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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Göttin der Weisheit und der Typ mit der Leier. Ach ja, und die Jagdgöttin, wenn ich die beiden richtig verstanden habe.»
    «Aha. Das heißt, sie sabotieren Zeus. Griechen. Bah. Keinen Respekt vor Mutter und Vater», murmelte Odin. «Und wen haben sie ausgewählt?»
    Hugin schwieg.
    «Wen, Rabe?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Du …?»
    «Ja, woher denn, verflucht noch mal?», jammerte Hugin. «Sie haben mich entdeckt. Und ich wollte nicht als Bratkrähe enden, mit einem Spieß vom Schnabel bis zum …»
    «Ist ja gut», raunte Munin und klopfte seinem Bruder beschwichtigend auf die zerzausten Rückenfedern.
    Odin erhob sich kopfschüttelnd und stampfte grimmig zur Tür. Er öffnete sie, trat hinaus auf den Flur, brüllte steinerschütternd nach seinen Söhnen und Heimdall und begab sich dann hinunter in den Versammlungssaal. Dort angekommen, trat der oberste Ase nachdenklich ans Fenster und ließ seinen einäugigen Blick über die endlosen Nebel streifen.
Griechen
, dachte er.
Lügner, Betrüger, Verräter, nachtscheue Säufer ohne Moral
,
grundsätzlich, prinzipiell und immer
. Und im Gegensatz zu ihm und seinesgleichen mussten die Hellenen eben nicht befürchten, wegen ihrer verfluchten Lügen bestraft zu werden. Odin musste an den Eisriesen denken, den er und die anderen Asengötter vor langer Zeit übers Ohr gehauen hatten. Er schüttelte sich angewidert. Ein schlechtes Gewissen hatte die Asen nach der Tat geplagt, und da ein schlechtes Gewissen schwächte und den Boden für alle möglichen Strafen bereitete, hatten sie sich wegen dieser Lappalie mit Lokis Höllenbrut herumschlagen müssen. Solche Dinge waren den Griechen natürlich vollkommen fremd. Gewissen? Schuldgefühle? Von wegen. Für die gehörte Unaufrichtigkeit zum täglichen Sein, und wo das Bewusstsein fehlte, unrecht getan zu haben, konnten Vergeltungsmaßnahmen sich auf den Kopf stellen – sie kamen einfach nicht an die Schuldigen heran. Odin entdeckte etwas wie Neid in seinem göttlichen Hirn.
    In der Ferne zerriss der Nebel zu seltsamen, unbeständigen Figuren und brachte den Asen auf andere Gedanken. Was mochte dort sein? Unter dem Nebel?
    Laute Schritte lenkten Odin von dieser Frage ab. Einer Frage, auf die er trotz oder wegen seiner Stellung ohnehin keine Antwort finden konnte. Thor, Baldur, Hödur und Heimdall betraten den Saal und nahmen am Versammlungstisch Platz. Odin drehte sich um und verschränkte die massigen Arme vor der Brust.
    «Die Griechen», sagte er, «planen einen Verstoß gegen das Gesetz.
Das
Gesetz.»
    Die Runde antwortete mit mehrstimmigem Knurren.
    «Wir werden das zu verhindern wissen», fuhr Odin fort. «Die Frevler werden wir später vor ein Tribunal stellen lassen, aber zuerst müssen wir diejenigen Sterblichen beseitigen, die auserwählt wurden.»
    «Wieso machen wir nicht erst mal die Griechen platt?», fragte Thor angriffslustig und befingerte seinen Hammer.
    «Das ist nicht so ganz einfach, Thor, und das sollte dir eigentlich bekannt sein. Es sind Götter wie wir. Und wenn wir uns hier oben die Köpfe einschlagen, während Sterbliche auf dem Weg sind, haben wir nachher das Kroppzeug am Hals … und was das bedeutet, weißt du ja wohl.»
    «Äh … ja. Klar.» Thor nickte. «Klar …» Er lächelte betont selbstsicher und verzog das Gesicht zu einem wissenden Lächeln.
    «Gut», sagte Odin. «Wie bekommen wir heraus, welche Sterblichen auserwählt sind? Irgendwelche Vorschläge?»
    «Wir fragen die Griechen», schlug Thor vor.
    «Ganz toll», schnaubte Odin.
    «Tja. Alles hier drin», sagte Thor und tippte sich grinsend an den Helm. Er ließ die Hand zügig sinken, als sein Vater losbrüllte.
    «
Wir fragen die Griechen!
Sag mal, spinnst du, Söhnchen? Hast du nicht mehr im Kopf als dein Hammer? Denk doch mal nach, bevor du das Maul aufmachst, bei Bor!»
    «Wieso bei Bor? Ich war noch nie bei …»
    «Grundgütiger.» Odins Schultern sackten nach vorn. «Wir … beobachten sie. Ist das klar, Thor?»
    «Klar … Ist gut.»
    «Wir beobachten Athene und Apollon. Und wir folgen ihnen, falls sie irgendwohin gehen. So werden wir sehr schnell herauskriegen, wen sie herführen wollen.»
    «Genau», nickte Thor. «Wollte ich auch gerade vorschlagen.»
    «Und sobald wir das wissen, vernichten wir die Sterblichen … Das darfst du machen, mein Sohn.»
    «Klasse.» Thor streichelte Mjölnirs schweren Kopf.
    «Heimdall», sagte Odin, «du wirst besonders wachsam sein. Loki darf diese Festung in nächster Zeit nicht

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