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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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was Lussan-Biron Gelegenheit gab, Herrn von Schonen durch einen Wink auf Romero aufmerksam zu machen. Der zwinkerte mit den Augen, was besagen sollte: «Ja! Ich verstehe.» Eine Minute später standen sie nebeneinander, und der Herzog raunte Schonen zu, Villalba habe den Kopf verloren, er werde sich bestehlen lassen und schließlich wisse man gar nicht, woher dieser schöne Junge mit dem Backenbart letztlich komme.
    «Tatsache ist», sagte Schonen, während er Lussan ein Stück beiseitezog, «dass sich die Treffer doch auf recht außergewöhnliche Weise ereignen.»
    «Und dann Franz», fuhr der Herzog fort, «der jetzt plötzlich einen Einsatz von fünfhundert Louisdor auf der Hand hält!»
    In diesem Augenblick fuhr der große Feuillade dazwischen und flüsterte Schonen und Lussan aufgeregt ins Ohr: «Was ist da los? Schauen Sie sich die Karten an.»
    Tatsächlich hielt Romero sein Blatt aufgefächert vor sich, doch hätte man meinen können, dass sich darunter weiße und ganz neue Karten befanden. Der Herzog nahm den Talon in Augenschein. Der Kontrast zwischen den leuchtenden Kanten der Karten auf der Hand des Spaniers und dem ein wenig verblichenen Goldschnitt der auf dem Tisch verbliebenen war auf den ersten Blick zu erkennen.
    «Da Herr von Oels bereits zu Bett gegangen ist, muss die Gräfin benachrichtigt werden», sagte nun der Herzog von Lussan … «Feuillade, bitten Sie sie in den gelben Salon.» Während des Wartens wanderten die Herren umher, mit ins Auge gezwicktem Monokel, außer sich vor Entrüstung und einander immer wieder ins Wort fallend.
    Kurz darauf erschien Lyonnette, gefolgt von Feuillade: «Also, was ist los? Was erzählt er mir da …?» Sie geleiteten sie zu einer Fensternische und erklärten ihr den Fall. Eine ganze Weile hielt man sich mit Äußerungen der Verblüffung und Ausrufen auf, dann lautete die große Frage, was zu tun sei. Gewiss, die Partie musste abgebrochen werden – aber welch ein Skandal, welch ein Eklat …! Nicht eingerechnet, dass sie vielleicht als Zeugen vor Gericht geladen würden. Feuillade, den man zu den Spielern geschickt hatte, kehrte sogleich wieder und hob hilfesuchend die Arme. Man musste sich beeilen, die Einsätze wurden stetig höher. Villalba hatte soeben ein Banco 153 von sechzigtausend Franc verloren, auf dem Tisch hatten fast hundertdreißigtausend Franc gelegen. Die Höhe dieser Summe bewog sie zu einer Entscheidung. Sie gingen, zu allem entschlossen, in den kleinen Spielsalon zurück.
    Auf diesen Coup 154 , bei dem man um so hohe Summen gespielt hatte, war Grabesstille gefolgt. Die Umstehenden reckten sich auf die Zehenspitzen, um Villalba zu sehen, der bleich und zitternd die Geldscheine aus seiner Brieftasche zog; und all die schweißbeperlten Gesichter zeigten einen unbeschreiblich grausamen Ausdruck, die Augen starr auf so viel Geld geheftet, die Münder halb offen vor Schreck. Mitten in diese Stille platzte die Stimme Feuillades: «Die Einsätze sind zu hoch, meine Herren», sagte er, «das ist schließlich keine Spielhölle hier.»
    «Das ist mein üblicher Einsatz», antwortete Romero.
    In diesem Moment jedoch sagte der Herzog von Lussan-Biron, der den Stapel auf dem Tisch ergriffen hatte, dem Spanier in aller Deutlichkeit: «Mein Herr, Sie haben Karten hinzugefügt», während Herr von Schonen den Korb, in den man die einmal benutzten Spielkarten warf, mit seinem Hut bedeckte.
    Man kann sich den Knalleffekt vorstellen, den diese Handlungen auslösten, und auch den Sturm, der daraufhin losbrach. Romero und Villalba hatten sich hastig erhoben, doch der Spanier hatte vorausschauend alles zusammengerafft, was vor ihm lag, und setzte sich gegen die ihn umdrängende Menge zur Wehr. Endlich schlug Feuillade mit seinem Stock auf den Tisch, worauf es ein bisschen stiller wurde, und fragte dann an Lyonnette gewandt: «Wie viele Kartenspiele hattet Ihr im Haus, Madame?»
    Sie hatte den Spielern fünf geben lassen. Daraufhin zählte Feuillade. Im Stapel des Spaniers fanden sich Karten aus sieben oder acht verschiedenen Spielen.
    «Meine Herren», sagte Romero über die tausend Beschimpfungen hinweg, die nun von allen Seiten auf ihn niederprasselten, «Sie sind Spieler, Sie werden mich verstehen. Mit diesen Karten habe ich im ‹Cercle impérial› gewonnen – ich dachte, mein Glück sei an sie geknüpft.»
    Ein großes Gelächter erhob sich, und Feuillade sagte in den Tumult hinein: «Nun, mein Herr, Sie müssen das Geld zurückerstatten.»
    Doch bei

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