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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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hier.« Er versuchte Resa mit wedelnden Bewegungen seiner inzwischen wieder halbwegs funktionsfähigen Arme aufzuscheuchen. »Schsch, schsch, schsch, los jetzt, flieg! Flieg und hol Selira.«
    Ein tiefes Grollen aus Resas Kehle unterband augenblicklich Rais Versuch, die Säbelschwinge herumzukommandieren. Geradezu aufreizend sorgfältig beseitigte sie erst noch das letzte Staubkorn aus ihrem Fell, riss ihre gewaltigen Kiefer zu einem einschüchternden Gähnen auf und breitete dann gemächlich ihre mächtigen Flughäute aus. Majestätisch erhob sie sich in die Lüfte, wobei sie es allerdings so einzurichten wusste, dass Rai dabei in eine dichte Staubwolke eingehüllt wurde, die ihm die Tränen in die Augen trieb und einen Hustenanfall auslöste.
    Als sich der Staub gelegt und Rais Augen und Lunge wieder frei vom kratzigen Wüstensand waren, sank der Tileter seufzend auf einen Stein nieder und nahm einen tiefen Zug aus dem Wasserschlauch, den er immer noch umhängen hatte. Es war wirklich ein Glück, dass sich sein Verhältnis zu Selira mittlerweile verbessert hatte, denn mit einer verstockten Xelitin und einer nicht minder eigenwilligen Flugwölfin wäre er vermutlich restlos überfordert. Der Umgang mit solch anspruchsvollen weiblichen Wesen schien großes Geschick und viel Erfahrung zu erfordern und an beidem mangelte es Rai noch erheblich, wie er gerade ein weiteres Mal feststellte.
     
    Als Resa wieder auftauchte, war bereits die Nacht hereingebrochen und die großen Wachfeuer, die rund um das Heerlager entzündet worden waren, malten lange Schatten auf den steinigen Wüstenboden. Obwohl Rai mit Resas Kommen gerechnet hatte, versetzte ihm ihre riesige Gestalt, die plötzlich aus der Dunkelheit auf ihn herabschoss, dennoch einen gehörigen Schrecken. Unwillkürlich duckte er sich, verlor das Gleichgewicht und rollte prompt von dem Felsen hinunter, auf den er sich zum Schutz vor giftigem Wüstengetier zurückgezogen hatte. Er kam gleich neben Selira zu liegen, die Resa dort gerade abgesetzt hatte und die jetzt keuchend, hustend und würgend mit den Rai schon vertrauten Folgen des Lufttransports zu kämpfen hatte.
    »Das wird gleich wieder«, bemühte sich Rai Selira zu beruhigen. »Deine Arme sind wahrscheinlich noch etwas taub, aber das geht vorbei.« Er wollte sich gar nicht ausmalen, um wie vieles furchteinflößender der Flug mit der Säbelschwinge in völliger Dunkelheit gewesen sein musste.
    »Das … war … nicht lustig«, japste Selira immer noch atemlos. »Ich dachte, sie lässt mich fallen.«
    »Ging mir genauso«, erwiderte Rai und bot ihr den letzten Schluck Wasser aus dem Schlauch an. »Trink etwas, dann fühlst du dich besser.«
    Nachdem Selira das Vorratsgefäß bis auf den letzten Tropfen geleert hatte und wieder ein wenig zu Atem gekommen war, begann sie auf einmal leise zu kichern. »Wenn ich meinen Brüdern und Schwestern zu Hause erzähle, dass ich nicht nur tagelang in der prallen Wüstensonne herumgelaufen, sondern auch noch wie ein Vogel durch die Luft geflogen bin, dann wird Herak mich sicherlich aus den heiligen Feuerhallen werfen lassen.«
    »Du klingst nicht gerade, als würde dir das sonderlich viel ausmachen«, bemerkte Rai erstaunt und auch ein bisschen hoffnungsvoll, denn immerhin stand Seliras Zugehörigkeit zu den Xeliten und ihr damit verbundenes Leben unter Tage immer noch einer möglichen gemeinsamen Zukunft mit ihm im Weg.
    »Ach, wir haben uns ohnehin im Streit getrennt«, bekannte sie betont beiläufig. »Herak wollte nicht, dass ich gehe, er versuchte sogar, es mir zu verbieten.«
    Rai wagte im Schutze der Dunkelheit ein spöttisches Grinsen. »Na, da ist er aber an die Falsche geraten, stimmt’s?«
    »Ich kann dein freches Grinsen sehen, Rai«, wies Selira ihn zurecht, wobei sie aber keineswegs verärgert klang. »Und natürlich lass ich mir von niemandem Vorschriften machen, schon gar nicht von diesem Gernegroß Herak. Er hat bereits vor längerer Zeit versucht, mich am Verlassen der Höhlen zu hindern, weil ich angeblich eine ›Gefährdete‹ wäre. Das hat mich erst recht angespornt, wegzugehen.«
    »Heißt das«, erkundigte sich Rai gespannt, »selbst wenn wir nach Andobras zurückkehren, würdest du nicht wieder in der Mine leben wollen?«
    »Ich habe nicht in der Mine gelebt«, korrigierte ihn Selira unverzüglich, »sondern in den geweihten Feuerhöhlen des Xelos. Aber obwohl mein Gott natürlich weiterhin sehr wichtig für mich ist, wäre es schon möglich, dass

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