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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verloren geht!«
    »In letzter Zeit gab es mit dem Schriftaustausch zwischen dem Norden und dem Süden einige Schwierigkeiten. Ich wollte Sais eben auch gerade über diese zahlreichen Zwischenfälle unterrichten. Nach einer eingehenden Untersuchung der Gründe für diese Fehler könnten diese vielleicht behoben werden, umso mehr als Ihr selbst jetzt davon betroffen wart! Ich stelle Euch gern einen ausführlichen Bericht zur Verfügung.«
    Der Haushofmeister redete geradeheraus und war ein überaus angenehmer Mensch: Heiter, warmherzig und höflich setzte er sich mit viel Überzeugungskraft für sein Anliegen ein und wirkte dabei sehr aufrichtig.
    »Euer Schiff war nicht angekündigt, und die Wachen haben sich nur streng an ihre Vorschriften gehalten. In der Zeit kurz vor Beginn der Nilschwemme sind alle Schiffsbewegungen äußerst schwierig. Es hat auch schon einige Unfälle gegeben.«
    »Warum durfte ich mein Schiff nicht verlassen?«
    »Auch das lediglich aus Sicherheitsgründen. Unbekannte Besucher müssen im Hafen bleiben, bis alle Verwaltungsfragen geklärt sind. Ich wiederhole – allein der unglückliche Verlust des erwähnten Schreibens ist der Grund für diesen erbärmlichen Empfang. Im Namen der Gottesdienerin soll ich Euch vielmals um Entschuldigung bitten.«
    Chechonq versicherte, dass es sich eben wirklich nur um ein Missverständnis gehandelt hatte. Und seine Erklärungen waren umso nachdrücklicher, als Henat ja gerade die Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Unter- und Oberägypten erlebt hatte.
    »Theben ist sehr erfreut und fühlt sich geehrt von dem Besuch des königlichen Palastverwalters«, fuhr der Haushofmeister fort. »Leider können wir nur selten so hohe Würdenträger bei uns begrüßen und legen großen Wert darauf, sie mit allen ihnen zustehenden Ehren zu empfangen. Unsere schöne Provinz ist eine getreue Dienerin von Pharao Amasis.«
    »Das habe ich nicht bezweifelt.«
    Jetzt machte Chechonq ein verlegenes Gesicht.
    »Leider muss ich Euch noch etwas Unerfreuliches gestehen.«
    Henat wirkte ungeduldig. Was konnte es nach all den Höflichkeiten noch für heikle Fragen geben?
    »Aufgrund der bedauerlichen Umstände ist Eure Gastwohnung erst morgen fertig«, sagte der Haushofmeister. »Deshalb möchte ich Euch bitten, für heute Nacht mein Gast zu sein.«
    Darauf war Henat nicht vorbereitet.
    »Mein Schiff ist sehr gut ausgestattet und …«
    »Ihr wollt meinen Fehler nicht entschuldigen! Das verstehe ich gut, begreife auch Euren Zorn. Dennoch möchte ich nicht aufgeben und Euch noch einmal um Nachsicht bitten.«
    »Einverstanden.«
    Ein breites Lächeln erschien auf Chechonqs fröhlichem Gesicht.
    »Lob sei den Göttern! Ich verspreche Euch ein gutes Essen samt einem ausgezeichneten Wein.«
    Und da hatte der Haushofmeister nicht übertrieben.
    Seine Wohnung ganz in der Nähe des Tempels von Karnak war ein richtiger Palast. Rund zwanzig Zimmer, zwei Empfangsräume, mehrere Schlafzimmer mit eigenem Bad, eine große Bibliothek, Nebengebäude für die Hausangestellten, eine Küche, in der ein großer Künstler zugange war, und ein Keller voller Köstlichkeiten.
    »Wollt Ihr Euch vielleicht vor dem Abendessen massieren lassen?«, fragte der Haushofmeister. »Ich kenne kein besseres Mittel gegen die Müdigkeit nach einem langen Reisetag. Überzeugt Euch selbst, Ihr werdet es nicht bereuen.«
    Zögernd willigte Henat ein.
    Tatsächlich gelang es dem Masseur, alle Verspannungen des Palastverwalters zu lösen. Dann noch eine warme Dusche, duftende Seife, ein Gewand aus königlichem Leinen, neue Sandalen … Der Haushofmeister war ein Genießer und ließ es sich gut gehen.
    Das Abendessen war köstlich. Noch nie hatte Henat so hervorragend schmeckende Wachteln in Wein gegessen, und auch der Nilbarsch, der auf einem Bett aus Zwiebeln und Lauch aufgetragen wurde, schmeckte unübertrefflich gut. Und der Rotwein aus Imet hätte selbst Amasis gemundet.
    Henats Zweifel waren zerstreut: Die Verwaltung von Theben hatte ihn durchaus nicht beleidigen wollen, und ihr oberster Beamter bereitete ihm einen Empfang, der all seine Erwartungen übertraf.
    »Es ist mehr als dreißig Jahre her, dass ich Sais besucht habe«, erzählte Chechonq später, »und unsere Hauptstadt hat mir sehr gut gefallen. Ich muss aber gestehen, dass ich doch lieber in der Provinz Theben lebe, die so reich an Erinnerungen ist. Wie viele große Pharaonen ruhen am westlichen Nilufer, und wie viele großartige Tempel wurden hier

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