Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
wecken.
Jetzt aber hatte er dringend etwas zu erledigen: Er musste Verbindung mit seinen Leuten in Theben aufnehmen und Chechonqs Behauptungen überprüfen lassen.
53
D ie Wohnung von Schatzmeister Pef lag in der Nähe des großen Osiris-Tempels, einem Bauwerk von Sethos I., dem Vater von Ramses II. Seit der ersten Dynastie bauten die Pharaonen in Abydos, viele von ihnen hatten dort ein ewiges Heim für ihren Ka errichten lassen, damit er in Gemeinschaft mit dem Gott auferstehen konnte, der siegreich über den Tod war.
Der Anführer des kleinen Söldnertrupps wandte sich an den Türhüter.
»Wir haben eine junge Frau aufgegriffen, die den Schatzmeister sprechen möchte. Sie behauptet, er würde sie erwarten.«
»Wie heißt sie?«
»Sie wollte mir ihren Namen nicht nennen. Ich soll sagen, sie sei die Tochter des besten Freundes vom Schatzmeister, dem Hohepriester von Sais.«
»Ich werde meinen Herrn verständigen.«
Bebon hatte sich in sein Schicksal gefügt, Kel versuchte Ruhe zu bewahren. Die Söldner blieben wachsam und gaben ihnen keine Gelegenheit zu fliehen.
Sollte Pef sich weigern, sie zu empfangen, würde man sie rücksichtslos verhören und den Wachtruppen übergeben. Und wenn die sie für schuldig hielten, würden sie Richter Gem unterrichten.
Offen gestanden konnte Nitis' Unternehmung nur zum Scheitern verurteilt sein.
Der Pförtner kam zurück.
»Sie darf zu ihm.«
Einer der Söldner griff nach dem Arm der Priesterin.
»Lass sie los, ich kümmere mich um sie.«
Nitis ging durch ein kleines Vorzimmer mit einem Altar, der den Vorfahren gewidmet war, musste dann durch einen Gang, der durch ein hohes Fenster Licht bekam, und gelangte in ein Arbeitszimmer voller Papyrusrollen und Schreibtafeln.
»Hier ist sie, Herr.«
Pef saß in Schreiberhaltung auf dem Boden und sah auf.
»Nitis! Du bist es also wirklich.«
»Aber ich bin nicht allein: Kel begleitet mich. Er liebt mich, und ich liebe ihn. Und sein Freund Bebon, der uns aus vielen gefährlichen Lagen befreit hat, ist auch dabei. Nicht zu vergessen unser kluger und mutiger Esel, Nordwind.«
»Und du willst mir jetzt erzählen, dass dieser Schreiber, der im ganzen Land gejagt wird, unschuldig ist! Die Beweise gegen ihn sind erdrückend, niemand zweifelt an Kels Schuld. Und du bist jetzt als seine Helfershelferin angeklagt! Richter Gem sieht in euch die gefährlichen Verschwörer, deren Weg von Leichen gesäumt ist.«
»Das ist alles falsch«, entgegnete Nitis ruhig, »und die wahren Aufrührer handeln weiter im Verborgenen.«
»Wer sind sie, und was wollen sie?«
»Das wissen wir leider noch nicht, aber wir haben eine verschlüsselte Schrift, in der vermutlich ihre Namen und ihre Absichten stehen.«
»Wie könnte ich dieser Lügengeschichte glauben?«
»Indem Ihr der Wahrheit zu ihrem Recht verhelft. Ein junger Schreiber, eine Priesterin und ein Schauspieler sollen den Thron von Amasis bedrohen … Ist diese Lügengeschichte etwa glaubwürdig?«
»Kel hat die anderen Übersetzer ermordet und ist geflüchtet. Wenn du ihm hilfst, unterstützt du einen Mörder.«
»Die Gottesdienerin wird uns den Schlüssel geben, mit dem wir die Schrift lesen und unsere Unschuld beweisen können. Ihr müsst uns helfen, nach Theben zu kommen und sie zu sprechen.«
Der alte Mann wandte den Blick ab.
Nitis wartete auf sein Urteil. Er musste nur ein Wort sagen, und sie waren verhaftet und zum Tod verurteilt.
»Ich habe Amasis gerade um meine Entlassung gebeten«, gestand er. »Die Verwaltung bedeutet mir nichts mehr, und ich halte nichts von der neuen Art und Weise, mit der man den Griechen entgegenkommt. Deshalb habe ich beschlossen, mich hier endgültig niederzulassen und mich nur noch dem Osiriskult zu widmen.«
Die Priesterin schöpfte Hoffnung.
»Heißt das, Ihr wollt uns helfen?«
»Ich habe in diesem Söldner-Lager nicht viel zu sagen. Der Kommandant wird euer Eintreffen seinem Vorgesetzten melden, der wiederum unterrichtet Richter Gem. Unter dem Vorwand, euch verhören zu wollen, kann ich euch vorübergehend bei mir aufnehmen und mit Lebensmitteln versorgen. Mehr dürft ihr nicht von mir verlangen.«
»Dann glaubt Ihr mir also?«
»Geh Kel und Bebon holen.«
Nur Nordwind musste draußen bleiben. Ein Dienstbote brachte ihm Wasser und Futter, und der Esel ließ sich nicht lange bitten.
Ausgiebig musterte Pef den Schreiber, der in den Mittelpunkt einer Verschwörung geraten war. Diese harte Prüfung hatte ihn reifer gemacht, er sah jetzt aus
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