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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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befreit. Nur der Gedanke an Daia wollte ihn trotz allem nicht loslassen.

 
DIE EHERNE FESTE
     
    S chwarz, hoch und spitz wuchsen die eisernen Mauern in den wolkenverhangenen Himmel. Hatten sie schon aus einiger Entfernung imposant ausgesehen, so wirkten die finsteren Bollwerke Arch Themurs nun, da Arden Erenor an ihrem Fuße angekommen war, geradezu erdrückend. Ein Berg aus Metall türmte sich vor ihm auf. Die Oberfläche war glatt, weitgehend unbeschädigt und ohne jede Spur von Rost oder sonstigen Verwitterungserscheinungen. Die Mauerkrone glich mit ihren Stahlzähnen den gefletschten Fängen eines monströsen Raubtieres. Wehrtürme suchte man vergebens, was jedoch nicht verwunderte, war doch die Mauer allein bereits breiter und höher als jeder Turm, den Arden jemals zuvor gesehen hatte. Dieses Bauwerk erschien beinahe zu gewaltig, um es ganz begreifen zu können. In seinem Schatten mutete ein Mensch so unbedeutend an wie eine Ameise, die unter einer Schuhsohle zerquetscht wird. Arden bezweifelte, dass es normale Sterbliche gewesen waren, die etwas Derartiges errichtet hatten. Wenn es einen Beweis gab, dass die Götter existierten, dann stand er hier in der weiten, öden Ebene von Arch Themur.
    Mitten in der riesenhaften Mauer klaffte ein Spalt, ein schmales Rechteck, das Einlass ins Innere der ehernen Feste gewährte. Obwohl diese Lücke im Vergleich zu den eisernen Wällen sehr klein wirkte, betrug ihre Breite doch ungefähr zehn Schritt. Arden vermutete, dass hier einst das Tor der Festung gewesen war, das Ecorim zunächst hatte zerstören müssen, bevor ihm die Eroberung von Arch Themur gelungen war. Erst jetzt, da er selbst im Schatten dieser der Zeit trotzenden Wände aus schwarzem Stahl stand, konnte er ermessen, was dies für eine heroische Leistung gewesen war.
    Aus der Festung kam ihm ein Soldat auf einem Pferd entgegengeritten. Der Mann mit Namen Fadwen war der Kommandant der Vorhut, die Arden ausgeschickt hatte, um in Arch Themur alles auf das Eintreffen der Streitmacht vorzubereiten. Arden gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er hören wollte, was der Offizier zu berichten hatte.
    »Eure Majestät«, hob Fadwen dienstbeflissen an, »ich heiße Euch in Arch Themur willkommen. Es ist mir eine Freude, Euch mitteilen zu dürfen, dass die Festung gänzlich verlassen zu sein scheint und Euch als Heerlager zur Verfügung steht. Euer Zelt ist bereits aufgestellt und auch sonst ist, wie ich hoffen darf, alles zu Eurer Zufriedenheit.«
    »Ihr hättet die Feste noch ein wenig gastlicher herrichten können«, meinte Arden mit betrübter Miene. »So wirkt sie etwas trist.«
    Der Kommandant machte ein derart betroffenes Gesicht, dass Arden unwillkürlich lachen musste. »Schon gut«, fügte er hinzu, »das war nicht ernst gemeint. Es ist alles wunderbar hier und wir werden ja nicht lange zwischen diesen dunklen Mauern nächtigen müssen.«
    »Fürwahr, Eure Majestät«, erwiderte Fadwen, der sich angesichts des jovialen Auftretens seines Königs merklich entspannte, »es ist nicht gerade der schönste Platz in den Ostlanden, um unser Heerlager aufzuschlagen, aber doch bestimmt der sicherste.«
    »Ja«, bestätigte Arden bedächtig, »mir fällt nicht viel ein, was diesen Mauern gefährlich werden könnte. Allerdings nützt das alles nichts, wenn jedermann nach Herzenslust durch diesen Eingang spazieren kann. Ein Tor wäre nicht schlecht, meint Ihr nicht?«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät«, antwortete der Kommandant eilig. »Das Problem ist nur, dass sich in der gesamten Ebene von Arch Themur kein geeignetes Baumaterial mehr aufstöbern lässt. Das Einzige, was es hier in unbegrenzter Zahl gibt, sind Quadersteine, mit denen die unterirdischen Anlagen beim Schleifen der Festung nach ihrer Eroberung aufgefüllt wurden und die auch sonst überall herumliegen. Daraus lässt sich jedoch kein Tor konstruieren. Ich habe aber bereits einen Trupp meiner Leute zusammengestellt, die Bauholz besorgen sollen in einem der Wälder, die wir auf dem Weg vom Therimpass hierher passiert haben.«
    »Gut.« Arden nickte zufrieden. »Und?«, fragte er dann unvermittelt. »Hat sich der Drache schon blicken lassen?«
    Der Kommandant saß auf einmal stocksteif im Sattel. »Nein, Eure Majestät, das hätten wir Euch natürlich sofort wissen lassen. Das Echsengewürm hat kein Lebenszeichen von sich gegeben. Möge Cit geben, dass das auch so bleibt, bis unsere Truppen vollständig eingetroffen sind.«
    Arden warf einen Blick

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