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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ausgeschlossen. Zu unserem Glück haben wir aber einige Spitzel.«
    Die Lage stellte sich wesentlich ungünstiger dar als erwartet, was sich der Schreiber Kel bestimmt zunutze machen würde. Der Richter verfasste einen ausführlichen Bericht an König Amasis, in dem er ihm die geheime und bedrohliche Wahrheit offenbarte. Unter diesen Umständen erwies sich der Auftrag von Phanes von Halikarnassos in Elephantine als entscheidend. Gab es dort tatsächlich einen Aufstand und womöglich ein Bündnis mit den Nubiern, war das Gleichgewicht des Landes in Gefahr.
    Kaum hatte das Schiff des Richters im Haupthafen des Faijum angelegt, als auch schon ein Offizier an Bord kam und ihn dringend zu sprechen wünschte.
    »Am See von Sobek ist es zu ernsten Zwischenfällen gekommen«, berichtete er Gem. »Die dortigen Priester wurden von drei Personen überfallen – zwei Männern und einer Frau. Dem heiligen Krokodil ist zum Glück nichts geschehen.«
    »Bring sofort die Zeugen zu mir.«
    »Auch den Hohepriester von Sobek?«
    »Alle Zeugen, und zwar schnell.«
    Über den Richter ergoss sich nun eine Flut von Klagen und Entrüstung. Die örtliche Geistlichkeit forderte von der Führung des Landes eine hohe Entschädigung für den Schaden, der ihr zugefügt worden war. Was die Beschreibung der Täter anbelangt, zeugte sie von großem Einfallsreichtum. Eindeutig war eigentlich nur eines: Die Frau war eine Neith-Priesterin und gekommen, weil sie Sobek um Hilfe bitten wollte. Und er hatte ihr einen gewaltigen Bogen und zwei riesengroße Pfeile geschenkt.
    Gem nahm sich noch einmal den Priester vor, der direkt mit den Angreifern zu tun gehabt hatte und ganz offensichtlich einen Teil der Wahrheit verschwieg.
    »Hat diese Frau mit dem Krokodil gesprochen?«
    »Nein … Oder nur ganz kurz.«
    »Wie hat sich das Krokodil benommen?«
    »Wie immer.«
    »Die Verkörperung von Sobek erkennt ihre Diener an der Stimme, hat der Hohepriester gesagt. Diese Priesterin gehörte aber nicht zu Sobeks Dienern. Als sie sich dem Gott näherte, hat sie sich in tödliche Gefahr gebracht. Hast du vielleicht versucht, sie loszuwerden?«
    »Unser Schicksal liegt in der Hand der Götter, und …«
    »Das war versuchter Mord, der wird dich teuer zu stehen kommen!«
    »Man hat mir versprochen, dass mir nichts geschieht, und dass ich die versprochene Entschädigung bekomme. Warum quält Ihr mich so?«
    Der Richter funkelte ihn wütend an.
    »Wer ist ›man‹?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Entweder du redest, oder ich lasse dich ins Gefängnis werfen.«
    Da überlegte der Priester nicht lange.
    »Ein Sonderbeauftragter aus dem königlichen Palast hat mich lange verhört und mir unter Androhung von Vergeltungsmaßnahmen verboten, sein Eingreifen zu erwähnen.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Er hat seinen Namen nicht genannt. Aber er hatte mehrere Kerle dabei, die einen ziemlich ungemütlichen Eindruck auf mich gemacht haben.«
    »Hast du ihnen vielleicht etwas gesagt, was du mir gegenüber vergessen hast?«
    »Nein, nichts. Beschützt Ihr mich jetzt vor ihm?«
    »Soldaten werden die Gegend überwachen.«
    Der Priester verneigte sich und ging.
    Richter Gem war ratlos; es gab zwei Möglichkeiten: Entweder führte Henat mit einem Sondertrupp Ermittlungen auf eigene Faust durch; oder aber Mitglieder aus Kels Verbrecherbande verbreiteten Angst und Schrecken.
    In jedem Fall schien es ihm geraten, sich besser nicht mit Henat anzulegen. Er würde schon allein zurechtkommen.

31
    D ank einer kräftigen Brise kam die Barke schnell voran. Nordwind hatte es sich bequem gemacht und gönnte sich ein paar Stunden Schlaf. Der Nil glitzerte in der Sonne und sah aus wie das blaue Ebenbild des Himmels. Bebon war ein ordentlicher Seemann, hielt das Ruder und beobachtete das Segel. Arm in Arm genossen Kel und Nitis diese friedlichen Stunden und bewunderten die üppig grünen Flussufer Mittelägyptens.
    »Niemals hätte ich gedacht, dass man so glücklich sein kann«, sagte er leise. »Deine Liebe vertreibt alle dunklen Schatten.«
    »Gemeinsam ein einziges Leben leben, das ist doch ein Geschenk der Götter?«
    Ein hässliches Geräusch schreckte die Reisenden auf.
    »Da ist ein Leck«, stellte Bebon fest. »Wir müssen Wasser schöpfen.«
    Sofort machte sich Kel ans Werk. Doch so sehr er sich auch bemühte, die Öffnung wurde immer größer und das Boot ließ sich kaum noch steuern.
    »Dieser Gauner hat uns einen völlig vermoderten Kahn angedreht«, schimpfte der Schauspieler.

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