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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nicht …«
    Ein langes Warten begann.
    Am späten Nachmittag verließ Chechonq das Stadtvorsteheramt. Er schickte die Stuhlträger weg und lief zu Fuß zum Hafen, immer noch begleitet von Schreibern und Soldaten.
    Er ging an Bord mehrerer Schiffe, überprüfte die Ladung und untersuchte die Güte der Ware. Bebon war froh, dass er sich auf kein falsches Spiel eingelassen hatte!
    Lange Gespräche mit den Schiffseignern, den Händlern und dem Schreiber des Schatzmeisters schlossen sich an. Preis, Menge und Liefertag der Waren wurden ausgehandelt. Als die Verträge abgemacht waren, beglückwünschte man sich gegenseitig, und der Haushofmeister machte sich auf den Rückweg in die Stadtmitte.
    Eine gute Stunde blieb er dann beim Schreiber der Schatzkammer, um die laufenden Geschäfte zu besprechen. Als er den verließ, nahm er in einem Tragestuhl Platz.
    Jetzt geht er nach Hause zum Essen, dachte Bebon enttäuscht.
    Es wäre äußerst schwierig, in Chechonqs großes Anwesen zu gelangen. Vielleicht ließ sich aber doch irgendeine Möglichkeit finden, wenn er die Lage gründlich auskundschaftete.
    Doch die Träger mit dem Stuhl blieben vor einem Gasthaus im Freien stehen. Der Haushofmeister erhob sich aus dem Sessel und setzte sich ganz allein unter eine Pergola. Offensichtlich musste er vor einem bevorstehenden Festmahl noch etwas zu Kräften kommen.
    Die Wachleute, Schreiber und Träger gönnten ihm diese Ruhepause und hielten sich im Hintergrund.
    Das war die Gelegenheit, von der sie geträumt hatten.
    Bebon gab Kel ein Zeichen, und der ging, gefolgt von seinem Esel, langsam auf Chechonq zu.
    Nach Lage der Dinge musste der Schreiber jetzt handeln.
    Er wollte in den Weg einbiegen, der an der Pergola vorbeiführte, dann rasch nach rechts abbiegen, schnell zu dem Haushofmeister hinüberlaufen und ihm sein Anliegen vortragen.
    Ob er wohl die richtigen Worte finden würde?
    Mindestens tausendmal hatte er in Gedanken die Sätze hin und her gedreht, aber keiner hatte ihm gefallen. Vielleicht war der einfachste Weg der beste: Ich bin der Schreiber Kel, der die Verbrechen nicht begangen hat, deren er angeklagt wird. Wenn Ihr das Land vor dem Untergang retten wollt, bringt mich zur Gottesdienerin – dann kann ich beweisen, dass ich die Wahrheit sage.
    Die Aussichten standen eins zu einer Million.
    Aber es war die allerletzte Gelegenheit.
    Wie gern hätte Kel Bebon jetzt gesagt, wie sehr er dessen Mut und treue Freundschaft schätzte. Vielleicht musste er ihm das in einer anderen Welt gestehen.
    Der Schauspieler nickte ihm aufmunternd zu – noch war nichts verloren! Manchmal entschied ein Würfel über ein Vermögen. Und die Götter würden ihn doch nicht ausgerechnet im entscheidenden Augenblick im Stich lassen!
    Kel ging vorwärts.
    Noch drei Schritte, dann würde über sein Schicksal entschieden.
    »Jetzt hör aber auf, du Bauer, kannst du dich nicht wenigstens entschuldigen?«
    Erschrocken blieb Kel stehen. Die Soldaten wurden wieder munter, der Haushofmeister erwachte aus seinem Dämmerschlaf.
    »Das ist doch nicht zu fassen!«, polterte der Schauspieler. »Dieser Kerl hat mich angerempelt und mein neues Gewand schmutzig gemacht! Schaut euch das an! Dafür verlange ich mindestens seinen Esel.«
    Bebon hielt den Ordnungshütern sein schmutziges Gewand unter die Nase und machte sie zu unfreiwilligen Zeugen.
    »Verschwinde!«, befahl einer der Offiziere, »bei deinem Geschrei platzt uns noch das Trommelfell.«
    »Ich will nur mein gutes Recht!«
    »Willst du vielleicht meinen Knüppel zu spüren bekommen?«
    Bebon machte einen Schritt zurück.
    »Nein, nein.«
    »Dann mach, dass du wegkommst.«
    Die Träger mit dem Stuhl setzten sich wieder in Bewegung.
    Bebon und Kel gingen in die entgegengesetzte Richtung, bis sie außer Sichtweite waren.
    »Was sollte denn das?«, fragte der Schreiber.
    »Das war eine Falle! Die Strahlen der untergehenden Sonne haben sich genau hinter der Pergola so seltsam gespiegelt – in Schwerterklingen. Und einer der Soldaten, die da im Hinterhalt lagen, ist zu früh aufgestanden. Du hättest gar nicht erst den Mund aufmachen können.«
    Niedergeschmettert gab Kel die einzig mögliche Schlussfolgerung zu.
    »Dann ist der Haushofmeister also ein Verbündeter von Richter Gem! Er wollte mich in seine Nähe locken und so dem Jäger das Wild zutreiben.«
    »Ja, ihn brauchen wir nicht mehr zu fragen, ob er uns zur Gottesdienerin bringt«, meinte auch Bebon.

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    B itte erlaubt, dass ich Euch mein

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