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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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ich mal eine Zeitlang an der Oberfläche bleiben würde. Schließlich gibt es hier oben eine ganze Menge zu erleben.«
    Rai nickte zustimmend. »Ja, langweilig war es nicht in den letzten Tagen.«
    »Aber warum hat uns Resa denn jetzt hierhergebracht?«, wollte Selira wissen. »Ich habe von oben zahlreiche Feuer erkennen können. Sind wir in der Nähe von Tanduco?«
    »Ja«, bestätigte Rai und beschrieb Selira kurz, was er bei Tageslicht gesehen hatte. »Ich schätze, Resa will, dass wir ihren Herrn aus diesem Lager befreien, dabei wissen wir nicht mal, wo genau Oibrins Gefängnis ist. Das Einzige, was ich herausfinden konnte, war, wo sie die Packschweine hingebracht haben. Ich bin vorhin in der Abenddämmerung ein wenig herumgepirscht und da habe ich sie in einem Gatter am Nordrand des Lagers entdeckt.«
    »Und was jetzt?«, fragte Selira. »So wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt schon einen Plan.«
    Rai fühlte sich ein wenig geschmeichelt durch das Vertrauen, das Selira in ihn setzte. »Ähm, na ja«, begann er ein wenig verlegen zu erläutern, »ich hatte ja etwas Zeit, mich vorzubereiten, während Resa dich geholt hat. Einfach wird es nicht, das steht fest. Aber mir ist aufgefallen, dass sich Resa auch im Dunkeln problemlos orientieren kann. Das gibt uns schon mal einen wesentlichen Vorteil, denn sie wird das Gefängnis ihres Herrn auch bei Nacht wieder finden.«
    »Du willst damit aber nicht sagen, dass wir mit ihr ins Lager fliegen sollen?«, erkundigte sich Selira bestürzt.
    Rai zog den Kopf zwischen die Schultern. »Mit Resa ins Lager fliegen muss sicherlich nur einer von uns, aber in der Zwischenzeit sollte der andere für etwas Ablenkung sorgen.«
    »Ablenkung? Wie lenkt man denn ein ganzes Heerlager ab?«
    »Oh, ich hab da schon so eine Idee.« Rai lächelte geheimnisvoll und hob den Beutel hoch, in dem sie ihre Vorräte transportiert hatten. Er war am oberen Ende mit der Trageschlaufe zugeschnürt und in seinem Inneren bewegte sich etwas.
    »Was hast du denn da eingefangen?« Selira blinzelte argwöhnisch. »Das muss ja etwas ganz Besonderes sein, wenn du damit die Aufmerksamkeit sämtlicher Lagerwachen erregen willst.«
    »In dem Beutel befinden sich vier Madenkäfer, aber die sind sozusagen nur ein Mittel zum Zweck«, erklärte Rai verschmitzt. »Deine Erfahrung mit den vielbeinigen Bewohnern eurer Feuerhöhlen qualifiziert dich ganz besonders für die ehrenvolle Aufgabe, diese Geheimwaffe zu ihrem Einsatzort zu schaffen.«
    »Ich ahne schon, was du vorhast«, stöhnte Selira.
    »Das ist doch immer noch besser als fliegen, oder?«, feixte Rai. »Und außerdem habe ich den unangenehmsten Teil – das Einfangen der Käfer – schon erledigt.«
    »Ist ja gut«, seufzte Selira, »gib her.« Sie griff nach dem Beutel mit dem zappelnden Inhalt. »Jetzt musst du mir nur noch beschreiben, wo genau ich die Madenkäfer freilassen soll.«

 
NÄCHTLICHE UMTRIEBE
     
    A rden hätte sich niemals träumen lassen, dass so etwas Aufregendes wie die Eroberung einer Stadt derart viel Langeweile mit sich bringen könnte. Auf der Suche nach Abwechslung hatte er noch vehement daraufgedrängt, die Truppen, die der Citarim gegen das aufrührerische Tanduco entsenden wollte, höchstpersönlich anzuführen. Im Palast von Tilet war ihm zunehmend die Decke auf den Kopf gefallen, denn dort gab es, außer Feste zu feiern und hier und da mal ein paar Bittsteller zu empfangen, nichts für ihn zu tun. In letzter Zeit hatte ihn auch das Gefühl beschlichen, dass der Citarim und seine Priester ihn von allen wichtigen Entscheidungen ausschlossen, indem sie es schlichtweg unterließen, ihn über die entsprechenden Angelegenheiten zu informieren. Das hatte Arden anfangs nicht weiter gestört, da er die diversen Pflichten, die sein hohes Amt mit sich brachte, ohnehin nicht sonderlich ernst nahm. Und die Kirchendiener hatten es bestens verstanden, ihn durch allerlei kurzweilige Unterhaltung von seinen eigentlichen Aufgaben als Herrscher abzulenken.
    Doch schon allein wenn er in den Spiegel sah, musste Arden zugeben, dass ihm dieser andauernde Müßiggang nicht gut bekam. Bei seinem triumphalen Einzug in Tilet war er noch ein athletischer Schwertkämpfer gewesen ohne das kleinste bisschen Fett an seinem damals durchtrainierten Körper. Was er jetzt sah, erinnerte mehr an einen schmerbäuchigen Dauergast in einer heruntergekommenen Hafenschenke. Wenn ihm vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass er bald so verlottert herumlaufen

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