Götterschild
dich auf eine schwere Probe gestellt.«
Daia wirkte wie vor den Kopf gestoßen. Verstört blickte sie erst Meatril an, dann Targ und schließlich nahm sie Shyrali ins Visier, die sich etwas im Hintergrund gehalten hatte. Daias Brauen furchten sich finster, als sie die hübsche Rothaarige einer genaueren Musterung unterzog. »Hat sie etwas damit zu tun?« Daia stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Ich glaube, ich kenne diese Frau irgendwoher.« Sie dachte angestrengt nach. »Arbeitete sie nicht in einer Schneiderei zu Hause in Seewaith? Ja, ich bin mir sicher, dass ich mich dort ein paar Mal mit ihr unterhalten habe.« Sie wandte sich wieder Meatril zu. »Was hat das alles zu bedeuten?«
Meatril seufzte. »Das ist eine lange Geschichte. Ich denke, wir alle sollten uns nachher zusammensetzen und uns gegenseitig unsere Erlebnisse berichten. Es gibt vieles, was ich dir, Tarana, Arden und Arton noch erzählen muss, und umgekehrt verhält es sich bestimmt ebenso. Aber ich kann dir versichern, dass Shyrali«, er deutete auf seine junge Begleiterin, »keine Schuld daran trägt, dass ich mir über uns beide zurzeit nicht im Klaren bin.« Er schenkte Daia ein zaghaftes, bedauerndes Lächeln und sah dann zu Arton und Tarana hinüber. »Wir sollten Arton jetzt zu seinem unverhofften Vaterglück gratulieren.« Damit ließ er Daia einfach stehen und trat neben seinen ehemaligen Lehrmeister, um ihm die Hand zu schütteln.
Daia blickte ihm hinterher. Stille Tränen rannen ihre Wangen hinab. Targ ergriff mitfühlend ihre Hand, wusste aber nicht, was er sagen sollte.
»Kannst du mir erklären, weshalb er mich behandelt wie eine Fremde?«, fragte Daia schließlich mit vor Verzweiflung zitternder Stimme.
Targ schüttelte langsam den Kopf. »Er hat es mir nicht erzählt. Es gab einen großen Streit mit Arden und seitdem war Meatril auch auf dich nicht mehr gut zu sprechen.«
Daia zuckte zusammen, als habe er sie ins Gesicht geschlagen. »Dann weiß ich, warum er mir böse ist«, flüsterte sie entsetzt. Sie schien noch einen Moment zu überlegen, wandte sich schließlich um und lief davon.
»Was ist denn mit Daia los?«, erkundigte sich Tarana, als sie ihre Freundin in der Menge verschwinden sah. Sie kam mit dem kleinen Arlion auf dem Arm auf Targ zu.
»Da musst du Meatril fragen«, entgegnete Targ wortkarg.
Tarana nickte bekümmert, begann sich dann aber sorgenvoll umzuschauen. »Hast du eigentlich Thalia irgendwo gesehen?«
»Dann ist sie also auch hier?«, rief Targ erstaunt. »Sie muss sich mit Arlion heimlich unserem Heereszug angeschlossen haben. Wir hätten ihr niemals erlaubt, mit uns zu kommen.«
»Ja, ja«, meinte Tarana und winkte ab, »davon hat sie mir erzählt. Ich mache euch keinen Vorwurf, ich war ja überglücklich, die beiden wieder zu sehen, auch wenn dies natürlich nicht gerade ein geeigneter Ort dafür ist. Aber jetzt ist Thalia auf einmal verschwunden.«
»Innerhalb der Festungsmauern kann ihr doch nichts passieren«, erwiderte Targ beruhigend.
»Na, ich weiß nicht.« Taranas Sorge schien sich keineswegs gelegt zu haben. »Ich glaube, ich gehe sie lieber suchen. Vielleicht war das alles ein bisschen viel für sie.« Sie blickte sich nach Arton um, der gerade in ein Gespräch mit Meatril vertieft war. »Es tut so gut, euch alle wieder zu sehen«, seufzte sie und wandte sich wieder Targ zu. »Ich hätte das niemals zu hoffen gewagt. Wo sind denn Eringar und Deran? Haben die euch ebenfalls begleitet oder halten die beiden in Seewaith die Stellung?«
Die Frage kam so unvermittelt, dass Targ die Tränen in die Augen schossen. Beschämt senkte er sein Haupt. Tarana begriff sofort und ihre Fröhlichkeit verwandelte sich in Trauer. Ohne ein weiteres Wort legte sie ihrem Schwertbruder tröstend den Arm auf die Schulter.
»Es tut mir so leid, Targ«, murmelt sie schließlich. »Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen.«
Targ hob abrupt den Kopf. Er wischte seine Tränen weg und blickte zornig in die Ferne. »Megas hat sie auf dem Gewissen. Das Einzige, was mir hilft, ist, wenn ich diesem Abschaum endlich das Lebenslicht ausblasen kann.«
Tarana nickte. »Vielleicht weißt du es noch nicht, aber Megas befindet sich unter den Leuten des Citarim und lagert vor den Toren der Festung.«
Targ lächelte grimmig. »Das hatte ich gehofft. Ich muss gestehen, dass Daia und dich zu retten nur einer der Gründe war, warum ich hergekommen bin.«
Tarana erwiderte sein Lächeln. »Um Daia und mich brauchst du dir
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