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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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fütterten ihn die Tempel mit ihren Abfällen und versorgten ihn mit einem warmen Schlafplatz, solange er die Gläubigen nicht verschreckte. Er war ziemlich zerlumpt, woraus sich schließen ließ, daß er sich wenig auf der sonnigen Seite der Straße aufhielt.
    »Nenn mich Halslos«, erklärte er. Offenbar war er stolz darauf, daß die Leute ihn früher einmal wichtig genug fanden, ihn mit einem Spitznamen zu beehren. »Hatte mal reichlich Muckis, als ich noch jung war.«
    »Dacht ich mir. Marine?«
    »Verdammt und zugenäht, Alter. Woher weißt du das?«
    Vielleicht von seinen unübersehbaren Tätowierungen, hm? »Einen Marine erkennt man sofort. Das ist diese besondere Ausstrahlung.«
    »Hah, Mann, ja, kann man wohl sagen. Du auch, was?«
    »Erste Armee.« Ich fügte sicherheitshalber die Dienstjahre hinzu, damit sofort klar wurde, daß wir keine gemeinsamen Kameraden haben konnten. Ich hasse es, wenn die Leute dieses Spielchen spielen. Wenn sie rausfinden, daß man aus der gleichen Gegend kommt, fragen sie einem Löcher in den Bauch, ob man den oder den kennt, als wenn man sich darum kümmern würde, für den völlig unwahrscheinlichen Fall, daß irgendwann mal jemand fragt.
    »Gut. Sehr gut. Komm mit. Ich zeig dir, wo sie rumhängen. Was hast du gesagt, warum du sie suchst?«
    »Das hab ich noch gar nicht, Halslos. Aber ich soll einige Veränderungen überprüfen, die hier unten passiert sind.« Ich erzählte ihm von dem Antitibet-Kult, der im Kommen war.
    »Ja, ja«, erwiderte er. »Denen hab ich beim Umzug geholfen. Diese Dellbo-Pfäffen aus dem Cantard haben kein Recht dazu, einfach ehrliche Götter aus TunFaire zu verdrängen, wenn du mich fragst. Aber Regeln sind Regeln, und die Götter haben sie schließlich selbst gemacht. Es kann nur eine begrenzte Zahl Tempel geben, sonst verliert man den Überblick und hat irgendwelche Verrückten hier, die Killertomaten oder so was anbeten.«
    Ich mag niemandem das Herz brechen, deshalb sagte ich ihm nicht, daß in einigen Hinterhaustempeln tatsächlich Sekten sich eingenistet hatten, die den Heiligen Rhabarber und Schnecken und alles mögliche anbeteten. Es muß nur einem irgendein verrückter Gott einfallen, und schon erhebt eben dieser Gott seine häßliche Fratze, um dieser bescheuerten Anbetung Folge zu leisten. Jedenfalls in der Vorstellung der Menschen.
    Viele nichtmenschliche Rassen haben auch eigene Religionen, aber sie kennen weder eine Mehrfaltigkeit noch irgendwelche Heiligen Knallköpfe. Nur wir Menschen denken uns Götter aus, die noch verrückter sind als wir selbst.
    Und dabei sind wir die Zukunft der Welt. Die anderen Rassen werden immer schwächer.
    Da stellt sich doch die Frage, ob es nicht irgendwo auch einen Gott gibt, der einen ausgesprochen abartigen Sinn für Humor hat.
     
     

 
16. Kapitel
     
    Für ein paar Heller zeigte mir Halslos den ehemaligen Tempel der Shayir und den der Godoroth.
    »Ganz schön miese Absteigen«, erklärte ich. »Erzähl mir, was du über diese Götter weißt.« Ich dachte, ich könnte seine redselige Phase ausnutzen, und sah mich um. Wenn man einmal St. Bramarbas erlebt hatte, kann man sich solch einen Dreck kaum vorstellen.
    »Kann ich nicht mit dienen, Kumpel. Wünschte, ich könnte dir weiterhelfen. Aber es ist nicht klug, auch nur Namen zu nennen wie Streuner, oder Sänger oder Nog, der Unentrinnbare. Sie sind höllisch ekelhaft, alle miteinander.«
    »Das wundert mich nicht.«
    Die Shayir und die Godoroth kämpften um die letzte Hütte auf der Straße der Götter. Sie ragte über die Kaimauer hinaus und wurde von etwa fünf Meter hohen, verrotteten Pfählen einigermaßen abgestützt. Eine kräftige Flutwelle reichte, und der Fluß würde sie schlucken. Aber es war das Heim der Godoroth, und ich vermutete, daß sich niemand gern aus seinem Haus vertreiben ließ.
    »Beide Tempel sind geschlossen«, erklärte Halslos. »Sie öffnen erst in ein paar Tagen wieder.«
    »Unter neuer Bewirtung?«
    Halslos sah mich ratlos an. Er hatte nicht genug Hirn übrig, mit dem er Scherze hätte entschlüsseln und Sarkasmus erkennen können.
    »Spricht was dagegen, daß ich mich mal drinnen umsehe?« An den Türen gab es keine sichtbaren Schlösser.
    »Das wäre unerlaubtes Eindringen.«
    Immer auf den Punkt, der gute Halslos.
    »Ich will nichts anfassen. Ich möchte es mir nur mal ansehen. Um meinen Klienten zu informieren.«
    »Hm.« Er konzentrierte sich mit sichtlicher Anstrengung. Die Halslos’ dieser Welt erfüllen ganz

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