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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Stadtrand von Theben kommt«, erzählte Bebon, »aber er wird überwacht. Und wir haben nichts, wovon wir uns saubere Kleidung und etwas zu essen kaufen könnten.«
    »Lasst uns die Böschung hinaufgehen«, schlug Nitis vor.
    Oben am Weg standen zwei Körbe voller Fische und ein Strick.
    »Wie ihr seht, hilft uns die Göttin weiter«, sagte Nitis. »Du, Bebon, suchst dir jetzt einen Ast als Gehstock und spielst einen Kranken mit Kreuzschmerzen. Ich folge dir in einiger Entfernung mit Nordwind. Er soll die Körbe tragen, ich gebe mich als Fischersfrau aus, die Ordnungshüter werden uns durchlassen. Auf dem Markt verkaufe ich die Fische und kaufe dafür Kleidung und Sandalen. Kel, du mischst dich unter eine Gruppe von Landarbeitern, die spät abends in ein Gasthaus gehen. Mach Scherze, unterhalte dich mit ihnen, tu so, als wäre alles in Ordnung. Wir treffen uns dann alle am Markt, auf der Seite zur Stadt.«
    Bebon staunte nicht schlecht.
    »Ihr … Ihr kennt also Theben?«
    »Nein, ich habe es gerade entdeckt. Die Worte der Akazie von Neith waren klar und deutlich, ich musste nur auf sie hören.«
    Aber der Schauspieler hatte nichts gehört.
    Und Kel wollte sich nicht von Nitis trennen.
    »Wir sollten uns an die Anweisungen der Göttin halten«, bat Nitis, »dann werden wir auch diese neuen Hindernisse bewältigen.«
    Das Vorhaben, das der sprechende Baum ausgeheckt hatte – Bebon beobachtete ihn aus den Augenwinkeln –, war nicht ungefährlich. Aber der Schauspieler konnte kein besseres anbieten.

59
    C hechonq war ein leidenschaftlicher Verehrer der alten Schriften und besichtigte gerade seine eindrucksvolle ewige Ruhestätte am westlichen Nilufer in Theben. Die Pyramidentexte hatten als Vorbild für die vielen Reihen von Hieroglyphen gedient, die von den immerwährenden Verwandlungen der Seele in den himmlischen Weiten und der ewigen Reise des lichten Geistes handelten. Während seiner langen Jahre bei der Gottesdienerin hatte er viel von ihr gelernt. Als einer, der in die göttlichen Mysterien eingeweiht war, leitete er eine Gruppe von geistlichen Gelehrten, die den Auftrag hatten, in der Überlieferung nach Stoffen zu suchen, mit denen die Zeichner, die Maler und die Bildhauer die Gräber schmücken konnten.
    Eigentlich war ja das Haus des Todes in Wirklichkeit das Haus des Lebens. Das menschliche Dasein war nur von kurzer Dauer und hatte nur Sinn im Hinblick auf das Jenseits. Chechonq kam sehr gern hierher, um nachzudenken. In der fast greifbaren Stille inmitten dieser rituellen Geschichten schienen die Götter zu ihm zu sprechen. Und nichts konnte wichtiger sein, als ihren Stimmen zu lauschen.
    »Ihr werdet dringend gebraucht, Haushofmeister«, meldete ihm sein Sekretär, dem es sehr unangenehm war, seinen Herrn, in Gedanken vertieft, zu stören.
    »Ist es wirklich so dringend?«
    »Ich fürchte ja.«
    Widerwillig trennte sich Chechonq von der Ruhe seiner ewigen Heimstätte.
    Sichtlich aufgeregt erwartete ihn der Schreiber der Schatzkammer am Eingang zum Grab.
    »Ich muss Euch dringend sprechen, Haushofmeister, so geht es nicht weiter! Ihr müsst unverzüglich und mit aller Härte durchgreifen.«
    »Darf ich erst einmal erfahren, worum es überhaupt geht?«
    »Der Aufseher über das Vieh hätte mir heute Morgen drei fette Rinder und fünf Gänse liefern sollen. Und was hat er gemacht: Er bringt mir einen einzigen Ochsen und zwei Gänse – und das ohne ein Wort der Erklärung oder der Entschuldigung. Der Schreiber, der für die Kornspeicher zuständig ist, hat von Amts wegen die Belieferung der Bäckerei von Karnak beträchtlich gekürzt. Mit anderen Worten, sie können nicht einmal mehr genug Brot backen, um Priester und Handwerker zu versorgen. Und diese Leute geben sich als Verantwortliche aus! Meines Erachtens haben sie eine ordentliche Tracht Prügel verdient. An Eurer Stelle würde ich sie sofort durch fähige Verwalter ersetzen.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach Chechonq.
    »Ihr müsst wirklich streng sein, Haushofmeister, sonst haben wir hier bald ein heilloses Durcheinander.«
    Diese Klagen hatte sich Chechonq schon mehrfach anhören müssen. Der Schreiber der Schatzkammer war entsetzlich kleinlich und wurde nicht müde, die anderen Amtsschreiber schlecht zu machen und ihnen unverzeihliche Fehler vorzuwerfen, ehe sie diese überhaupt begangen hatten. Der Aufseher über die Felder trank angeblich zu viel, der Verwalter der Getreidespeicher war ständig mit Familienstreitereien

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