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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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nie bei ihrer Mutter gesehen hatte. »Es ist ein Wunder der gütigen Göttin Bajula, dass wir uns hier wiederbegegnen dürfen«, fuhr Tarana andächtig fort.
    »Wie hast du …«, fragte Arton stockend, »… wie konntest du den Pfeiltreffer überleben? Ich dachte, ich hätte dich getötet.«
    Tarana nahm wortlos die beiden Kinder an der Hand, erhob sich aus der Hocke und ging ein paar Schritte auf Arton zu.
    Dieser bedeckte rasch die linke Hälfte seines Gesichts mit der Hand. »Bring die Kinder lieber nicht her«, meinte er abweisend. »Ich möchte sie durch mein Aussehen nicht erschrecken.«
    Tarana ging mit Thalia und Arlion unbeirrt weiter, bis sie direkt vor Arton stand. Thalia registrierte verwundert, dass ihre Mutter ihn mit dem gleichen mitfühlenden Ausdruck in den Augen betrachtete wie eines ihrer Kinder, wenn sie sich in einem Dombusch die Arme aufgerissen oder beim Hinfallen die Knie aufgeschürft hatten. »Ich wollte dir nur aus der Nähe zeigen, was mir das Leben gerettet hat.« Sie wies auf das rautenförmige Amulett, das um Thalias Hals hing. »Siehst du den Schlitz in der Mitte, Arton? Dort hat der Pfeil eingeschlagen. Ohne dieses Geschenk von dir stünde ich jetzt nicht hier. Dass du mich getroffen hast, war ein Versehen, dessen war ich mir die ganze Zeit über bewusst. Du hast auf Megas gezielt, aber er hat mich als Schutzschild benutzt. Du konntest nichts dafür und wenn ich in dieser Nacht den Tod gefunden hätte, so wäre dir keinerlei Schuld zugefallen. Doch stattdessen hast du mir das Amulett deiner Mutter als Zeichen unserer Liebe geschenkt und diesem Kleinod verdanke ich mein Leben.« Tarana zog sanft an Artons Hand, mit der er sein versehrtes Auge verbarg. »Und jetzt lass mich deine Narbe sehen«, verlangte sie bestimmt.
    Arton war so aufgewühlt, dass er nicht zögerte, Taranas Bitte zu erfüllen. Langsam nahm er die Hand von seinem Gesicht, senkte allerdings gleichzeitig auch beschämt den Kopf. »Die Wunde ist nicht richtig vernäht worden, deshalb ist sie so schlecht zusammengewachsen«, murmelte er.
    Thalia sah, dass das linke Auge des Kriegers fehlte und die Lider zusammengenäht waren. Eine lange, wulstige, rote Narbe verlief längs über die Stirn, die leere Augenhöhle und einen Teil der linken Wange. Obwohl natürlich keine davon so groß war wie die von Arton, konnte auch Thalia ein paar Narben an Beinen und Armen vom Herumtollen im Wald vorweisen. Sie war ziemlich stolz auf diese Zeichen ihres Wagemuts und hatte oftmals die Zahl und Länge ihrer Narben mit denen der anderen Kinder gemessen.
    »Du musst sehr mutig sein«, sagte sie schüchtern.
    Alton runzelte erstaunt die Stirn. »Was hat das mit Mut zu tun?«
    »Na ja«, versuchte sie zu erklären, »so eine Narbe bekommt man doch nur, wenn man sich in eine große Gefahr wagt, oder?«
    Arton sah sie nachdenklich an, dann lächelte er, antwortete jedoch nichts.
    »Thalia hat recht«, pflichtete Tarana ihr bei. »Das ist ein Beweis des Mutes, mit dem du dich diesen Mördern entgegengeworfen hast. Du solltest stolz darauf sein und dich nicht dafür schämen.« Ihr Blick wanderte zu Arlion, der mit großen Augen neben ihr stand. »Aber nun würde ich dir gerne noch Arlion vorstellen«, verkündete sie feierlich und Thalia bemerkte verwundert, wie die Stimme ihrer Mutter vor Aufregung zitterte.
    Arton sah Tarana fragend an, dann beugte er sich zu Thalias Geistbruder hinunter und reichte ihm seine Hand. »Guten Tag, Arlion.«
    »Hallo«, hauchte dieser kaum hörbar.
    Thalia fühlte die Furcht in ihrem Bruder und versuchte reflexartig, ihn zu beruhigen: ›Unsere Mama hat doch gesagt, Arton ist ein Freund. Das heißt, er ist nicht böse, also kannst du nett zu ihm sein.‹ Gleich darauf richtete sie ihre Augen erschrocken auf Arton, denn sie hatte gänzlich vergessen, dass auch er über die Fähigkeit verfügte, in Gedanken zu sprechen. Eigentlich hatte sie ja nichts Schlimmes gesagt, doch der Krieger wurde trotzdem bleich wie ein Mulchpilz.
    »Sie nennen dich beide Mutter?«, fragte Arton an Tarana gewandt. Offenbar schien ihn diese Tatsache in höchstem Maße zu beunruhigen.
    Tarana, die von dem stillen Gedankenaustausch zwischen den dreien natürlich nichts mitbekommen hatte, wirkte zunächst verwirrt, dann nickte sie: »Ich nehme an, du kannst hören, was sich diese beiden kleinen Verschwörer in ihren Gedanken zuflüstern.« Sie schmunzelte. »Das hätte ich mir eigentlich denken können.« Sie holte tief Luft, so als setze sie

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