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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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lange an, so als zögerte sie noch, wer ihr Opfer werden sollte.
    »Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen«, sagte Bebon.
    »Nein, sie wartet nur darauf, dass einer zu fliehen versucht. Ich bitte dich, rühr dich nicht vom Fleck.«
    Die Schlangenzunge hatte einen wütenden Tanz aufgeführt. Das Tier las die Gedanken der Menschen, fühlte ihre Angst und schlängelte sich langsam auf sie zu.
    Nitis flehte ihren verstorbenen Meister um Hilfe an. Die Götter durften sie doch nicht jetzt im Stich lassen – hier, mitten in einem Tempel – und ihre Suche nach der Wahrheit beenden!
    Plötzlich tauchte eine Manguste zwischen den Säulen auf und stellte sich zwischen die drei Menschen und das Reptil. Weil sie ein großer Liebhaber von Kobraeiern war, hatte sich die Ratte des Pharaos in Schlamm gewälzt und den dann trocknen lassen, um sich mit diesem dicken Panzer vor der Schlange zu schützen.
    Als sich die Kobra ihrem ärgsten Feind gegenübersah, erstarrte sie. Mangusten sind zwar sehr klein, aber überaus mutig und setzen auf ihre Schnelligkeit.
    »Sie verkörpert den Gott Atum«, sagte Nitis. »Er wird ständig im Urmeer geboren und ist Sein und Nicht-Sein zugleich.«
    Auf der Suche nach einem passenden Angriffswinkel umrundete die Manguste die Kobra. Beide Tiere wussten, dass sie nur ein einziges Mal zubeißen konnten – gezielt und tödlich.
    Die Kobra schnellte los, Nitis schloss die Augen.
    Tötete die Kobra die Manguste, hätten sie die Götter verlassen und die Lüge trüge den Sieg davon.
    »Sie konnte ihr ausweichen«, sagte Bebon.
    Jetzt ging das kleine Säugetier zum Angriff über und nutzte einen unachtsamen Augenblick der Schlange.
    Mit einem irrwitzigen Sprung krallte es sich von hinten an ihren Kopf und bohrte ihr seine Fänge in den Hals.
    Ein paar heftige Bewegungen, ein letztes Zucken, dann war die Schlange tot.
    Die Manguste hatte gesiegt.
    »Die Götter müssen Euch beschützen«, sagte ein alter Priester mit kahlem Schädel und einem altertümlichen weißen Leinengewand.
    Bebon hatte nicht gesehen, woher der Mann so plötzlich gekommen war, und sah sich misstrauisch um. Aber da war niemand sonst.
    »Seid Ihr der Tempelwächter?«, fragte Nitis.
    »Ja, ich habe die Ehre.«
    Die Manguste verschwand mit ihrer Beute.
    »Ich heiße Nitis und bin die Oberpriesterin der Sängerinnen und Weberinnen der Göttin Neith in Sais. Der verstorbene Priester Wahibra ist mein Meister gewesen.«
    »Dann hat uns Wahibra also verlassen! Das ist ein schrecklicher Verlust. Er war ein weiser und aufrechter Mann, ein wahrer ›Gerechter der Stimme‹. Er kannte alle heiligen Schriften und besaß ein Wissen, das Imhotep würdig gewesen wäre. Warum hat er Euch hierhergeschickt?«
    »Ich brauche die Hilfe von Neith, die mit der Macht des Krokodilgottes Sobek in Verbindung steht.«
    Die Miene des Priesters verfinsterte sich.
    »Dieser Tempel ist für den Ka und sonst nichts bestimmt. Die Sorgen der Menschen kümmern ihn nicht.«
    »Atum hat eben die Schlange der Finsternis besiegt«, erinnerte Nitis. »Wollt Ihr dieses Himmelszeichen missachten?«
    Der Hüter des Labyrinths dachte lange nach.
    »Ich bin es nicht mehr gewohnt, Besuch zu empfangen. Dieser Ort ist der Stille, der Andacht und dem Gedenken gewidmet.«
    »Meine Gefährten und ich sind auf der Suche nach der Wahrheit. Ohne Eure Hilfe ist unser Unterfangen zum Scheitern verurteilt.«
    »Da Euch die Götter zur Seite stehen, will auch ich mich nicht entziehen. Was Ihr sucht, befindet sich vielleicht in der Nähe von Medinet, der Hauptstadt des Faijum. Wohnt Sobek noch in seinem See? Ich weiß es nicht. Wenn ja, endet Euer Abenteuer dort. Niemand entkommt dem Maul des Krokodils. Es erhebt sich aus den unterirdischen Gewässern, verleiht der aufgehenden Sonne Gestalt und verschlingt alles Vergängliche. Leb wohl, Priesterin der Neith.«

28
    B egleitet von fünf erfahrenen Söldnern, die mit sämtlichen Kampfarten vertraut waren, befragte Menk ausführlich die Hafenbeamten, die den Schiffsverkehr in Memphis beaufsichtigten. Er hatte nur eines im Sinn: Die schöne Nitis wiederzufinden und den Schreiber Kel zu töten. Die Obrigkeit würde ihn beglückwünschen, der Pharao würde ihm ein höheres Amt am Hof anbieten, und er würde eine wunderbare Frau heiraten, die ihn eines Tages schon lieben lernen würde.
    Die ägyptischen Schreiber hatten ihren guten Ruf zu Recht. Die Verwaltungsunterlagen waren tadellos. Zu jedem Schiff waren Name, Zielort, Abfahrtszeit, Namen

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