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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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unverhofften Reichtum. Was ist denn passiert?«
    »Na ja«, begann Targ schmunzelnd zu erzählen, »wir haben, wie gesagt, nach eurem plötzlichen Verschwinden angefangen, überall in der Stadt nach euch zu suchen. Unsere Befürchtung war, dass euch vielleicht irgendeiner dieser noblen Handelsherren gegen euren Willen als Sklaven mit sich genommen hat. Daher konzentrierten wir uns zunächst hauptsächlich auf die reicheren Leibherren, wie diese sklavenhaltenden Händler hier genannt werden, und deren Gefolge. Am dritten oder vierten Tag, das weiß ich nicht mehr genau, bin ich dann mit einem dieser reichen Geldsäcke auf dem Marktplatz aneinander geraten. Der war nicht sehr begeistert davon, dass wir seine Sklaven begutachtet und befragt haben. Er brüstete sich damit, dass er ungeheuer wichtig wäre, hier in Kersilon, da habe ich dagegengehalten, dass ich ebenfalls aus reichem Hause komme und sogar mit dem Fürsten meines Landes verwandt bin. Das hat den Kerl wohl mächtig beeindruckt, denn er erachtete mich deshalb als würdig, mit ihm einen Zweikampf in der Arena auszutragen, um unsere Differenzen zu schlichten.«
    »Du musstest in die Arena?«, fragte Rai bestürzt. »Das ist aber eine harte Strafe dafür, dass du nichts weiter getan hast, als diesen Leibherrn zu verärgern.«
    »Ich glaube, die Kersilonen sehen das nicht als Strafe an«, entgegnete Targ leichthin. »Hier ist das eher eine Art Spiel, mit dem so nebenbei auch noch viele Streitigkeiten geregelt werden. Wie ich das verstanden habe, kann jeder jeden herausfordern und das Ablehnen eines Zweikampfes bringt einen massiven Ehrverlust mit sich. Allerdings muss man die Herausforderung eines weit niedriger Gestellten nicht akzeptieren, es sei denn, ein Richter oder einer der Wesire ordnet das an. Das führt dazu, dass manchmal sogar ein Leibherr gegen einen seiner Sklaven kämpfen muss, wenn dieser von seinem Besitzer nachweislich ungerecht behandelt wurde. So verschieden wie die möglichen Anlässe eines solchen Kampfes sind dann auch die Einsätze. Bei konkurrierenden Händlern geht es oft um sehr viel, manchmal um den gesamten Besitz, ein Sklave will dagegen von seinem Herrn meist nur die Freiheit und eine kleine Wiedergutmachung in Gold. Tja, und nachdem ich als Einsatz nicht viel anzubieten hatte, kämpften wir eben um die Citara.«
    »Das … war doch … ziemlich leichtsinnig, oder?«, bemerkte Rai stockend. Er konnte kaum glauben, was er hörte.
    »Mag sein«, räumte Targ unbeschwert ein, »aber ich war gerade in der geeigneten Stimmung für einen kleinen Schwertkampf und außerdem verspürte ich große Lust, diesem aufgeblasenen Popanz das Fell zu gerben. Ohne einen entsprechenden Einsatz ging das aber nicht.«
    »Und was ist dann passiert?«, erkundigte sich Selira gespannt und kam damit dem staunenden Rai zuvor.
    »Was soll ich sagen«, grinste Targ, »die Ausbildung in Seewaith hat sich bezahlt gemacht. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Die Arena ist riesig! Ich glaube, halb Kersilon, also bestimmt mehrere Tausend Menschen, haben mir zugesehen.
    Na gut, es fanden gleichzeitig noch ein paar andere Kämpfe statt, aber ich denke, wir lieferten die beste Vorstellung ab. Der Händler erwies sich als erstaunlich geschickt mit seinem Hakenspieß und ich brauchte eine Weile, bis ich meine Schwertführung darauf eingestellt hatte. Am Ende jedoch saß er keuchend vor mir im Sand, nur noch mit dem Stummel seines Hakenspießes in der Hand, und musste sich geschlagen geben. Und obwohl ich nicht von hier bin, haben mir die Kersilonen zugejubelt, als wäre ich ihr Favorit. So etwas habe ich noch nie erlebt.« Rai bemerkte in Targs Augen wieder jenes Leuchten, das nach den schrecklichen Erlebnissen in der Schlacht um Andobras für immer erloschen schien.
    »Und diese ganzen Sachen hier waren der Einsatz des Händlers? Hast du das alles mit deinem Sieg gewonnen?«, fragte Rai begeistert.
    »Es hat sich herausgestellt«, erklärte Targ höchst zufrieden, »dass die Citara mit ihren goldenen Verzierungen, Schnitzereien und sonstigem Firlefanz um einiges mehr wert ist, als wir dachten. Was du hier siehst, ist der Gegenwert in Waren, den mir der Händler für unser Schiff als Einsatz angeboten hat. Nicht schlecht, oder?«
    »Da steht ihr hier und plaudert, als wäre nichts gewesen«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
    Rai und Selira fuhren herum.
    »Ich komme gerade von meinem täglichen Rundgang über die Märkte Kersilons zurück«, sprach Meatril

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