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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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genauso sehr wie Targ, konnte sie aber durchaus nach vollziehen. Im Grunde war er sogar froh darüber, dass er auf diese Weise nicht gezwungen war, die Suche nach Belenas Tochter ein weiteres Mal zu verschieben. Trotz ihres Verrats fühlte er sich Thalias Mutter noch immer verpflichtet, außerdem hatte er Mitleid für die junge Frau, deren tragisches Schicksal sie hartnäckig von ihrem Kind fernzuhalten schien. Allerdings würde sich das Fehlen von Meatrils Umsicht und Kampfkraft spätestens beim Zusammentreffen mit Megas aufs Schmerzlichste bemerkbar machen. Denn auch wenn Targ sich in seinem verbissenen Rachedurst nicht darum zu kümmern schien, blieb weiterhin die Frage: Was sollten sie tun, wenn sie Megas und seinen zweihundert Schwarzlanzern letztlich gegenüberstanden?
     
    Shyrali war nicht weit gekommen. Als Meatril sie fand, saß sie auf der obersten Stufe der dunklen Kellertreppe, die vom ebenerdigen Flur des Hauses zu dem Vorratslager hinabführte, von dem aus man in den geheimen Raum gelangen konnte. Sie barg ihr Gesicht in den Händen. Der Ecorimkämpfer stieg langsam zu ihr empor und setzte sich wortlos neben sie.
    »Warum bist du gekommen?«, murmelte sie zwischen ihren Händen hindurch. »Ich wäre gerade lieber allein.«
    »Du hast noch nicht gehört, wie ich mich entschieden habe«, erwiderte er sanft.
    »Wie du dich entschieden hast?« Sie nahm die Hände von ihrem Gesicht und sah ihn an. Da der Hausflur und die Treppe nicht erleuchtet waren, konnte Meatril kaum mehr als die Umrisse ihres Gesichts ausmachen, umkränzt von ihrem offen herabwallenden Haar. »Dein Schweigen vorhin, als alle sich zum Gehen entschlossen haben, war doch Entscheidung genug.« Sie klang ein wenig vorwurfsvoll.
    »Dafür möchte ich mich entschuldigen«, sagte Meatril reumütig. »Ich hätte Targ viel früher bändigen sollen. Bestimmt hältst du ihn jetzt für sehr undankbar, aber du musst versuchen, ihn zu verstehen. Der Mann, der seine beiden Brüder auf dem Gewissen hat, läuft immer noch frei herum und macht unbehelligt Jagd auf unsere verbliebenen Schwertschwestern. Targ ist einfach mit seiner Geduld am Ende. Für ihn zählt nur noch das eine.«
    »Und für dich?«, fragte Shyrali. »Was zählt für dich?«
    »Ich will Megas auch stellen, vielleicht mehr als alles andere«, räumte Meatril ein. »Und ich will Tarana und Daia in Sicherheit wissen. Aber darüber vergesse ich nicht, was du für uns getan hast.«
    »Na, da habe ich ja Glück«, bemerkte sie mit unüberhörbarem Sarkasmus. Sie schüttelte den Kopf. »Ach, ich weiß auch nicht, was ich mir von eurer Befreiung versprochen habe«, fuhr sie niedergeschlagen fort. »Im Grunde wusste ich ja, dass ihr sobald wie möglich Megas’ Fährte verfolgen werdet. Ich dachte nur, dass unser Wiedersehen ein wenig … inniger ausfällt, das ist alles.«
    Meatril schwieg einen Moment. »Ich werde hier bleiben«, eröffnete er ihr dann, »um die von der Silbergilde geforderte Gegenleistung zu erbringen. Die anderen brechen morgen ohne mich in die Istaebene auf.«
    Wieder trat eine lange Pause ein, in der beide reglos auf die in tiefe Schatten getauchten Treppenstufen starrten. »Du willst nicht selbst nach Daia suchen?«, erkundigte sich Shyrali schließlich ungläubig.
    »Ich denke, Targ kann das ebenso gut ohne mich erledigen«, antwortete Meatril achselzuckend. »Außerdem weiß ich, dass du in ziemliche Schwierigkeiten geraten wirst, wenn die Silbergilde nicht bekommt, was sie will.«
    »Ich kann schon auf mich aufpassen«, versetzte Shyrali eingeschnappt. »Deswegen brauchst du nicht in Seewaith zu bleiben.«
    »Aber ich käme mir vor wie ein Verräter«, beteuerte Meatril, »wenn ich dich nach deiner unschätzbaren Hilfe einfach hier sitzen lasse und du allein mit diesen Halsabschneidern fertig werden musst.«
    Shyrali machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist gar nicht der Rede wert. Ich hatte schon mit weit gefährlicheren Leuten zu tun und schau mich an, ich lebe immer noch. Deine Fürsorge ist wirklich fehl am Platz. Wenn du deine Daia ausfindig machen willst, dann brauchst du wegen mir nicht zurückzubleiben.«
    Meatril verstummte irritiert. Damit hatte er nicht gerechnet.
    »Weißt du«, sagte er nach einer Weile, »als du dort unten in unserem Verlies aufgetaucht bist, dachte ich zuerst, ich träume. Es war, als sei in diesem feuchten, finsteren, stinkenden Keller plötzlich die Sonne aufgegangen.«
    »Es tat auch gut, dich wieder zu sehen«, erwiderte

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