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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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verlangt habt. Wenn es von dieser Seite eine Bedrohung gegeben hat, dann ist sie nun gebannt.«
    Der Citarim vollführte eine herrische Geste. »Gebt mir das Schwert.«
    Arton zögerte. Gedankenverloren wog er Fendralin in seiner Hand. Die Klinge glitzerte wie ein unberührter Bergquell unter der Sommersonne. Licht der Menschen – das Schwert machte seinem Namen alle Ehre. Themuron wirkte dagegen geradezu bescheiden in seiner schlichten Schwärze.
    Mit einer abrupten Bewegung drehte Arton die Klinge Fendralin in der Hand, sodass ihr Griff nach vorne wies, und reichte sie dem Citarim. Arden stöhnte auf. All seine Hoffnungen hatten sich zerschlagen. »Du hättest mich ebenso gut töten können, Arton«, versetzte er bitter.
    »Diesem Wunsch werden wir nachkommen«, verkündete der Citarim sogleich. »Arden Erenor wird wegen Ketzerei, Auflehnung gegen die Autorität der Kirche und Verrat auf dem Scheiterhaufen sterben.«
    »Er ist mein Gefangener«, widersprach Arton scharf. »Die Götter haben die Entscheidung, was mit ihm zu geschehen hat, in meine Hände gelegt.«
    Der Blick des Citarim glich einem gezückten Dolch, doch Arton ließ sich davon nicht einschüchtern. »Also gut, Erwählter«, antwortete das Kirchenoberhaupt gepresst, »verfahrt mit ihm, wie Ihr es wünscht.« Er wandte sich zu den hinter ihm aufgereihten Fardjan-Torion um und hob wortlos seinen Arm mit dem Götterschwert gen Himmel. Im gleichen Augenblick donnerte seine machtvolle Stimme durch die Köpfe der beiden Erenors, denn er richtete seine Geistsprache an alle Fardjani in seiner Umgebung: ›Sehet den erwählten Streiter des Cit, er hat obsiegt! Sehet die Klinge Fendralin in meiner Hand, sie ist heimgekehrt! Werdet Zeugen der Weisheit der Himmelsherrscher, wie sie die Geschicke ihrer Getreuen lenken, auf dass die Fardjan-Torion ihre Aufgabe erfüllen mögen, so wie es dem Willen der vier entspricht. Die menschlichen Emporkömmlinge wurden auf den ihnen gebührenden Rang in der göttlichen Weltordnung verwiesen, die Fardjani übernehmen von nun an die Führung. Die Zeit ist gekommen, da endlich der Drachenfluch von diesem Land genommen werden kann. Die vier Götter sind mit uns, das strahlende Himmelsauge leitet uns an. Preiset Cit, denn er ist unser Licht. Tod dem Drachen, denn er ist das Dunkel!‹
    Kein Laut kam über die Lippen der vielen tausend Fardjan-Torion, die diese Gedanken ihres Glaubensführers vernahmen. Aber als hingen sie alle am gleichen Faden eines übergroßen Puppenspielers, führten sie in perfekter Abstimmung absolut gleichzeitig ihre rechte Hand zur Brust, wo sie mit den vier abgespreizten Fingern das Sonnenzeichen berührten. Das leise Rasseln der Kettenglieder ihrer Rüstung wurde aufgrund der zeitgleichen Wiederholung zu einem beeindruckend lauten Klirren, das bis an die Ohren der Festungsbesatzung auf den Zinnen von Arch Themur drang.
     
    Als Arton sich einige Zeit später in sein Zelt zurückzog, das man ihm im Heerlager des Citarim zugewiesen hatte, ließ er sofort nach Nataol schicken. Er hatte Arden unter strenge Bewachung stellen lassen, ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln. Jetzt fühlte Arton sich eigenartig. Er war weit von jenem Hochgefühl entfernt, das sich nach einem Sieg – und besonders nach solch einem Sieg – einstellen sollte. Er hatte vermutet, wenn er seinen Halbbruder endlich seiner gerechten Strafe zuführte, würde ihn das mit Genugtuung erfüllen, aber das Gegenteil war der Fall. Das erste Mal seit langer Zeit keimten wieder Zweifel in ihm. Und das, wo er sich doch erstmals auf dem richtigen Weg gewähnt hatte.
    »Ein eindrucksvoller Kampf, Arton.« Der Erleuchtete Nataol betrat das Zelt. »Und ein noch eindrucksvolleres Ende.«
    »Ich habe Euren Rat befolgt«, brummte Arton. »Mein Halbbruder ist noch am Leben.«
    »Hättet Ihr ihn wirklich töten können?« Nataols Bestürzung war nicht zu überhören.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Arton. »Diese Auseinandersetzung ist überhaupt nicht so verlaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.«
    »Arden hat sich wacker geschlagen«, bekannte der Priester.
    Arton nickte missmutig. »Nicht nur das. Er hat auch nach seiner Niederlage einige Dinge zu mir gesagt, für die ich ihn eigentlich verachten wollte. Stattdessen haben sie mich aber nachdenklich gemacht.« Er sah Nataol direkt ins Gesicht, weil er dessen Reaktion beobachten wollte. »Er hat mich dazu gebracht, die Motive des Citarim zu hinterfragen.«
    Nataol seufzte tief und ließ sich

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