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Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Titel: Götterdämmerung in El Paso (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis
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Zimmer 22B wurde aufgerissen, noch bevor ich ein zweites Mal klopfen konnte.
    »Dachte schon, Sie finden nie hierher«, empfing uns Huddy Darko. »Eigentlich haben wir mit der Pritsche von dem Bohnenfresser gerechnet, dann aber mitbekommen, dass sie im Knast sitzt. Wir haben geschaltet und darauf gewartet, dass sie einen Freund mit der Kohle vorbeischickt. Schön, Sie wiederzusehen, J.P. Haben Sie’s dabei?«
    Wir betraten das Zimmer. Spode hing in Shorts auf dem Sofa ab und sah eine Telenovela, ein Jagdmesser in der Hand, mit dem er sich die Fingernägel sauber machte.
    »Und wer ist das hier?«, fragte Huddy und deutete mit dem Kopf auf Luther.
    »Mein Bodyguard.«
    Huddy fand das komisch. »Nicht gerade ’n Kracher, der Knabe, so wie Ihr Gesicht aussieht.«
    »Wie konnten Sie Hector dazu bewegen, Carla zu verraten?«
    Huddys Grinsen wurde noch einen Tick breiter »Zum ersten Mal höre ich etwas richtig Dämliches aus Ihrem Mund, J.P. Wenn man die entsprechenden Knöpfe drückt, kriegt man so gut wie jeden dazu, das zu tun, was man möchte. Ist Ihnen das neu? Im Falle vom Cisco Kid war der entsprechende Knopf eine Gartenschere am Sack. Wie die meisten anderen Männer hat auch der Latino eine Aversion gegen das Wegschnippeln seiner Eier. Dazu noch etwas flüssigen Stickstoff, mit dem der Doc normalerweise Warzen vereist. Kommt mit minus zweihundert Grad aus der Spraydose. Man begreift erst, was Schmerz bedeutet, wenn einem das Zeug in die Nase gesprüht wird. Hat es sich nicht leichtgemacht, der Bohnenfresser, doch am Ende wurde er gefügig und hat ausgepackt. Hat uns alles über seinen Bruder im Irak erzählt und das Geld, das sie rausgeschmuggelt haben.«
    »Ich habe gedacht, es geht euch um Martinez. Aber das Geld?«
    »Aber hallo! So viel Schotter überlässt man nicht den Sesselfurzern, das wäre eine Schande! Wir, ich meine Spode und ich, haben zwar die Belohnung von Dr. Selbiades kassiert, weil wir den Bohnenfresser abgeliefert haben, aber der Doc musste schließlich einen mexikanischen Richter schmieren, um uns aus dem Rattenloch rauszuholen. Natürlich will er was von seinen Spesen wiedersehen. Das war ’ne verdammt clevere Aktion von Ihnen, J.P., das juckt mir noch immer gewaltig im Arsch. Hat unserm Ansehen bei den Kameraden ziemlich geschadet.«
    »Ich wette, ich weiß, wer dieser Fettsack ist«, sagte Spode und zeigte mit seinem Messer auf Luther. »Das ist das Weichei, das zusieht, wie der Bohnenfresser seine Alte knallt. Hab ich recht, Fettsack? Wahrscheinlich wünscht er sich, wir würden den Bohnenfresser um seine Kronjuwelen erleichtern. Dann wär das Spielfeld wieder frei für Fettsack. Mein Gott, seht nur, was der Fettsack für Grimassen schneidet! Was is los, Fettsack? Nervöse Zuckungen? Das kommt davon, wenn man sich vorstellt, wie der Bohnenfresser seinen chorizo in die taco der Alten schiebt.«
    Spode kicherte, sichtlich zufrieden mit dem eigenen Witz.
    Luther riss sich zusammen, doch ich sah, wie es in ihm arbeitete, hörte ihn angestrengt atmen.
    »Was Hamilton Scales betrifft, habt ihr ganze Arbeit geleistet«, sagte ich.
    »Sie haben’s gesehen, nicht wahr?«, sagte Huddy. »Das Arschloch hat es verdient. Hat uns drei komplett in die Irre geführt. Dadurch haben wir wertvolle Zeit verloren. War mir eine Genugtuung, es ihm heimzuzahlen. Er hatte ein schwaches Genick. Hat geknackt wie trockenes Holz. So ein Genick zu brechen ist meine Spezialität. Gut möglich, dass ich noch eins breche, bevor der Tag zur Neige geht. Doch zurück zum Thema. Haben Sie das Geld dabei, J.P., oder haben Sie den zweitgrößten Fehler Ihres Lebens gemacht?«
    »Kein Geld dabei«, erwiderte ich. Ich fragte nicht, was seiner Meinung nach der größte Fehler meines Lebens gewesen sei. Wahrscheinlich auf die Welt gekommen zu sein.
    »Misstrauisch, was? Kann ich Ihnen nicht verübeln. Also müssen wir’s uns holen. Oder spielen Sie mit dem Gedanken, uns das Geld vorzuenthalten? Wenn überhaupt jemand Anspruch auf die irakischen Dollars hat, dann wir, Spode und ich. Ist doch klar, oder?«
    »Im Moment ist das Geld noch zu haben«, sagte ich.
    »Sicher, und wir sind die, die’s haben werden.« Huddy zog ein Klappmesser aus der Hosentasche.
    »Wir haben darauf verzichtet, noch mal Schusswaffen mit nach Mexiko zu bringen. Außerdem finde ich Messer martialischer. Man kann schneiden mit ihnen und aufschlitzen, zustechen, sie herumdrehen. Schon mal erlebt, wie Eingeweide aus einem aufgeschlitzten Bauch quellen?

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