Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Priesterin, die für den Tempel bestimmt war, und einen fahrenden Schauspieler, der nur sein Vergnügen im Sinn hatte, zu schützen. Ein sonderbares Dreigespann, das den Ordnungshütern eigentlich nicht entkommen konnte! Trotzdem hatte ihr verrücktes Abenteuer noch immer kein Ende und hielt seine Verfolger und das Schicksal zum Narren.
Aber dieses unverschämte Glück konnte nicht ewig dauern. Kel, Nitis und Bebon waren verurteilt, und ihr vorübergehender Erfolg würde im Nichts enden. Niemals konnten sie den verschlüsselten Papyrus entziffern; und selbst wenn sie die Wahrheit herausfänden, wäre es zu spät – viel zu spät.
Ob sie aufgeben sollten? Auf keinen Fall, denn es gab keine andere Möglichkeit. Das Ende rückte näher, und manche Maßnahmen würden grausam, aber notwendig sein. Das ließ sich nicht vermeiden. Und das Haupt der Verschwörung bereute auch nichts. Es hatte viel Geduld und Geschick gebraucht, um die Entscheidung in die Tat umzusetzen, die schon lange getroffen war. Außerdem war es äußerst gefährlich gewesen, nach und nach seine Verbündeten zu gewinnen.
Jetzt war der Weg nicht mehr weit, aber die Seele des Unternehmens hatte den Ablauf der letzten Ereignisse nicht mehr in der Hand. Trotzdem war sie nicht beunruhigt. Alles war vorgezeichnet, nirgends gab es ein Entkommen.
Der Tod von Unschuldigen? Er war unvermeidlich. Kel konnte so viel in Bewegung setzen, wie er wollte – überall würde er auf unüberwindliche Mauern stoßen und irgendwann die Nerven verlieren.
Bebon hatte literweise Wasser gespuckt. Er konnte kaum glauben, dass er noch am Leben war, und befühlte immer wieder seine Arme, seine Beine und seinen Kopf. Aber alles war noch ganz!
Als er sich aufrichtete, sah er, dass er in einem Schilfdickicht am Nil gelandet war. Auf einer Blütendolde saß ein Schuhschnabel und sah ihn neugierig an.
»Unser Schiff ist untergegangen! Kel, Nitis, wo seid ihr?«
Der Schuhschnabel flog weg.
Noch unsicher auf den Beinen bahnte sich der Schauspieler einen Weg durch das dichte Gestrüpp. Dabei durchlebte er noch einmal den fürchterlichen Sturm, spürte wieder seinen entfesselten Atem, versuchte, sich an der Reling festzuhalten. Das Schiff fuhr unglaublich schnell, sprang von einer Woge zur nächsten. Würden sie bei dieser Geschwindigkeit nicht an Theben vorbeijagen?
Nordwind hatte sich gegen den Mast gedrückt, hielt irgendwie das Gleichgewicht und trotzte den Himmelsgewalten. Sie waren es, die dieses treibende Schiff lenkten, und sie allein konnten den Untergang hinauszögern!
Kel und Nitis kauerten in der Kabine, wobei Kel verzweifelt versuchte, Nitis zu schützen und vor Verletzungen zu bewahren.
Die Nacht schien kein Ende zu nehmen, die Stunden schlichen dahin.
Da griff eine gewaltige Woge nach dem Schiff, hob es hoch und warf es an ein Ufer. Bebon schloss die Augen und war sich sicher, dass er sie nie wieder öffnen würde.
Doch nun war er wieder auf den Beinen und suchte seine Gefährten, nach denen er aber vergeblich rief.
Ihm wurde schwindlig, und er musste sich setzen. Er, der einzige Überlebende … Das war ja entsetzlich! Das Leben, dieses Leben, das er so liebte, kam ihm mit einem Mal leer und grausam vor. So zu tun, als wäre nichts geschehen, und wieder wie früher weiterzumachen, erschien ihm unerträglich.
Dennoch wehrte sich Bebon gegen die Erschöpfung, stand auf und machte sich auf den Weg zum Fluss. Hapi, der Flussgott, würde ihn vielleicht trösten.
»Wo gehst du hin?«, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme. »Bist du etwa nicht ertrunken?«
»Kel! Wie geht es dir?«
Der Schreiber war voller Schlamm und kaum wiederzuerkennen.
»Gut, ich hab nur ein paar Kratzer abgekriegt.«
»Und was ist mit Nitis?«
»Sie wäscht sich gerade. Ihr Kleid ist in Fetzen.«
»Und Nordwind?«
»Er hat auch nur ein paar Schrammen. Jetzt schläft er.«
»Am Ende glaube ich doch noch, dass uns die Götter beschützen! Wie sonst hätte man so eine Flut überleben können? Ich kann mich wieder bewegen, atmen … Ich glaube, ich träume.«
Die beiden Freunde umarmten sich herzlich.
Dann gingen sie zu Nitis, die den Esel zärtlich streichelte.
»Seths Sturm hat uns nur verschont, weil du dabei warst«, sagte sie dankbar zu ihm. »Ohne dich wären wir verloren gewesen.«
»Jetzt muss uns Richter Gem aber wirklich für tot halten und aufhören, uns zu verfolgen«, meinte Kel.
»Ich versuche mal herauszufinden, wo wir sind«, sagte Bebon. »Ihr rührt euch
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