Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
entschlossen und gut gelaunt wirkte. Die beiden Männer kraulten jeweils eine Weile, um sich dann auszuruhen und von der Strömung tragen zu lassen. So kamen sie zügig voran.
Kel musste die ganze Zeit an Nitis denken. Erst jetzt, wo er von ihr getrennt war, spürte er richtig, wie unentbehrlich sie für ihn war. Über ihre Liebe und das körperliche Begehren hinaus gab es zwischen ihnen ein Einverständnis, das aus einer anderen Welt stammte.
Bebon steuerte auf die Flussmitte zu. Die Strömung trug sie dahin, und ein riesengroßer Barsch glitt an ihnen vorbei. Dann tauchten sie, wurden noch schneller.
Als sie nach oben kamen, um Luft zu holen, sah Kel ein Boot der Flusswache direkt vor sich. Am Bug ein schussbereiter Bogenschütze.
Das war das Ende ihrer Reise, weit weg von ihr …
Er lächelte und winkte freundlich.
Der Bogenschütze winkte ihnen ebenfalls zu, und das Boot fuhr weiter.
Bebon tauchte neben dem Schreiber auf.
»Den Göttern sei Dank – das war knapp!«
»Bist du müde?«
»Du machst wohl Scherze!«, sagte der Schauspieler und kraulte wieder los.
Am Horizont tauchte das Tal der Tamarisken auf. Die Bäume standen in voller Blüte und verwandelten die Landschaft mit ihrer rosenroten Farbenpracht in ein verzaubertes Meer, aus dem sich der gewaltige Thot-Tempel erhob. Nordwind blieb stehen und atmete den köstlichen Duft ein, der über diesem herrlichen Ort lag. Nitis sah, wie Kel durch den Fluss schwamm und alle Hindernisse überwand. Gleich wären sie wieder vereint.
Da tauchten plötzlich etwa zehn Wachleute aus dem Wald auf.
»Wohin des Wegs, junge Frau?«, fragte der Offizier.
Nitis wich seinem Blick nicht aus.
»Ich liefere den Tempeln frisches Gemüse.«
»Begleitet dich dein Mann nicht?«
»Ich bewirtschafte meinen kleinen Bauernhof alleine.«
»Eine freie Frau …«
»Das stört Euch doch hoffentlich nicht?«
»Ich halte mich ans Gesetz. Wie heißt du?«
»Nefertem.«
»Ich muss überprüfen, was dein Esel geladen hat.«
»Seid vorsichtig, er ist sehr schreckhaft.«
»Wenn mir das Tier etwas tut, bist du verantwortlich.«
»Dann zeige ich Euch lieber selbst den Inhalt der Körbe.«
Die Männer kamen näher, wahrscheinlich dachten sie, Nitis würde gleich eine schreckliche Waffe zücken.
»Hier, bitte, Lauch, Salat, Zwiebeln … Seid Ihr jetzt zufrieden?«
»Und was ist da in dem Sack, den dein Esel an der Seite trägt?«
Eine einfache Bäuerin besaß nicht so einen kostbaren Bogen … der Offizier würde Nitis verhaften und zum nächsten Wachposten mitnehmen.
»Das sind nur persönliche Dinge.«
»Ich habe den Befehl, alles zu überprüfen. Zeig uns den Sack, sonst töten wir deinen Esel.«
Mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren gab sich Nordwind alle Mühe, bloß nicht angriffslustig auf die Männer zu wirken. Im Gefängnis konnte sich die Priesterin schon irgendwie verteidigen. Und Kel und Bebon konnten weiter nach der Wahrheit suchen.
Ganz langsam holte sie den Bogen aus seinem Leinensack.
Die Männer starrten den fremden Gegenstand ängstlich an und waren wir versteinert, offenbar unfähig einzugreifen.
Das Akazienholz strahlte so hell wie die Sonne. Nur Nitis wurde nicht davon geblendet.
»Du kannst weitergehen«, sagte der Offizier nur.
33
B ist du müde?«, fragte Kel.
»Nein, überhaupt nicht«, antwortete Bebon außer Atem. Ganz allmählich bekam er wieder Luft und fragte sich, wie er überhaupt so lange hatte schwimmen können. Das Ufer kam ihm unüberwindlich vor, sein Körper wog schwer. Ein erster Versuch, noch einer, dann zog er sich mit letzter Kraft hoch und lag endlich auf festem Boden.
»Siehst du, das hat jetzt richtig gut getan, findest du nicht auch?«, meinte Kel und half seinem Freund aufzustehen.
»Wir müssen uns beeilen, Nitis zu finden.«
»Ich bin überzeugt, dass sie es auch geschafft hat.«
Das Tempo, das Kel anschlug, bereitete Bebon Qualen.
Der Schatten der ersten Tamarisken war dagegen eine Wohltat. Auf einmal waren die Beine nicht mehr so schwer, und Bebon kam schnell wieder zu Kräften.
Nitis und Nordwind warteten bereits bei einem Brunnen.
Die Liebenden umarmten sich lange.
Sie erzählten sich von ihren Erlebnissen und beglückwünschten sich, dass ihnen die Götter wieder zur Seite gestanden hatten.
»Noch sind wir nicht im Tempel«, erinnerte Bebon. »Zusammen können wir uns nicht sehen lassen, das wäre viel zu gefährlich. Ich versuche, den Oberritualisten zu sprechen und hole euch dann ab.«
»Ich
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