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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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gelehrt, erst zu überlegen und dann zu handeln.«
    »Ja, ja«, brummte Barat bärbeißig, »vergiss dabei nur nicht, lass zum Überlegen das runde Ding zwischen deinen Schülern da ist, das du so selten benutzt.«
    Rai musste lachen. »Du willst mir den Abschied von dir wohl so leicht wie möglich machen, oder?«
    »Als ob es dir schwer fallen würde zu gehen«, grummelte Barat.
    »Na, komm schon, jetzt sei nicht ungerecht.« Rai wurde wieder ernst. »Natürlich gehe ich nicht gern, aber ich habe nun mal mein Ehrenwort gegeben. Und sieh es doch einmal so: Vielleicht kann ich in Fendland mit Meatrils und Targs Hilfe noch ein paar Verbündete gewinnen. Möglicherweise stellt mich Targ sogar seinem Onkel, dem Fürsten Soldarin von Nordantheon, vor. Das könnte doch eine äußerst Wertzölle Bekanntschaft sein. Wir brauchen Verbündete, um auch in Zukunft gegen Megas und die Citkirche zu bestehen.«
    »Rai, der Staatsmann«, bemerkte Barat mit einer Mischung IUS Spott und Anerkennung. »Wirst du vielleicht doch endlich erwachsen? Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das so gut finde.«
    »Tja«, erwiderte Rai mit einem Schulterzucken. »Dir kann man es eben nie recht machen.« Er überlegte einen Moment, dann fügte er verschmitzt hinzu: »Aber vielleicht kannst du mir ja doch noch einen Rat geben, mein weiser Greis?«
    »Hat dich schon mal jemand mit der Nase um einen Baum bewickelt?«, erkundigte sich Barat mit bedrohlich zusammengekniffenen Augen.
    Rai schüttelte grinsend den Kopf.
    »Wenn du nicht herausfinden willst, wie sich das anfühlt«, sprach Barat in aller Ruhe weiter, »dann treib keine Späße mit meinem Alter, du respektloses Fohlen eines Ödlandesels.« Ein Schmunzeln huschte über das faltige Veteranengesicht. »Also, was willst du wissen?«
    Das Lächeln verschwand aus Rais Gesicht und er begann unruhig, von einem Bein auf das andere zu treten. »Na ja«, begann er stockend, »du weißt doch, dass ich diese Xelitin Selira recht … nun, sagen wir mal … interessant finde.«
    Ein Ausdruck von Belustigung schlich sich auf Barats Gesicht, aber er enthielt sich jedes spöttischen Kommentars. Das rechnete Rai ihm hoch an.
    »Jetzt habe ich erfahren«, sprach der kleine Tileter weiter, »dass sie sich gerade mal wieder an der Oberfläche aufhält, weil sie im Wehrturm am Mineneingang zum Wachdienst eingeteilt wurde. Ich wollte sie schon lange fragen, ob sie sich nicht mal mit mir treffen will.« Er warf seinem Freund einen verlegenen Blick zu. »Also, du weißt schon, nur sie und ich.« Nervös zupfte er an seinen Ärmeln herum. »Aber ich hab mich noch nicht getraut, denn die paar Mal, die sie bisher an der Oberfläche war und wir miteinander sprechen konnten, sind wir immer in Streit geraten, obwohl ich das natürlich gar nicht wollte. Und jetzt, da ich bald für lange Zeit weg sein werde, läuft mir die Zeit davon. Ich will auf keinen Fall die Insel verlassen, ohne zu erfahren, wie sie über mich denkt.«
    »Kurzum, du willst also wissen, ob Selira deine Gefühle erwidert«, fasste Barat nüchtern zusammen. Rai nickte.
    »Dann geh zu ihr und frag sie.« Der alte Soldat sagte dies, als wäre es das Einfachste von der Welt.
    »Was soll denn das für ein Rat sein?«, empörte sich Rai. »Wenn das so einfach wäre, dann hätte ich das schon längst gemacht.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es einfach ist«, erwiderte Barat.
    »In gewisser Weise ist es sogar schwerer, als einem Feind mit dem Schwert in der Hand gegenüberzutreten, denn es erfordert nicht nur Mut, sondern auch Aufrichtigkeit und Vertrauen. In diese Schlacht wirst du ohne Waffen und Rüstung ziehen müssen. Du kannst nur darauf hoffen, dass du unverletzt davonkommst, aber eine Garantie gibt es nicht. Und trotzdem musst du es wagen, denn tust du es nicht, hast du von vorneherein verloren.«
    Rais gequälter Gesichtsausdruck verriet, dass dies nicht unbedingt der Ratschlag war, den er hatte hören wollen. »Das klingt, als müsste ich mich mit Selira duellieren.«
    Barat hob eine Augenbraue. »Was ich bisher mitbekommen habe, entsprachen eure Treffen doch eigentlich ziemlich genau dem, was man gemeinhin als Duell bezeichnet – wenn auch glücklicherweise nur mit Worten.«
    »Ja, eben«, bestätigte Rai bekümmert, »wir streiten immerzu. Woran liegt das nur?«
    »Vielleicht solltest du einmal versuchen, Selira einfach Selira sein zu lassen und Rai einfach Rai«, schlug Barat vor. »Spiel nicht den Neunmalklugen, um sie zu beeindrucken, und

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