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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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in den Fluß werfen konnte, je nachdem, was nötig war. Ratten, Kakerlaken und der Dreck waren eifrig bei der Arbeit. Hier war seit einigen Jahren kein Besen tätig gewesen. Wirklich ein Tempel mit Ausstrahlung, Halslos kicherte. »Wie ich höre, haben die Godoroth noch einen Gläubigen, einen alten Irren aus der Oberstadt, der so vermögend ist, daß er sie weit über ihre Zeit hinaus am Leben erhalten hat. Angeblich war er schon da, als sie diesen Tempel gebaut haben. Er sitzt seit mehr als dreißig Jahren im Rollstuhl.«
    »Und die Götter denken natürlich nicht daran, sich die Finger schmutzig zu machen und selbst hier aufzuräumen.«
    »Bist ein Schlaumeier. Sie haben sich nicht mal gerührt, als ich angeboten habe, den Tempel sauberzumachen. Gegen angemessene Bezahlung, natürlich.«
    »Klingt, als wären sie selbst ihre ärgsten Feinde.« Ich setzte Den Gottverdammten Papagei wieder auf meine Schulter. Das einzige, was dieser Geier tat, war atmen.
    »Da sagst du was. Ich arbeite seit über achtundzwanzig Jahren im Traumviertel. Wenn du glaubst, daß die Leute sich selbst verarschen, dann mußt du hier bleiben und dir ansehen, was die Götter veranstalten.«
    »Hast du sie wirklich gesehen?«
    Er sah mich merkwürdig an. »Du weißt nicht, wie die Dinge hier laufen, was?«
    »Nein. Ich bin vollkommen damit zufrieden, daß die Götter mich so ignorieren, wie ich sie.«
    »Man kann sie nicht sehen. Es sei denn, sie machen sich die Mühe, dich zu berühren, oder du arbeitest schon lange hier wie ich. Dann siehst du vielleicht Schatten und ein Schimmern oder hörst Flüstern und kriegst eine Gänsehaut, und es wird dir unheimlich. Es könnte eine ganze Bande von ihnen im Moment hier herumstehen… Naja, wie ich gehört habe, stehen sie nicht wirklich. Sie bilden Umrisse wie ihre kleinen Abbilder, das machen sie, wenn sie beschließen, eine Zeitlang sichtbar zu werden.«
    Ich sah mir eine Statue genauer an, die Magodor zeigte. Maggie war alles andere als hübsch. Ihr Götzenbild hatte erheblich mehr Schlangen, mehr Arme, mehr Reißzähne und mehr Klauen, als sie mir gezeigt hatte. »Wie fändest du die hier als Freundin?«
    »Wenn ich an die Mythen denke, dann verzichte ich lieber. Die ist wie eine Spinne. Die wenigen sterblichen Liebhaber, die sie überleben, waren für jede sterbliche Frau ruiniert. So sagt man jedenfalls.«
    Ich betrachtete eine Statue nach der anderen. Die drei Häßlichen Hobos waren noch viel häßlicher. »Sieht witzig aus, die Bande.«
    »Nach den Mythen zu urteilen, reichen die Statuen längst nicht an sie heran.«
    »So schlimm?«
    »Noch viel schlimmer. Aber die hier, von der träume ich. Sie wird Sternchen genannt.«
    »Von der hab ich gehört. Ich weiß, was du meinst. Was ist mit dem Chefpaar? Imar und Imara? Ich hatte den Eindruck, daß sie groß und dumm sind.«
    »Imar ist ein typischer, altmodischer, ständig genervter Gott, eine echte Nervensäge, der den Geruch von verbranntem Fleisch liebt. Vielleicht haben die Godoroth deshalb kaum noch Anbeter.«
    »Und die Shayir? Ich weiß nichts von ihnen. Wer sind sie? Wie viele gibt es? Haben sie besondere Eigenschaften? Unterscheiden sie sich von anderen Göttern? Diese Godoroth sind alles in allem nichts Besonderes. Sie sind Götter oder Heilige wie in den meisten anderen Religionen auch.«
    »Die Shayir sind auch nicht ungewöhnlicher. Torbit, der Streuner und Federlappen, der Schatten sind wirklich mies. Und auch die Schwarze Mona. Aber der Gottvater ist Lang. Vermutlich ist er aus demselben Ei geschlüpft wie Imar. Sie sehen sich verdammt ähnlich.«
    Halslos scheute sich nicht, in den Kisten mit den Relikten der Shayir herumzuwühlen. »Hier, das sind alle Götzenbilder.« Er hielt eins hoch, das genauso aussah wie das von Imar auf dem Altar.
    »Laß mal sehen.« Ich drehte das Götzenbild um, vermutlich eine äußerst respektlose Handlung. Natürlich gab es einen Stempel unter dem Fuß der Statue, der auf eine Zwergenmanufaktur hinwies. Daneben stand ein Datum. Die meisten Lehrer benutzten das Zwergendatum, weil der menschliche Kalender so verwirrend war, vor allem vor ein paar Jahrhunderten, als jeder Prinz und Tyrann darauf bestand, einen Kalender einzuführen, der mit seiner Geburt oder Thronbesteigung begann und mit seiner Ermordung kurz darauf endete.
    Ich gab Halslos Lang zurück und ging zum Altar, der unter einer dicken Staubschicht begraben war. Ich nieste, schnappte mir Imar und behandelte ihn mit derselben

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