Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Helfershelfer, die Priesterin Nitis und den Schauspieler Bebon, auf dem Gewissen. Nach allem, was mir die Flusswachen berichtet haben, sind sie ertrunken. Allerdings habe ich ihre Leichen nicht gefunden.«
»Die Krokodile und die Fische werden sie gefressen haben!«
»Schon möglich.«
»Zweifelt Ihr daran?«
»Ich hätte die Leichen lieber selbst gesehen.«
»Das Streben nach Vollkommenheit ist nicht immer eine Tugend, Richter Gem.«
»Wollt Ihr mir jetzt etwa meinen Beruf erklären?«
»Anstatt Eure Zeit mit der Suche nach Toten zu vergeuden, solltet Ihr lieber nach Sais zurückfahren.«
»Meine Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Und ich – nur ich allein – entscheide, wann der Augenblick gekommen ist.«
»Theben ist eine sehr schöne Stadt und Haushofmeister Chechonq ein hervorragender Gastgeber. Ich bin sicher, Ihr werdet dort eine sehr angenehme Zeit verbringen.«
»Ich will arbeiten, nicht, mich verwöhnen lassen. Außerdem benötige ich die Unterstützung Eurer Leute.«
»Das hat der Pharao zu entscheiden.«
»Bestimmt wird er meine Bitte erhören«, meinte der Richter. »Seht zu, dass ich Zeit gewinne.«
Henat machte jetzt einen nachdenklichen Eindruck.
»Ihr könnt Euch bei dem Mann melden, der für die Herstellung des hochwertigen Papyrus verantwortlich ist, und Euch auf mich beziehen. Er ist mein wichtigster Verbindungsmann in Theben.«
Der Richter dürfte ziemlich enttäuscht sein, wenn er erfahren musste, dass ihm Henats Untergebener nichts Bedeutsames mitteilen konnte.
»Ich danke Euch für Eure Hilfe.«
»Dann hat der Fall Kel jetzt doch ein gutes Ende gefunden, nicht wahr? Endlich seid Ihr diesen Verbrecher und seine Verbündeten los. So bleiben Euch weitere Nachforschungen erspart, die mühsam hätten werden können. Ein schöner Erfolg, Richter Gem. Der König wird sehr zufrieden mit Euch sein, und Ihr habt Euch wirklich ein paar Tage Ruhe in Theben verdient.«
»Die habe ich durchaus nicht nötig, außerdem sagte ich ja bereits, dass ich hier und jetzt meine Untersuchung abschließen will.«
»Indem Ihr Gespenster festnehmt? Freut Euch doch ein bisschen des Lebens!«
»Mir scheint, das ist auch nicht gerade Eure Stärke.«
»Theben wird Euch gefallen. Hoffentlich vergesst Ihr darüber nicht, eines Tages wieder nach Sais zu kommen.«
»Gute Fahrt, Henat.«
Die beiden Schiffe legten ab, und das von Richter Gem steuerte auf den Hafen von Karnak zu. Der Verantwortliche für die Sicherheit des Tempels empfing den Richter ehrerbietig.
»Eure Gastwohnung steht bereit«, erklärte er. »Der Haushofmeister bittet Euch, ihn zu entschuldigen – wegen einer dringenden Verwaltungsangelegenheit kann er Euch leider erst morgen treffen.«
Das schöne Haus, in dem eben noch Henat untergebracht war, hatte man gründlich gereinigt, und ein ganzer Trupp von Dienstboten war zur Stelle, um dem Richter jeden Wunsch zu erfüllen.
»Die Lage sagt mir nicht zu. Ich möchte in der Stadt wohnen. Für meine Mitarbeiter brauche ich etwa ein Dutzend Arbeitszimmer, einen Empfangsraum und Unterkünfte für die Soldaten. In Kürze treffen zwei weitere Schiffe der Flusswache ein, und ich möchte meine Leute auf beiden Seiten des Nils aufstellen.«
»Da muss ich erst den Haushofmeister fragen …«
»Das ist ein Befehl«, schnitt ihm Gem das Wort ab, »der gilt auch für ihn. In diesem Haus bleibe ich nur heute Nacht.«
Ein pausbäckiger Koch meldete sich zu Wort.
»Heute Abend gibt es zwei Vorspeisen, und zwar …«
»Nichts davon. Ich will nur eine Fleischsuppe mit Bohnen.«
»Ich hätte einen guten Wein vorzuschlagen, einen …«
»Bringt mir Wasser.«
Vollkommen unempfänglich für die schöne Ausstattung des Hauses setzte sich der Richter in den Schatten einer Sykomore und las noch einmal seine Aufzeichnungen über den Schreiber Kel durch. Ob er den Fall nun wirklich abschließen sollte?
Ein Ordnungshüter sprach bei ihm vor.
»Es gibt Hinweise zu den falschen Fischern. Schlechte Neuigkeiten.«
»Hat man sie angegriffen?«
»Nein, anscheinend nicht. Sie wurden in ihrem Lager tot aufgefunden.«
»Woran sind sie gestorben?«
»Einem Truppenarzt zufolge an einer Lebensmittelvergiftung. Sie sollen giftigen Fisch zu sich genommen haben.«
Ein sonderbarer Zufall … Vielleicht hatte die Priesterin dabei ihre Finger im Spiel … Immerhin hatte der Schreiber Kel seine Kameraden aus dem Übersetzeramt vergiftet!
Der Richter würde den Fall noch nicht zu den Akten legen.
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