Götterdämmerung in El Paso (German Edition)
Auf dem Immobilienmarkt sieht es derzeit gut aus, Sie sollten eine hübsche Stange Geld dafür kriegen. Ich kümmere mich inzwischen um den Papierkram, aber Sie werden eine Vollmacht benötigen. Es muss sein, J.P. Tun Sie sich selbst und Ihrer Mutter den Gefallen.«
Ich zeigte mich einverstanden, wusste aber, dass ich das Ganze noch ein paar Tage hinausschieben würde. Ich liebte das alte Mädchen und wollte keinesfalls meinen Teil dazu beitragen, sie den mildtätigen Bürokraten auszuliefern, bevor nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren.
Ich fuhr zu Luther. In der Wendeschleife hinter seinen Oldtimern stand ein schwarzer Ford. Die Nummernschilder wiesen ihn als Regierungsfahrzeug aus und hinten auf dem Wagendach stak eine kurze Antenne. Luther empfing mich an der Tür.
»Ein Cop ist hier«, flüsterte er. Luther war barfuß und trug einen nur locker geschlossenen Bademantel. Ein heftiges Zucken erfasste seine rechte Gesichtshälfte. Er stöhnte, war schweißnass und vor Angst ganz käsig.
»Was will er, Luther?«
»Er will Hector Martinez. Der Mistkerl denkt, ich wüsste, wo sich Martinez aufhält. Ich habe ihm von dir und Scales erzählt, dass du dich auf die Suche nach Martinez und Carla gemacht hast. Er wollte meinen Computer! Ich habe ihm erklärt, dass ich eine Schmälerung meiner aufwendig verfassten Prosa durch die Anwendung eines Haufens binärer Symbole niemals dulden würde. Kannst du dir Shakespeare vorstellen, in Bits und Bytes? Er hat es nicht begriffen und sich geweigert zu glauben, dass ich keinen Computer besitze. Jeder besitze einen Computer, meinte er. Ich habe ihm meine 1926er Underwood gezeigt. Er wusste nichts anzufangen damit, hat sie von vorn bis hinten begutachtet und vermutlich nach versteckten Kabeln gesucht. Er war bereits in der Universität, um Carlas Rechner zu beschlagnahmen.«
Wir gingen ins Haus. Dort traf ich auf einen stämmigen Mann in grauem Anzug und stellte mich ihm vor. Er trug Stiefel aus Schlangenleder und einen weißen Stetson mit breitem Rand, eine Kopie des berühmten »Boss of the Plains«-Stetson aus dem neunzehnten Jahrhundert. Er zeigte mir seinen Polizeiausweis. Robert T. Eggers, Texas Ranger. Sein rundes, pausbackiges Gesicht auf dem Ausweisfoto erinnerte an einen Klumpen Teig und seine kleinen dunklen Augen sahen aus wie schwarze Pfefferkörner.
»Ich habe gehört, dass Sie Mrs. Penrose und Hector Martinez auf der Spur sind«, sagte er.
»Ich war es und bin es nicht mehr.«
»Sie haben sie in Las Vegas aufgespürt?«
»So ist es.«
»Und Sie haben die Polizei nicht darüber informiert?« Seine kleinen Augen fixierten mich und man bekam eine Vorstellung von der unablässig arbeitenden Maschine dahinter.
»Warum sollte ich? Soweit ich weiß, haben sie gegen kein Gesetz verstoßen.«
»Martinez wird wegen Mordes gesucht, Mr. Morgan. Man sollte meinen, dass ein professioneller Ermittler wie Sie zuallererst einige … ähm … Nachforschungen anstellt, bevor er das Geld seines Klienten ausgibt.«
Ich sah Luther an. Er nickte entschieden, ein schamloser Versuch, sich bei dem Ranger einzuschleimen. »Der Klient«, erwiderte ich, »war lediglich daran interessiert herauszufinden, ob seine Ehefrau und Martinez eine Affäre haben. Ich war davon überzeugt, dass dem nicht so sei, und habe es ihm mitgeteilt. Genau deswegen hat man mich angeheuert.«
»Nun, zu schade, dass Sie nicht einen Tick sorgfältiger vorgegangen sind«, sagte der Ranger. »Hätte dem Staate Texas reichlich Geld und Aufwand erspart. Nebenbei bemerkt, für Hinweise, die zur Ergreifung von Martinez führen, ist eine Belohnung von fünfundzwanzigtausend Dollar ausgesetzt. Scheint, als hätten Sie ’ne hübsche kleine Lohntüte liegen lassen, Mr. Morgan. Haben Sie eine Idee, wo die beiden sich jetzt aufhalten könnten?«
Ich beschloss, weder Huddy Darko und Spode Weems noch das kleine Haus in West-Juárez zu erwähnen. »Nö«, sagte ich. »Das letzte Mal habe ich sie in einem Trailer gesehen, irgendwo zwischen Vegas und Boulder City.«
»Und wissen Sie, was sie in dem Trailer gemacht haben, Mr. Morgan?«
»Das hat mich nicht interessiert«, erwiderte ich. »Aber ich bin sicher, es hatte mit der Grenze zu tun. Mrs. Penrose ist eine Aktivistin.«
Der Ranger sah Luther an. »Und Sie haben diesen Mann tatsächlich bezahlt, damit er Ihre Frau findet?«
»Ich fordere mein Geld zurück!« Luther blies sich mächtig auf in seiner vermeintlich berechtigten Empörung und das Zucken in
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