Götterschild
der Waffe, die sie Euch anvertrauten, die Kraft verleihen, diesen Kampf zu gewinnen. Sollte das der Fall sein, könnt Ihr Eure Ehre als wiederhergestellt betrachten, die Kirche wird Euren Machtanspruch akzeptieren, Ihr dürft Fendralin behalten und mit allen, die Euch folgen wollen, unbehelligt abziehen.«
Arden dachte nach. Das hörte sich für ihn nach einem überraschend vernünftigen Vorschlag an – eigentlich zu vernünftig für einen Gottesmann, der nichts Geringeres als die Unterjochung der gesamten Menschheit plante.
»Und was geschieht, wenn ich verliere?«, wollte Arden wissen.
»Dann haben die Götter in ihrer unermesslichen Weisheit beschlossen, dass die Menschen lange genug die unrechtmäßigen Herren der Ostlande waren und die Rückkehr der Naurain unmittelbar bevorsteht. Es wird ein Zeichen für alle Völker sein, sich der Herrschaft der Kirche zu fügen. Ihr werdet ein für alle Mal auf Krone und Schwert verzichten, Euer verbliebenes Heer meinem Kommando unterstellen und selbst an der Seite Eurer Soldaten gegen den Drachen kämpfen, so wie ich es Euch befehle.«
Der Citarim musste sich seiner Sache ziemlich sicher sein, überlegte Arden fieberhaft, denn er riskierte viel bei diesem Götterurteil. Allerdings konnte auch niemand vorhersagen, welchen Ausgang eine Belagerung von Arch Themur nehmen würde. Obwohl die Armee des Citarim Ardens Truppen mindestens drei zu eins überlegen war, lag der taktische Vorteil ganz klar auf Seiten der Verteidiger und das wusste der Citarim nur zu gut. Auch das Aushungern der Festungsbesatzung stellte für ihn keine Option dar, da im Inneren Arch Themurs noch Vorräte für das gesamte, ehemals über zweihunderttausend Mann starke Heer des Königs zur Verfügung standen. Damit würden die Verteidiger ohne Schwierigkeiten ein halbes Jahr zwischen den schwarzen Mauern ausharren können, ohne ernsthafte Nahrungsprobleme zu bekommen.
Somit stellte für den Citarim ein Götterurteil durchaus ein geeignetes Mittel dar, um ohne eigene Verluste und in vergleichsweise kurzer Zeit die angestrebten militärischen Ziele zu erreichen, vorausgesetzt er verfügte über einen Kämpfer, dessen Sieg ihm gewiss erschien. Aber wer sollte das sein? Es gab nicht viele, die Arden bisher im Schwertkampf besiegt hatten, und selbst jetzt, da er sich nicht gerade am Gipfelpunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit befand, traute er es sich noch immer zu, die meisten Gegner in ihre Schranken zu verweisen. Zudem führte er das Schwert seines Vaters und neben all den anderen Fähigkeiten, die es ihm verlieh, schien es im Kampf auch regelrecht mit seinem Körper zu verwachsen und beinahe wie ein Teil seines Armes zu funktionieren. Er erinnerte sich an den Kampf bei Königswacht und war sich ganz sicher, dass er noch niemals zuvor solch machtvolle und zugleich schnelle Schläge wie mit dieser Klinge ausgeteilt hatte. Da konnte ihn der Citarim, sooft er wollte, mit einem schwertschwingenden Bauern vergleichen, es stand fest, dass Ecorims Waffe Ardens ohnehin schon respektablen Fälligkeiten im Schwertkampf noch weiter verbessert hatte. Wer also sollte ihn besiegen?
Doch Arden hatte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, denn seine Überheblichkeit war bereits auf das Bitterste bestraft worden. »Falls ich einwillige, welcher Kämpfer wird dann mein Gegner sein?«, erkundigte er sich vorsichtig, wobei er aber darauf achtete, nicht besorgt oder gar ängstlich zu klingen.
»Ein treuer Anhänger der viergöttlichen Kirche«, ließ ihn der Citarim wissen. »Er ist der Erwählte der Götter, ein reiner Spross aus dem Volk der Fardjani und mein oberster Heermeister. Niemand sonst wäre für ein solches Duell besser geeignet als er. Wenn die Götter ihm nicht beistehen und den Sieg schenken, dann befinden sich die Fardjan-Torion in der Tat auf einem Irrweg.«
Die Beschreibung seines Gegners wirkte durchaus beeindruckend auf Arden, wenngleich sie eigentlich nicht sonderlich viel über diesen verriet. Wer auch immer das sein mochte, es würde sicherlich kein einfacher Kampf werden. Dennoch schätzte Arden seine Aussichten auf einen Sieg nach wie vor als gut ein, jedenfalls deutlich besser, als längerfristig gegen das Heer des Citarim zu bestehen. Denn selbst wenn sie Arch Themur ein halbes Jahr lang ohne Probleme verteidigen konnten, irgendwann würde der Punkt kommen, an dem es nicht mehr weiterging. Auch nach einer langen, für die Angreifer ungleich mehr an den Kräften zehrenden Belagerung
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