Götterschild
betrübt auf einen einfachen Holzschemel sinken. »Diese Tage des Umbruchs scheinen uns alle in irgendeiner Form zu verändern. Ich schätze den Citarim für seine Weisheit und Willensstärke, der wir es zu verdanken haben, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Doch – wie soll ich es ausdrücken – die Wahl seiner Mittel wird zunehmend kompromissloser.«
Arton hielt den Blick fest auf den Erleuchteten gerichtet. »Arden hat behauptet, sie hätten ihn praktisch dazu getrieben, ohne Unterstützung gegen den Drachen zu ziehen, weil der Citarim die Vernichtung der menschlichen Heerscharen herbeiführen wollte. Haltet Ihr das für möglich?«
Nataol starrte zu Boden. »Ich kann das weder abstreiten noch bestätigen.« Er zögerte. »Allerdings …«
»Allerdings?«, hakte Arton ungeduldig nach.
»Malun hat da so eine Andeutung gemacht …«, begann Nataol, doch wurde er von dem eintretenden Citarim unterbrochen.
»Erleuchteter Nataol«, sagte dieser streng, »lasst uns allein.«
Nataol blickte überrascht auf, gehorchte aber dann ohne Widerworte. Als der Erleuchtete gegangen war, wandte sich der Citarim in geradezu freundlichem Tonfall an Arton:
»Es ist an der Zeit, unser weiteres Vorgehen zu besprechen, Erwählter.« Seine Falkenaugen leuchteten und der Groll über Artons eigenwilliges Gebaren schien vergessen. »Die Vernichtung des Drachens steht unmittelbar bevor. Der Schlachtplan ist bereits seit einer ganzen Weile ausgereift und harrt nur noch der Umsetzung. Wie angekündigt, werdet Ihr dabei eine zentrale Rolle übernehmen, denn Euch gebührt es, der Echse mithilfe der Themuraia den Todesstoß zu versetzen.«
Arton ließen seine Zweifel jedoch keine Ruhe. »Was ist mit Ardens Heer in Arch Themur?«
Der Kirchenfürst machte eine abfällige Handbewegung. »Sie sind ebenfalls Teil meines Plans, wenn auch ein recht unbedeutender.«
»Was habt Ihr denn mit ihnen vor?«, forschte Arton weiter.
Der Citarim wirkte sichtlich irritiert. »Ich werde sie einsetzen, um den Drachen aus seinem Bau zu locken.« Plötzlich hellte sich sein Miene auf. »Aber bevor wir davon sprechen, will ich die Gelegenheit ergreifen, um Euch ein kleines Zeichen des Großmuts zu offenbaren, den die Kirche jenen erweist, die ihr treu dienen.«
Arton blickte überrascht auf. Damit hatte er nicht gerechnet.
»In meinem Gefolge«, fuhr der Citarim fort, wobei er sich höchst zufrieden mit der Verblüffung zeigte, die seine Ankündigung bei Arton hervorgerufen hatte, »findet sich neben den nicht einmal hundert kersilonischen Flugwolfführern noch ein bedeutenderes Kontingent, bestehend aus menschlichen Streitern. Es handelt sich dabei um eine Tausendschaft Schwarzlanzer aus Ho’Neb.«
Jetzt riss Arton empört die Augen auf. »Weshalb sollte das ein Zeichen Eures Großmuts sein?«
»Weil diese Truppe von einem Mann angeführt wird, den Ihr sehr gut kennt und gegen den Ihr einen gewaltigen Groll hegt, wie ich wohl weiß.« Torion Menaurain schaute Arton erwartungsvoll an.
»Megas!«, rief Arton. Sein Auge versprühte blanken Hass. »Wieso ist er hier?«
»Es gibt mehrere Gründe«, erwiderte der Citarim. »Der wichtigste ist, dass ich Euch teilhaben lassen wollte an seinem Untergang. Ihr sollt sehen, dass die Gerechtigkeit der Götter unfehlbar ist und dass es sich auszahlt, auf die Himmelsherrscher zu vertrauen. Ich weiß, dass Ihr zugunsten Eurer heiligen Aufgabe als Erwählter auf Eure persönliche Rache an Megas verzichtet habt. Das soll nun belohnt werden.«
»Das verstehe ich nicht, Eure Heiligkeit«, stellte Arton gleichermaßen verwirrt und aufgebracht fest. »Wie soll das vonstatten gehen? Ihr mögt mich einfallslos nennen, aber bislang hatte ich lediglich vor, ihn zu erschlagen, wenn wir uns das nächste Mal begegnen. Was genau habe ich mir unter ›teilhaben an seinem Untergang‹ vorzustellen?«
»Zunächst einmal«, begann der Citarim ungewöhnlich geduldig zu erklären, »werde ich ihm Euch als meinen obersten Heerführer präsentieren. Danach wird er von mir erfahren, dass sein engster Vertrauter, der Kommandant seiner Flotte, Joshua Tabuk, ihn verraten hat und Ho’Neb der Kirche unterstellen wird, sobald Megas beseitigt ist. Kapitän Tabuk bestand sogar ausdrücklich darauf, dass der Inselherr von Ho’Neb erfährt, wer ihn hintergangen hat. Es scheint also fast so, als seid Ihr nicht der Einzige, dem Megas zutiefst verhasst ist. Aber das sei nur am Rande erwähnt. Der nächste Schritt wird sein, Megas unsere
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