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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Angriffstaktik darzulegen. Diese wird so aussehen, dass ich mit Fendralins Macht die gesammelten menschlichen Einheiten, bestehend aus Ardens verbliebenen Truppen und Megas’ Schwarzlanzern, erneut auf die Anhöhe unter dem Kahlen Haupt führen werde, wo sie als Lockmittel für den Drachen dienen sollen. Ich werde sie zwingen, das geschuppte Übel so lange zu beschäftigen, bis wir die Flugwölfe aus Kersilon zum Einsatz bringen können, die die Echse mit Himmelsfeuer überschütten werden, bis sie geschwächt darniedersinkt und Ihr sie mit den Themuraia überwältigen könnt. Wir werden Megas nicht darüber im Zweifel lassen, dass es für die menschlichen Streiter bei dieser Schlacht so gut wie keine Überlebenschance gibt, da ich sie mithilfe Fendralins nur so lange vor dem Geistesfeuer des Drachen bewahren werde, wie es unbedingt notwendig ist, damit unser Schlachtplan gelingt. Danach bringen wir sie den Göttern als Opfer dar, auf dass die großen vier sich den Fardjani gewogen zeigen mögen und uns das nötige Schlachtenglück beschieden sei.« Er lächelte versonnen. »Nachdem Megas also erfahren hat, dass er bereits sein Reich und seine Macht eingebüßt hat, wird er mit der Gewissheit in den Kampf ziehen, auch noch den Rest seines Heeres und zuletzt auch sein eigenes Leben durch die Geistesmartern der großen Echse zu verlieren. Dennoch wird er sich Fendralins Macht nicht widersetzen können. Somit wird nicht einmal sein Wille am Ende noch ihm gehören. Ich denke, dies darf ohne Übertreibung als eine vollkommene Rache bezeichnet werden, meint Ihr nicht?« Erwartungsvoll sah er Arton an.
    Der stand stocksteif vor ihm und versuchte, die widerstreitenden Impulse, die nach diesen unfassbaren Äußerungen des Kirchenoberhaupts an seinen Gedanken zerrten, unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig nichts davon nach außen dringen zu lassen, was der Citarim hätte erspüren können. Natürlich hatte ihm das Kirchenoberhaupt eine höchst verlockende Möglichkeit geboten, sich nicht nur an Megas zu rächen, sondern diesen regelrecht zu zerschmettern. Aber im Gegensatz zu ihrem Herrn hatten Megas’ Untergebene Arton kein Leid zugefügt und Ardens Leute schon gar nicht. Trotzdem waren sie alle, genau wie Arden zuvor behauptet hatte, vom Citarim, ohne mit der Wimper zu zucken, als Opfer auserkoren worden, um den Fardjani die Gunst der Götter zu sichern. Arton hätte keine Schwierigkeiten mit einem Einsatz dieser Truppen für ein gefährliches Manöver gehabt, auch nicht damit, dass der Kirchenfürst sie als Lockvögel einsetzen wollte, um den Drachen aus seinem Bau zu holen. Dabei handelte es sich zwar um ein skrupelloses, aber strategisch durchaus sinnvolles Vorgehen, das Arton zu billigen bereit gewesen wäre. Aber mehrere Tausend Leben bewusst zu opfern, um sich das Wohlwollen des Himmels zu erkaufen, gehörte in eine ganz andere Kategorie. Das grenzte an Wahnsinn.
    Dennoch – er hatte sich nun einmal für diesen Weg entschieden und es war nicht seine Art, auf halber Strecke zu kneifen. Arton wusste, was es bedeutete, Opfer zu bringen, denn ihm selbst war bereits mehr als der gebührende Anteil abverlangt worden. Vielleicht waren nun eben andere an der Reihe. Am Ende zählte nur das eine große Ziel, der Welt die alte göttergewollte Ordnung wiederzugeben. Wer würde dann noch danach fragen, mit wie viel Leid dieses Ziel erkauft worden war?
    »In der Tat werde ich jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu Megas’ vollkommener Vernichtung genießen«, antwortete Arton ernst. »Ihr habt mir damit ein großes Geschenk gemacht, Eure Heiligkeit.«
    »Das hatte ich angenommen«, stellte der Citarim zufrieden fest. »Ein Dienst, den Ihr den Göttern, der Kirche oder mir selbst erweist, wird niemals vergessen sein. Betrachtet dies als kleinen Vorgeschmack auf das, was Euch erwartet, wenn wir den Drachen erst einmal bezwungen haben.« Er nickte Arton wohlwollend zu. »Ich lasse Euch jetzt allein, Erwählter, ruht Euch aus. Eure Fähigkeiten werden bald wieder gebraucht.«
    Arton neigte ehrerbietig das Haupt, als der oberste Glaubensdiener sein Zelt verließ, dann sank er erschöpft in seinen Stuhl. Ihm wurde nun in aller Deutlichkeit bewusst, dass er kurz davorstand, eine ähnlich große Schuld auf seine Schultern zu laden wie sein Halbbruder Arden, allerdings mit dem Unterschied, dass er sich nicht auf Unwissenheit hinausreden konnte. Wenn diese Menschen, die sich jetzt noch in Unkenntnis ihrer beschlossenen Vernichtung

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