Götterschild
Menschenvolks durch die Naurain zu erfüllen.«
»Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr den Göttern dient und nicht den Dämonen der Zwischenwelt?« Ardens Erschütterung spiegelte sich in seinem aschfahlen Gesicht.
»Als ob Ihr das beurteilen könntet«, hielt der Citarim dagegen. »Ihr seht doch nur Eure eigene erbärmliche Existenz.«
»Vielleicht ist das bisher so gewesen«, räumte Arden ein, »aber durch Eure schonungslose Offenheit habt Ihr mir nun einen Grund geliefert, den Thron und das Schwert meines Vaters nicht kampflos aufzugeben. Und ich tue das nicht um meinetwillen, sondern zum Wohle der Menschen, die ich anführe.«
»Natürlich«, meinte der Citarim verächtlich. »Der geläuterte Sünder, wie vorhersehbar.« Er faltete die Hände und nickte. »Euch ist aber bewusst, was diese Haltung für Folgen nach sich ziehen wird?«
Der König zuckte die Schultern. »Schaut Euch die Mauern an, hinter denen wir lagern. Nur die Flugwölfe könnten sie überwinden, doch diese Tiere sind nicht gefeit vor unseren Pfeilen. Wollt Ihr also wirklich riskieren, Eure kostbaren fliegenden Drachenjäger bei der Eroberung der ehernen Feste einzubüßen? Ich denke nicht. Bleibt also nur ein Frontalangriff auf das Tor, das wir mit allem, was wir haben, verteidigen werden. Zu diesem Zweck scheue ich mich nicht, die Kraft Cors – oder Fendralins, wie Ihr das Schwert nennt –, noch einmal einzusetzen. Ich würde es mir also an Eurer Stelle gut überlegen, bevor Ihr uns angreift.«
»Ich fürchte, Ihr überschätzt ein wenig die Macht, die Euch dank Fendralin zur Verfügung steht.« Das Kirchenoberhaupt ließ seinen Blick versonnen über die Waffe an Ardens Seite gleiten. »Wenn Ihr sie nutzt, ist das, als würde ein Bauer einen Bidenhänder schwingen. Ihr habt Euch niemals die Mühe gemacht, Eure Fähigkeiten beim Führen dieser göttlichen Waffe zu schulen. Hättet Ihr das getan, wäre es Euch vielleicht gelungen, Eure Soldaten vor dem Drachenfeuer zu schützen.«
»Ich habe meine Soldaten beschützt«, widersprach Arden heftig, »wenngleich ich auch erst begriff, wie ich das anstellen musste, als die Katastrophe schon über das Heer hereingebrochen war. Doch wenn der Dämon nicht die Fluten des Gebirgssees entfesselt hätte, dann wäre sicherlich fast ein Drittel meiner Leute dem Verderben entronnen.«
Der Citarim stutzte, ließ aber nicht zu, dass seine Gesichtszüge etwas über seine Gedanken verraten konnten. »Wer weiß«, fuhr er bedächtig fort, »vielleicht hättet Ihr den Drachen sogar bezwingen können, wenn Ihr Euch vorher nur etwas mehr angestrengt hättet und den Geheimnissen der Klinge auf den Grund gegangen wärt. Doch Ihr habt Eure Zeit mit eitlem Müßiggang vergeudet und die Macht, die Euch in die Wiege gelegt wurde, verkümmern lassen. Dieses Versäumnis muss schwer zu ertragen sein.« Etwas Grausames stand in den Greifvogelaugen des Kirchenfürsten, so als genieße er es, Arden auf solche Weise zu quälen.
Dieser ballte unwillkürlich die Fäuste. »Ich bin mir meiner Schuld voll und ganz bewusst«, zischte er zurück. »Aber da es Euch solche Freude zu bereiten scheint, könnt Ihr gerne noch etwas länger in dieser Wunde herumbohren. Seid versichert, wenn ich dazu in der Lage wäre, würde ich alles ungeschehen machen, aber das steht nicht in meiner Macht. Also tue ich eben, was ich kann.«
»Es gäbe eine Möglichkeit, wie Ihr Euer Versagen vergessen machen könntet.« Der Citarim breitete unvermittelt die Arme aus wie zu einer Umarmung. »Unterwerft Euch dem Urteil der Götter! Sollen die großen vier entscheiden, ob Euer Handeln verzeihlich war, ob Ihr es verdient habt, noch weiter die Königswürde zu tragen oder nicht. Mögen die Götter darüber befinden, wer in Zukunft über die Ostlande herrschen soll: Menschen oder Fardjani.«
»Wie soll das ablaufen?« Dieser plötzliche Vorschlag stimmte Arden misstrauisch. »Ihr erwartet doch wohl nicht, dass ich mich einem kirchlichen Gericht unterstelle, von dem ich wohl schwerlich ein unvoreingenommenes Urteil erwarten kann.«
»Ich sprach nicht von einem kirchlichen Gericht«, erklärte der Citarim ungeduldig, »sondern davon, dass Ihr Euch von den Himmelsherrschern selbst in einem Götterurteil richten lasst. Ein göttergefälliger Zweikampf soll darüber entscheiden, wer im Recht ist, wer den Willen der Götter erfüllt und wer nicht, Ihr werdet mit der Götterklinge Fendralin antreten und wenn die vier mit Euch sind, dann werden sie Euch mittels
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