Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Gespräch kurzerhand ein Ende und setzte sich Richtung Ackerland in Bewegung.
Alle vier waren grenzenlos erleichtert, die Wüste verlassen zu können. Endlich wieder Bäume und andere Pflanzen sowie das sanfte Plätschern der Bächlein.
»Halt!«, ertönte eine strenge Stimme.
Fünf griechische Söldner standen vor ihnen!
Nordwind blieb gehorsam stehen, und seine Gefährten taten es ihm nach.
»Wer seid ihr?«
»Wir sind fliegende Händler.«
»Woher kommt ihr?«
»Aus dem Norden.«
»Und ihr habt nur einen einzigen Esel dabei? Das ist aber ziemlich seltsam. Die Händler hier aus der Gegend kennen wir, aber euch haben wir noch nie gesehen. Kommt mit, wir werden euch im Lager weiter ausfragen.«
Ich fürchte, wir werden Abydos nicht lebend verlassen, wiederholte Bebon im Stillen. Diese fünf Kerle zu überwältigen war wohl unmöglich.
»Ich will, dass Ihr uns zu Schatzmeister Pef bringt«, verlangte da plötzlich Nitis.
Der Söldner riss erstaunt die Augen auf.
»Der empfängt aber keine Händler.«
»Ich bin die Tochter seines besten Freundes, des Hohepriesters von Sais, und Pef erwartet mich bereits.«
52
H enat hatte einen wunderschönen Tag hinter sich. Er war in einem großen Haus, etwa eine halbe Stunde vom Palast des Haushofmeisters Chechonq entfernt, untergebracht worden. Ein Heer von Dienern las ihm jeden Wunsch von den Augen ab, ein Koch servierte ihm seine Lieblingsgerichte, wenn ihm nach Haarpflege oder nach einer Massage zumute war, musste er es nur sagen.
In einem Wasserteich, der von Lotuspflanzen gereinigt wurde, durfte er ein Bad nehmen und war dann im Schatten einer Pergola eingeschlafen. Beim Aufwachen erwartete ihn ein kühles Bier.
»Habt Ihr noch einen Wunsch?«, fragte ihn eine bezaubernde Dunkelhaarige in einem kurzen Schurz.
»Jetzt nicht, danke.«
Da verschwand sie mit flinken Schritten.
Sie war bestimmt auch ein Geschenk des Haushofmeisters!
Durch diese unverhofften entspannten Augenblicke spürte Henat erst richtig, wie müde und erschöpft er eigentlich war. Seit mehreren Jahren hatte er sich keine Ruhe gegönnt, so sehr beanspruchten ihn seine Sorgen und Aufgaben. Dieser heftige Bruch brachte ihn gehörig aus dem Gleichgewicht, weil er merkte, dass es noch ein ganz anderes Leben gab, das er sich gar nicht hatte vorstellen können.
Theben, die große Verführerin … Nein, er wollte sich nicht in diesem Trugbild verlieren! Nicht einmal der geschickte Chechonq, der selbst das schöne Leben liebte, konnte ihn seinen Auftrag vergessen lassen.
Als es Abend wurde, kam ein Bote des Haushofmeisters, um ihn zum Festmahl im Palast des Oberverwalters von Theben einzuladen.
Der Speisesaal war festlich beleuchtet, es duftete köstlich, und ein Dutzend Gäste, die ihn bereits erwartet hatten, erhoben sich, als Henat den Saal betrat.
»Verehrter königlicher Palastverwalter«, stellte ihn Chechonq sichtlich erfreut vor, »hier seht Ihr meine wichtigsten Mitarbeiter und ihre Gattinnen. Wir schätzen uns glücklich, den Gesandten von Pharao Amasis bei uns empfangen zu dürfen und wollen ihm die Ehre erweisen.«
Im Vergleich zu diesem feierlichen Festmahl glich das Abendessen vom Tag zuvor einer spärlichen Zwischenmahlzeit. Drei verschiedene Vorspeisen, vier Hauptgerichte und zwei Nachspeisen wurden aufgefahren. Dazu gab es sinnliche Tänze zu sehen. Drei junge Tänzerinnen, die nur mit einem Gürtel aus Amethysten bekleidet waren, bewegten sich anmutig zur Begleitung von einer Harfenistin, einer Lautenspielerin und einer Flötistin.
Dieser Empfang, der einem Herrscher würdig ist, hätte Pharao Amasis auch sehr gut gefallen, dachte sich Henat.
Nach dem Essen forderte Chechonq den Schreiber des Siegelverwalters auf, ihrem Gast zu zeigen, wie er die Mittel der Provinz Theben verwaltete. Dann war der Schreiber des Vorstehers der Felder an der Reihe zu erklären, nach welchen Richtlinien die Landwirtschaft betrieben wurde, wobei immer auf ausreichende Getreidevorräte für den Fall einer schlechten Ernte geachtet wurde. Der Aufseher über die Handwerker lobte anschließend deren großes Können und hob hervor, dass sie dem Reich Amuns ergeben waren. Der Mann, der für den Handel mit den Nachbarländern verantwortlich war, äußerte seine Zufriedenheit über die große Zahl an Schiffen, die zwischen Norden und Süden fuhren, und darüber, dass die Waren so schnell geliefert wurden.
Mit einem Wort – in der besten aller Welten gab es keine Sorgen, und Theben lebte glücklich
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