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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Bebon. »Hier gefällt es mir gar nicht.«
    »Gehen wir einmal ans Ende dieser Galerie«, schlug die Priesterin vor. »Dort befindet sich ein Schatz.«
    »Ich bleibe hier und stehe Wache«, beschloss der Schauspieler. »Wenn ich schreie, lauft ihr sofort zurück.«
    Der breite, etwa sechzig Meter lange, ebene Gang wurde in der Mitte von einer Reihe mächtiger Säulen getragen. Um ihn noch sicherer zu machen, hatten die Zimmerleute auch noch Holzpfeiler eingezogen.
    »Wir befinden uns im Herzen der Pyramide«, sagte Nitis. »Spürst du die Kräfte, die hier freigesetzt werden?«
    Kel war zutiefst beeindruckt und empfand große Verehrung. Diese Reise zum Mittelpunkt des Steins erinnerte ihn überhaupt nicht an ein Gefängnis, sondern viel mehr an eine Befreiung.
    »Sieh dir nur diese Schätze an.«
    Der Schreiber betrachtete voller Bewunderung ein Heer von Antwortenden, kleinen blauen Tonfiguren, die in die Gräber gestellt wurden, um den Auferstandenen verschiedene Arbeiten abzunehmen. Die Gestalten trugen Perücken, kurze Gewänder mit langen Ärmeln, hatten die Arme über der Brust gekreuzt und hielten zwei Hacken in den Händen. Auf magische Weise führten sie aus, was ihnen die Schrift aufgetragen hatte: Sie kümmerten sich um die Aussaat auf dem fruchtbaren Boden, wässerten die Ufer und trugen den Dünger, der bei der Zersetzung des Nilschlamms entstand, von West nach Ost und von Ost nach West.
    »Sie wurden Pharao Amasis geweiht«, stellte Kel erstaunt fest.
    »Man hat sie bestimmt gestohlen«, meinte Nitis.
    »Ich glaube eher, das ist der Lohn für die drei Söldner, die diese Figuren zu Gold machen könnten. Beweisen diese Wunderwerke nicht, dass der König unser Hauptgegner ist?«
    »Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Nehmen wir einmal einen der Antwortenden und dieses Amulett: Zwei Finger aus Obsidian, die der Balsamierer bei der Mumifizierung in den Einschnitt im osirischen Körper geschoben hat. Er trennt Himmel und Erde und gestattet der Seele, in den Himmel zu gelangen, indem er die Wolken durchbohrt und sie vor dem bösen Blick bewahrt.«
    Kel war tief beeindruckt von Nitis' Wissen. Nach langen Tagen der Angst hatte sie erstaunlich schnell ihre Lebensfreude und ihre Tatkraft wiedergewonnen.
    »Wir haben beide unsere Abschrift des verschlüsselten Papyrus verloren«, sagte er bedauernd.
    Sie lächelte ihn an.
    »Die Abschrift, aber nicht unsere Erinnerung. Ich kenne diese unverständliche Aneinanderreihung von Hieroglyphen auswendig. Du doch sicher auch?«
    In einer der Ledertaschen, die Nordwind trug, waren Palette und Schreibwerkzeug.
    Gegen den Einspruch von Bebon, der es nicht erwarten konnte, diesen Ort zu verlassen, schrieben Nitis und Kel ihre jeweils eigene Fassung des verlorenen Schriftstücks auf und verglichen sie dann miteinander. Sie stimmten völlig überein.
    »Lasst uns endlich aufbrechen«, mahnte Bebon eindringlich.
    »Nur die Gottesdienerin kann uns noch retten«, wiederholte Nitis.

24
    D er Mann, der Brot und Wasser bringen sollte, klopfte mehrmals laut an die Tür zum saitischen Gang. Als er keine Antwort bekam, drückte er dagegen, und sie öffnete sich knarrend.
    Beißender Rauch drang ihm in Augen und Nase.
    »Wo seid ihr?«, rief er beunruhigt.
    Voller Angst ging er ein Stück weiter und stieß mit dem Fuß gegen den Körper eines leblosen Söldners. Die beiden anderen sah er weiter hinten liegen.
    Entsetzt ließ der Mann alles stehen und liegen und lief ins Lager, um Hilfe zu holen. Der Kommandant kam in Begleitung von zwei Soldaten sofort mit ihm zum Tatort.
    Einer der Verletzten hatte gerade das Bewusstsein wiedererlangt.
    »Was ist geschehen?«
    »Ein Überraschungsangriff.«
    »Wie viele Gegner hattet ihr?«
    »Ich weiß es nicht … Wegen dem Rauch haben wir nichts gesehen und konnten uns nicht verteidigen. Es ging alles so schnell.«
    Der Kommandant untersuchte die Galerie. Der Schatz schien unversehrt, aber das Mädchen war verschwunden. Er wusste allerdings nicht, wer sie war, und wollte sie auch gar nicht erst kennen lernen, so sehr missfiel ihm dieser geheime Auftrag.
    Der Offizier führte lediglich die Befehle aus, ohne nach Sinn und Zweck zu fragen. Bei den Söldnern wurde nicht lange hinterfragt.
    Die drei Verletzten wurden versorgt und versetzt. Dort konnten sie den Zwischenfall vergessen und vor allem zusehen, dass sie den Mund hielten. Der Kommandant musste nun nur noch einen ausführlichen Bericht schreiben und an die Obrigkeit

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