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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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wie: «Schmucke Ische, finnste nich? Gute Figur, oder?»
    Gnh erwiderte «Haggn hoggn futtk nogkn», mit anderen Worten: «Nicht übel, aber sieht ein bisschen zickig aus, wenn du mich fragst, außerdem hat zum Beispiel die kleine Ghna wesentlich mehr Holz vor der Höhle.»
    Nadja Keilmann fand die beiden Ausländer etwas eigenartig. Und etwas zu klein.
    «Han wlln», sagte Ngh, schöner formuliert: «Haben wollen.» Seine Augen begannen zu leuchten.
    «Pfff», sagte Gnh achselzuckend, also: «Tu, was du nicht lassen kannst, aber beschwer dich nachher nicht bei mir, wenn du dir blaue Flecken holst.»
    Ngh sah Nadja Keilmann von unten in die Augen. Nadja Keilmann sah Ngh von oben in die Augen. Klein oder nicht klein, schon der Blick dieses Mannes ließ ihre Knie weich werden.
    Ngh wusste, wie man Frauenknie noch weicher kriegte.
    Er verpasste dem Frauending einen schnellen, nicht allzu harten Hieb mit seiner Keule und verfolgte zufrieden, wie es schlaff auf den Teppichboden vor seinen Füßen sackte. Er hatte lange gebraucht, um herauszufinden, wie hart man zuschlagen musste. Die Nachbarsippen im Neandertal konnten ein langes, trauriges Lied von toten oder schwachsinnigen Töchtern singen.
    Ngh packte das bewusstlose Frauending am Kragen und schleifte es in Richtung Tür.
    Vor der Scheibe hatte sich eine größere Menschenmenge versammelt, die mit geöffneten Mündern in die kleine Boutique glotzte.
    Ngh entdeckte die Glotzenden und schrie erschrocken auf.
    Einige der Leute draußen taten es ihm unverzüglich nach.
     
    George Custer staunte nicht schlecht. Nach einem sehr kurzen Unwetter hatte sich die Prärie unmittelbar vor der Ansammlung von Tipis plötzlich und unerwartet in eine graue, harte Piste verwandelt, die von hohen, glänzenden Gebäuden flankiert wurde. Seltsame Kutschen glitten wie von Geisterhand geschoben durch die Luft. Der General hob seinen Säbel und deutete auf eine Gruppe von Passanten. Der Trompeter gab das Signal zum Angriff und schreckte zwei Polizisten in Zivil auf, die am Straßenrand in ihrem radlosen Dienstmobil hockten und Hamburger frühstückten.
    «He, Ed?», sagte der kleinere der beiden.
    «Ja?»
    «Sieh mal.»
    Ed hörte auf zu kauen und starrte die Reiter an.
    «Was’n das, Ed?»
    «Keine Ahnung, Mike.»
    Ed kniff die Augen zusammen. Was waren das für Spinner? Der Militärlook war doch schon seit 2018 so out, dass sogar die Arbeitslosen in den Küsten-Megapolen lieber nackt durch die Einkaufspassagen glitten, als solche Klamotten anzuziehen. Ketchup tropfte aus dem Hamburger und landete in den Fransen von Eds brauner Wildlederhose.
    Der weißbärtige Reiter draußen brüllte «Aaaaaaattacke!», und die Kavallerie-Abteilung galoppierte los. Fluchend feuerte Ed den angebissenen Hamburger aus dem Seitenfenster und setzte seinen Kopfschmuck aus Polyhysteren-Federn auf. Er war modebewusst genug, sich immer nach dem letzten Trend zu kleiden. Genau wie die Passanten, die jetzt schreiend vor der Reitertruppe flüchteten. Ed Wilks stieg aus, zog seinen Dum-Dum-Laser, stützte die Ellenbogen auf das Dach des Streifenwagens und pulverisierte General Custer mit einem gezielten Schuss zwischen die Schulterblätter.
     
    Katrin Schweiger war 19 . Sie stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen, hatte einen netten Freund, der einen geleasten Golf fuhr, noch bei seinen Eltern wohnte und sie nach ihrer Lehrzeit heiraten wollte, wählte SPD , weil sie Gabriel irgendwie knuffig fand, ging häufig zum Frisör, kleidete sich modisch, mochte Tiere mit viel Fell, hatte noch nie einen Vorgesetzten kritisiert und war bis zu diesem Tag sehr glücklich gewesen, von der Allianz-Versicherung zur Sachbearbeiterin ausgebildet zu werden. Um fünf vor elf hatte sie noch zwischen neunzehn Kollegen und Kolleginnen in ihrem verglasten Großraumbüro hoch über der breiten Einfallstraße nach Hamburg gesessen. Um Punkt elf hatte es kurz gedonnert und geblitzt, obwohl der Himmel wolkenlos gewesen war, und Katrin Schweiger hatte erschrocken aufgesehen.
    Ihre neunzehn Kollegen trugen plötzlich keine Anzüge mehr, sondern derbe Lederhosen und dicke Felle. Sie schienen alle im gleichen Augenblick Perücken aufgesetzt und sich lange, ungepflegte Bärte ins Gesicht geklebt zu haben. Sogar die Frauen. Einige ruderten energisch, obwohl sie keine Ruder in den Händen hielten, und fielen unverzüglich rücklings von ihren ergonomischen Drehstühlen. Katrin Schweiger schluckte vernehmlich.
    Einer der Männer drehte sich

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