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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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wüstes Weib», sagte er, «lass mich einfach runter und rette, was noch zu retten ist von deinem Ruf. In Odins Augen wie in denen des Zeus trage nicht ich in meiner ganzen Bescheidenheit die Schuld an allen Katastrophen, sondern ihr, ihr Griechen. Ihr werdet schon mehr als genug Probleme mit den anderen Göttern haben, selbst wenn ich euch nicht weiter bekämpfe.»
    Athenes Griff lockerte sich. Als Lokis Zehenspitzen den Asphalt beinahe wieder berührten, hörte sie ein tiefes Summen, das lauter und lauter wurde. Sie drehte sich um und sah den Schatten näher kommen.
    Baldur landete auf der Straße und setzte den schwarzen Plymouth sanft zwischen zwei Erdbebenspalten ab. Cameron kam langsam wieder zu sich und glotzte durch einen feinen Nebelschleier in die Landschaft. Als er erkannte, dass sich zu dem einen Riesen, der offenbar ein Zwerg war, zwei weitere, richtige Riesen gesellt hatten, schloss er die Augen vorsichtshalber wieder.
    «Halt ihn fest, Griechin», befahl Baldur und trat mit einem Lächeln wie aus Eis neben Loki.
     
    Der Wolf grub seine Zähne in den Rover und riss das kleine grüne Ding in die Höhe. Mit einem lauten Knall explodierte der Benzintank und sprengte einen halben Schneidezahn aus dem Gebiss der unwirklichen Kreatur.
    Der Wolf zuckte nicht mal mit der Wimper. Er warf den Kopf in den Nacken, verschluckte den Rover und fixierte die kleinen Gestalten auf der Straße mit glühenden Augen. Dampfender Speichel tropfte von seinen meterlangen Lefzen und fraß große Krater in die Fahrbahn.
    Erasmus nahm Dianas Hand und raste los.
    Der Wolf machte einen Schritt nach vorn und war über ihnen. Durch das ohrenbetäubende Knurren rannten die Sterblichen um die letzten Sekunden ihrer kleinen, unbedeutenden Leben.
     
    Gwydiot hielt Gwenddolaus Hand und stolperte mit ihr hinter Gawain her, der trotz seiner schweren Rüstung ein rekordverdächtiges Tempo an den Tag legte. Der Magier verfluchte seine unpraktische Kutte und geriet ins Straucheln. Er ließ die schmale Hand los.
    «Lauf weiter!», schrie er im Fallen. Er landete mit der Brust auf harten Steinen, verspürte keinen körperlichen Schmerz, nur ohnmächtige Wut auf sein heimtückisches Schicksal, und wandte sich nach dem Schlangenkopf um.
    Gwenddolaus Hand ergriff seinen Ärmel und zog ihn hoch.
    «Komm!»
    Ein Schatten fiel auf die beiden. Ein riesiger, zuckender, rotblauer Schlund senkte sich über den Magier und die Frau, die er viel zu spät kennengelernt hatte.
     
    Loki schwebte noch immer einige Zentimeter über dem Boden. Baldur kam seinem Gesicht sehr nahe. «Ruf sie zurück», sagte er drohend.
    «Du kannst mich mal», sagte Loki.
    «Dein letztes Wort?»
    «Oh. Zu lyrisch? Wie steht’s mit:
Fick dich ins Knie, Halbgott

    «Wie du willst, Loki. Wie du willst.»
    Und mit diesen Worten bückte sich Odins intelligentester Sohn und rammte drei große, flache Steine in den Acker neben der Straße. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er ein Bündel Lederstricke in der rechten Hand. Er lächelte breit. Athene sah fragend von Baldur zu Loki, dessen spöttisches Grinsen einem eher säuerlichen Gesichtsausdruck Platz gemacht hatte und drauf und dran war, sich zu einer verzweifelten Grimasse zurechtzuzucken.
    «Bring ihn bitte her und leg ihn auf die Steine, Griechin», sagte Baldur. Athene wirbelte Loki herum, und Baldur wandte sich wieder an den kleinen Teufel.
    «Erinnerst du dich?», fragte er sanft, während er Lokis rechten Arm auf einem der Steine festzurrte. «An das hier? Die Riemen aus Walis Gedärmen? Das Einzige zwischen Himmel und Erde, was dich festhalten kann?»
    Loki nickte nicht. Natürlich erinnerte er sich.
    «Ich habe sie aufgehoben», fuhr Baldur im Plauderton fort, «nachdem man dich daraus befreit hatte. Damals. Ich dachte mir, dass wir sie irgendwann noch mal brauchen würden.» Mit einem Ruck schnürte er Lokis zweiten Arm fest. Der kleine Ase jaulte auf.
    «Nicht so fest, verflucht noch mal!»
    Lächelnd zurrte Baldur noch einmal und legte das letzte Band stramm um Lokis Hals.
    Athene räusperte sich. «Entschuldige, Baldur, aber … er muss seine Kreaturen zurückrufen.»
    «Das wird er. Nicht wahr, Loki?»
    «Bah! Warum sollte ich, Sackgesicht?»
    «Weil du sonst bis in alle Ewigkeit an diesen Steinen kleben wirst. Letztes Mal hattest du Glück … Oh, außerdem fehlt ja noch etwas.»
    Die Schlange. Lokis Augen weiteten sich.
    «Genau», nickte Baldur. «Die Schlange.» Er wandte sich an Athene. «Es gibt da eine

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