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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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seines tiefen Schlafes. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, wandte sich Eisenbergs Assistentin erneut an ihn.
    „Wie heißen Sie?“
    „Tom Lange. Was –“
    „Geburtsdatum?“
    „Elfter Februar 2002.“ Die Fragen prasselten wie Hagelschauer auf ihn nieder.
    „Was haben Sie am siebzehnten August 2036 gemacht?“
    „Ist das ein Verhör?“
    „Bitte antworten Sie!“, forderte Eisenberg ihn auf. Er hielt ein E-Panel in der Hand, las darin und tippte auf dem Bildschirm herum.
    „Ich war beim Arzt“, erinnerte sich Tom. „Ich hatte mir das Bein gebrochen.“
    „Welches?“
    „Das linke. Ein Arbeitsunfall.“
    Nadja Bergmann sah über Eisenbergs Schulter auf den Bildschirm. „Stimmt“, murmelte sie.
    „Wie alt ist ihre Tochter?“, wollte Eisenberg wissen. Tom stockte. „Ich habe keine Tochter“, sagte er dann.
    „Wieso sind Sie hier?“
    „Sie wollten mir doch die Maschinen zeigen. Sie haben mir immer noch nichts darüber erzählt“, sagte er. Ein schriller Warnton unterbrach ihr Gespräch.
    „Ich sehe nach, ob er aufgewacht ist“, sagte die Frau.
    „Wie lautete Ihre aktuelle Adresse?“, bohrte Eisenberg weiter. Tom nannte sie ihm und ermahnte sich im Stillen, vorsichtiger mit seinen Informationen zu sein.
    „Ich habe nur noch ein paar Aufgaben“, meinte Eisenberg und reichte ihm sein E-Panel. Tom erkannte mehrere Formeln und einige Aufgaben, die er noch aus seiner Schulzeit kannte. Einige waren jedoch neu und ziemlich kompliziert. Er löste jede Aufgabe so schnell er konnte und fragte sich, was zum Teufel er hier machte und wieso er nicht einfach die Antwort verweigerte und den Raum verließ.
    Pure Neugier , sagte er sich. Ich will wissen, was hier gespielt wird. Also spiele ich mit. Aber das war nur die halbe Wahrheit.
    Nadja Bergmann kehrte mit gesenktem Kopf in den Raum zurück. „Ich habe ihn nach Hause geschickt“, sagte sie an Eisenberg gewandt. Der zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wie du meinst“, antwortete er knapp.
    Eisenberg richtete seinen Blick auf das Transfergerät hinter ihm. „Ich würde sagen, das hier ist sauber. Sobald der Kern abgekühlt ist, geht es los.“
    „Sie können gehen!“, meinte Eisenberg zu Tom gewandt. „Sie wissen ja, wo es rausgeht. Wenn Sie wissen wollen, wozu unsere Maschinen gut sind, schauen Sie einfach in den nächsten Spiegel. Tut mir leid, dass ich ihnen keinen repräsentativeren Körper geben konnte. Es war keine Zeit für eine Einzelanfertigung. Aber der da tut es auch.“
    Tom starrte an sich herunter. Abwehrend hob er die Hände.
    Nein , dachte er. Das bin nicht ich . Ich liege in einer der Röhren und träume. Eisenberg hat mich überrumpelt und nun schlafe ich.
    Er schloss die Augen. Mit den vorgestreckten Armen wirkte er wie ein Schlafwandler und er fühlte sich auch so.
    Mit einem Ruck öffnete Tom die Augen und richtete seinen Blick zuerst auf die Deckenlampe. Dann senkte er vorsichtig den Kopf, um gewappnet zu sein gegen das, was er nicht zu sehen hoffte. Aber es war immer noch da. Nichts hatte sich verändert: Wo vorher sein Körper gewesen war, gab es jetzt nur einen breiten metallisch glänzenden Rumpf, metallisch glänzende Beine und ebensolche Arme. Wahrscheinlich ein neu entwickelter Edelstahl, aber kein Isopium. Seine Hände sahen aus wie Roboterhände. Tom öffnete und schloss sie mehrmals, presste sie gegeneinander und fühlte den Druck, der auf beiden Händen lastete. Sein Ehering war nicht da. Ebenso alle Kleidungsstücke. Er besaß nichts als diesen fremden Körper.
    „Das ist eine Suggestion“, murmelte Tom leise. „Nicht die Wirklichkeit.“
    Er tastete nach seinem Kinn, fuhr sich über die kühlen Wangen und arbeitete sich zum Hinterkopf vor. Keine Nase. Keine Ohren. Keine Haare. Natürlich nicht.
    „Glauben Sie es ruhig!“, erwiderte Eisenberg. „Ihr Verstand arbeitet zuverlässig.“
    Tom glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen und lehnte sich mit auf den Bauch gepressten Händen vor. Nichts passierte, aber das Gefühl blieb.
    Eisenberg lachte. „Fühlt es sich so echt an? Die Programmierer haben gute Arbeit geleistet, das müssen Sie wohl zugeben!“,
    Widerwillig gab Tom ihm Recht. Wenn Eisenberg ihn nicht darauf gestoßen hätte, wäre ihm sein Roboterkörper längst noch nicht aufgefallen. Er richtete sich auf und ignorierte die Übelkeit, die nicht nachlassen wollte.
    „Was haben Sie mit mir gemacht?“, stieß er hervor. Seine Stimme klang kräftiger als befürchtet, aber

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