht liegen, dachte Tom. Es hat etwas mit dem Computerausdruck zu tun. Mit der Krankheit. Ich war nur der Erstbeste, der ihm über den Weg gelaufen ist.
    Die Wut in seinen künstlichen Eingeweiden wuchs und wuchs. Mit jeder Sekunde, die er hier stand und an sich herunterstarrte, weitete sie sich aus. Tom glaubte, jeden Moment zu explodieren.
    „Warum haben Sie das gemacht?“, brüllte er und schnellte auf Eisenberg zu. Wieder fiel ihm auf, wie unwirklich seine Stimme klang. Sie war zwar etwas lauter geworden, aber immer noch viel zu weich.
    Ich kann also noch nicht mal mehr anständig brüllen , dachte er und ballte die rechte Hand zur Faust. Er wollte Eisenberg ins Gesicht schlagen, ihn zu Boden werfen und auf ihn einprügeln. Am besten alles auf einmal. Er hob den Arm und holte aus.
    Eisenberg hob abwehrend die Hände. „Stopp! AW Zweiundzwanzig!“, rief er. Über sein Gesicht lief ein nervöses Zucken.
    Tom ließ die Fäuste sinken und starrte ihn an. „Was haben Sie gesagt?“
     Eisenberg pustete erleichtert Luft aus. Das Zucken verschwand. „Ich habe mir schon gedacht, dass Sie möglicherweise nicht ganz zufrieden sein würden. Darum habe ich eine kleine Zwischenschaltung einprogrammiert. Meine Lebensversicherung.“ Er lächelte kühl. „Abgesehen davon – und von ihrem neuen Körper natürlich – sind Sie noch ganz der alte. Wir haben lediglich Ihr Gehirn gescannt, mit diesen Daten ein künstliches neuronales Netz erzeugt und in diesen Körper transferiert. In Wirklichkeit ist es natürlich viel komplizierter, aber für einen Laien wie Sie genügt das, um zu verstehen.“
    „Was ist mit meinem Körper?“, unterbrach Tom ihn. „Dem alten? Wo ist er?“
    „Dem geht’s blendend“, erwiderte der Wissenschaftler. „Und jetzt verschwinden Sie, wenn Sie nicht in der nächsten Schrottpresse landen wollen! G-E-H-E-N Sie!“ Er hob den Arm und zeigte mit seiner fleischigen Hand auf die Tür.
    Tom betrachtete das als Befehl. Eisenberg musste weit mehr Programmierungen eingefügt haben, als er zugab. Tom blieb nichts weiter übrig, als ihm zu gehorchen und zu hoffen, bald außer Reichweite seines Einflusses zu sein.
     
    •
     
    Auf dem Parkplatz vor der Klinik standen mehrere große orangefarbene Zelte. Simon warf einen Blick in eines hinein und sah, dass es voller Menschen war. Kranke, die auf Klappbetten oder dem Boden lagen, so eng, dass die Pflegeroboter über sie hinwegsteigen mussten, wenn sie sich fortbewegen wollten. Er wandte sich ab und ging beunruhigt weiter.
    Am Eingang der Klinik erhielt Simon von einem Roboter die Anweisung, einen Schutzanzug anzuziehen. Er nahm der Maschine den Anzug ab und fragte sich, ob dieser Roboter aus der Lieferung stammte, die er hatte überfallen wollen. Schweigend zog er sich an, schlüpfte zuerst in die Innenschuhe, steckte dann die Arme ein und zog den Anzug schließlich über den Rücken, wobei er sich widerwillig von dem Roboter helfen ließ. Anschließend zog er die Stiefel über die Innenschuhe, setzte die Maske auf und zog die Kapuze über. Zuletzt folgten die Handschuhe. Der Roboter prüfte, ob alles korrekt saß und erklärte ihm dann die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten des Schutzanzuges wie die Regulierung von Temperatur und Luftzufuhr. Simon musste sich zwingen zuzuhören. Am liebsten hätte er die Maschine einfach stehengelassen. 
    Er betrat die Klinik. Die Eingangshalle war völlig überfüllt. Überall Kranke. Sich mühsam dahinschleppend, stehend, sitzend, liegend. Die Halle war mit Klappbetten zugestellt. Viele Patienten lagen jedoch einfach auf einer dünnen Decke auf dem Boden. Simon hatte Mühe, Ärzte und Pflegepersonal auszumachen. Zumindest menschliches. Die Roboter verrichteten weiterhin ihre Arbeit. Verabreichten Medikamente, brachten Decken, überprüften Atmung und Puls. Dabei hatten sie Probleme, sich zwischen den Liegenden fortzubewegen. Abgesehen von den Pflegerobotern gab es hier keine modernen

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